Ottakring in aller Munde
Werkzeuggespräche 2 © Ula Schneider
Das Kunstfestival Soho in Ottakring, das noch bis 29. Oktober stattfindet, zählt mit seiner sozialkritischen Konzeption zur bunten Kunstvielfalt in Wien. Mit dem heurigen Themenschwerpunkt „In aller Munde“ beschäftigt sich das Festival mit Ernährung als komplexer Globalisierungsdiskurs.
Im 16. Wiener Gemeindebezirk tut sich was – und das nicht nur wegen „Planet Ottakring“ auf filmischer Ebene – sondern auch in der Kunstszene abseits der kommerziellen Galerien in der Innenstadt. Verantwortlich dafür ist das Kunstprojekt Soho in Ottakring. Seit 1999 sorgt das Team rund um Ula Schneider, Marie-Christine Hartig und Hansel Sato für kooperative Kunst in urbanen Kontexten. Neben der Nutzung von leerstehenden Gebäuden in Ottakring für Veranstaltungen innerhalb des Festivals legt das Kunstprojekt besonders Wert auf sozialkritische Hintergründe. Gemeinsam mit KünstlerInnen und örtlichen Insitutionen wie Schulen, Kultureinrichtungen oder Jugendzentren werden diese erarbeitet und porträtiert.
Fleisch und Wurst aus Untersberger Marmor von Taro Meissner © Thaddäus Stockert
Essen am Soho-Menüplan
„In aller Munde – 1000 Gramm Gedanken und Aktionen zum Netzwerk Ernährung“ – so lautet das diesjährige Motto von Soho in Ottakring. Im Rahmen des Festivalprogramms werden deshalb verschiedenste Aspekte, Zusammenhänge und Entwicklungen in Sachen Ernährung beleuchtet und künstlerisch für mehr Empathie vermittelt. Ziel der einzelnen Projekte ist auch heuer wieder das Aufzeigen von Problemen und das Anregen zu neuen Sichtweisen. Das Themen-Spektrum reicht von Herstellungsverfahren, artgerechter Tierhaltung, bis hin zu Fragen der Städteentwicklung und die damit verbundenen Konsequenzen im Landwirtschaftswesen. Schauplatz des Kunstfestivals ist das Sandleiten-Viertel und seine Umgebung, wo sich auch die rote Gemeindebau-Hochburg Sandleitenhof befindet, in dem sich Soho in Ottakring auch eingenistet hat.
Besondere Programmpunkte sind die sogenannten Suppengespräche und Werkzeuggespräche, die seit März regelmäßig stattfinden und zur interaktiven Teilnahme für einen kollektiven Lernprozess einladen. Das letzte Suppengespräch findet am 13. Oktober in der SOHO-Projektwerkstatt im Sandleitenhof, Rosa-Luxemburg-Gasse 9, statt.
„9.000 km Häppchen – Wanderndes Wissen“
Mit der Ausstellung „9000 km Häppchen – Wanderndes Wissen“ endet Soho in Ottakring für heuer. Anhand der Exportprodukte Mais, Erdäpfel und Quinoa aus Lateinamerika stellen internationale KünstlerInnen wie Sandra Monterroso oder Emilio Santisteban Migration in einen völlig neuen Kontext: Landwirtschaftliche Agragrprodukte gelten für viele KonsumentInnen als selbstverständlich – wer denkt schon daran, woher der Pfeffer in der Suppe wirklich kommt!? Mit welcher Migrationsgeschichte alltägliche Lebensmittel verbunden sind, wird daher mithilfe von Installationen, Videos und Fotografien den BesucherInnen der Ausstellung sichtbar gemacht. Die Vernissage findet am 15. Oktober um 19.00 im Alten Kino Sandleiten in der Liebknechtgasse 32 statt. Bis zum 29. Oktober kann man sich von den Kunstwerken unter freien Eintritt zu neuen Denkweisen anregen lassen.
Quinoafeld in Salar de Uyuni, Bolivien © Mickaël T. / Flickr
Call for Papers
Wer nächstes Jahr ein Teil von Soho in Ottakring werden will, kann bis 27. Oktober noch Projektvorschläge einreichen und sich für 2016 qualifizieren. Gesucht wird alles Rund ums Thema „I n a l l e r M u n d e – schmackhafte und weniger schmackhafte Details zum Netzwerk Ernährung”. Willkommen sind alle Ideen, die komplexe Globalisierungsstränge aufzeigen und auf eine leichte Art greif- und fassbar machen. Zwischen 4. und 18. Juni steht das Sandleiten-Viertel dann wieder ganz im Zeichen der Kunst und setzt mit dem komplexen Themenfokus den heurigen Ernährungsschwerpunkt fort.
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