Von der Omi, die sich aufmachte, den Getränkemarkt zu erobern
Fred Kendlbacher ist von seinem Produkt überzeugt: Omi’s Apfelstrudel ist seit rund einem Jahr am Markt und sogar in der Minibar des Trump Interntional Hotels in Chicago zu finden. Über Äpfel, schräge Ideen und das leidige Problem mit der Glasflasche.
BIORAMA: Vorweg eine persönliche Frage: Es heißt „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ – hatten Sie einen engen Bezug zu Ihrer Großmutter? Und konnte sie gut Apfelstrudel backen?
Fred Kendlbacher: Ja, absolut. Ich habe einen unglaublich engen Bezug gehabt zu meiner Großmama, weil ich halt einfach im gleichen Haus aufgewachsen bin. Ich denke – meine Großmama ist ja leider Gottes nicht mehr da –, dass sie von oben zuschaut.
Der Apfelstrudel ist ein süßes Aushängeschild der österreichischen Küche. Wie kommt man eigentlich auf die Idee, einen „trinkbaren Apfelstrudel“ zu entwickeln?
Ich bin ein Mensch, der gedanklich viel unterwegs ist – und da ist mir einmal die Idee gekommen, dass so ein Apfelstrudel zum Trinken schon irgendwie geil wäre. Das war eine Idee, die habe ich aber im gleichen Moment wieder verworfen. Aber sie ist immer wieder aufgeflammt. Richtig aktuell ist alles dann im letzten Jahr geworden. Ich habe sehr gute Freunde, die jetzt auch meine Geschäftspartner sind. Die Firma läuft zwar unter meinem Namen, aber ich sage immer dazu: Ich bin nur einer von vier – einer von vier Freaks. Das sind Michael Reiter, Philipp Maier, Ries Bouwman und ich. Mike Reiter und Philipp Maier betreuen in Leoben eine sehr erfolgreiche Werbeagentur. Sie haben letztes Jahr wieder den Green Panther bekommen, das ist ein Werbepreis in der Steiermark. Immer, wenn sie einen Green Panther bekommen, machen sie ein Fest. Da sind wir zu späterer Stunde zusammengestanden und ich habe zu Mike gesagt: „Weißt du was, jetzt habe ich eine Idee, jetzt produzieren wir etwas.“ Mike hat geantwortet: „Was denn?“ Meine Antwort darauf wiederum: „Was sagst du zu einem Apfelstrudel, einem Apfelstrudel in einer Flasche, zum Trinken?“ Da hat er mich so angeschaut gesagt: „Weißt du was, Fred, das ist geil!“ Und dann war das eigentlich relativ schnell beschlossen.
Was macht die steirischen Äpfel – das Ausgangsprodukt von Omi’s Apfelstrudel– so besonders?
Zum einen ist die Steiermark das Bundesland, das sich einfach schon am längsten mit der Apfelproduktion befasst. Zum anderen hat die Steiermark für den Apfel ein sensationelles Klima. Das Adria-Klima ist perfekt für den Apfel.
Die Omi ist international sehr umtriebig. Wie entwickelt sich der Absatzmarkt in den USA, vor allem nach Omis TV-Auftritt? Wie funktioniert das Produkt in den Niederlanden?
Vielleicht zuerst zu Amerika: Wir haben das mit Amerika mit Sicherheit nicht so geplant, wie es gelaufen ist und natürlich haben wir nicht geplant, dass wir beim Fernsehsender Fox Business in einer Live-Show auf dem Tisch stehen. Das war für uns einfach ein Wahnsinn.
Ries Bouwmann, unser kaufmännischer Geschäftsführer, ist im April nach Amerika geflogen, um zu schauen, wie die Amerikaner auf die Omi reagieren. Das war dann so positiv, dass wir gesagt haben, wir probieren es auf der Fancy Food Show, das ist die größte amerikanische Messe überhaupt. Unser Stand ist supergut angekommen. Da waren dann weit über 100.000 Produkte präsent und eben – die Omi. Ein Gourmet-Kritiker von der New York Times war auch unter den Verkostern bei unserem Stand und auf einmal waren wir einige Tage später groß in der New York Times vertreten. Aber das war noch nicht alles. Die Omi war plötzlich auf Fox Business in einer Live-Show, ist dort auf dem Tisch gestanden und verkostet worden. Schlussendlich ist die Omi dann zum drittbesten Produkt der Fancy Food Show gekürt worden. Das war fantastisch für uns. Wir haben jetzt die ersten 70.000 Flaschen nach Chicago geliefert. Wir sind sogar in der Minibar des Trump International Hotels in Chicago vertreten.
Holland erklärt sich von selbst – Ries Bouwman ist Holländer und er hat natürlich nach Holland sehr gute Kontakte. Da haben wir zwei coole Jungs, die sind auch solche Freaks wie wir, die passen zu uns. In Holland läuft sie auch schon ganz gut, die Omi.
Russland hat die Äpfelimporte aus Österreich gestoppt bzw. abbestellt und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter ruft die Bevölkerung dazu auf, mehr österreichische Äpfel zu essen. Wie bewerten Sie die derzeitige Krise in der Apfelbranche? Wie wirkt sie sich auf die Erzeugung ihres Produktes aus?
Auf unser Produkt hat das gar keine Auswirkungen. Wie ich das zum ersten Mal gelesen habe, habe ich mir schon ein bisschen die Hände gerieben. Warum? Weil ich mir gedacht habe, wir kaufen jetzt gleich ein Riesenkontingent. Natürlich ist für uns der Preis wichtig. Aber dann haben zwei Dinge dagegengesprochen: Wir sind alle Karma-Menschen. Vor allem Mike war strikt dagegen. Das ist keine Philosophie von der Omi. Die zweite Sache ist, dass wir mit dem Obst, das für Russland gedacht war, nicht wirklich arbeiten hätten können. Das ist einfach kein Tafelobst, das meiste ist Fallobst. Das verarbeiten wir nicht. Uns hat das ganze in Wahrheit gar nichts gebracht.
Omi’s Apfelstrudel wird demnächst bio-zertifiziert. Wie kam es zur Umstellung und warum erfolgt sie erst jetzt?
Die Omi, wie wir sie kennen, wird nicht bio-zertifiziert. Es wird zusätzlich eine Bio-Omi geben. Für mich war das eigentlich von Anfang an nicht so wichtig. Wir haben die Zertifizierung Gutes vom Bauernhof. Dieses Zertifikat zeichnet ein Produkt schon einmal aus. Gutes vom Bauernhof bedeutet, dass ein Produkt komplett auf dem Hof hergestellt wird. Da wird uns schon relativ viel vorgeschrieben. Für mich ist das nicht weit weg von Bio.
Ich bin jetzt 52 Jahre alt, ich habe diese Bio-Welle relativ stark miterlebt und zwar das Negative in Bezug auf Bio, das ganze Schindluder, das da getrieben worden ist. Und das hatte ich immer noch ein bisschen in mir. Zuerst habe ich ganz klar entschieden, dass wir nicht Bio machen. Mittlerweile habe ich mich aber sehr mit Bio befasst, weil es ja schon interessant ist. Jetzt ist dort, wo Bio drauf steht, auch Bio drin. Das nächste ist, dass wir klarerweise Kaufleute sind und wir immer mehr Anfragen von Biosupermärkten bekommen. Unser Produzent Christian Zuegg ist bereits bio-zertifiziert. Wir haben die Möglichkeit, dass wir 50.000-70.000 Flaschen pro Jahr biologisch erzeugen, mehr geht nicht. Ich frage mich, wo Unternehmen, die Millionen von Flaschen verkaufen, das Bio hernehmen – sicher nicht aus Österreich. Wir kommen mit einer Bio-Omi. Die Bio-Omi wird sich von der herkömmlichen Omi aber nicht wirklich unterscheiden. Es ist dann halt Bio drin. Für uns hat das aber keine Priorität.
Welche Empfehlungen haben Sie für andere Start-ups im Lebensmittelbereich? Wie schafft man den Sprung von der kreativen Idee zum funktionierenden Betrieb?
Natürlich spielt bei mir die Erfahrung eine Rolle. Ein bisschen Glück gehört auch dazu. Aber das Allerwichtigste ist, dass man das lebt. Wir leben die Omi und ich glaube einfach, das spürt man. An sein Produkt glauben muss man natürlich auch. Die Professionalität macht bei uns auch viel aus. Wir sind – jeder in seinem Bereich – Profis. Wir haben ein sensationelles Marketing. Wir arbeiten super zusammen, weil wir ja auch gute Freunde sind.
„Die Omi hat dich lieb!“ – kann ein Slogan wie dieser in der heutigen Zeit noch funktionieren? Gibt es die Apfelstrudel backende und Garten arbeitende Omi noch?
Die Omi funktioniert, das ist ein Wahnsinn. Das funktioniert genauso in Amerika. Omi’s Apfelstrudel ist wie gemacht für den amerikanischen Markt. In England tun wir uns ein bisschen schwerer, denn in England weiß keiner, was ein Apfelstrudel ist.
Gibt es schon Ideen für weitere Produkte? Omi’s Apfelmost vielleicht?
Das Ziel ist jetzt, die Omi sauber und nachhaltig am Markt zu platzieren. Wo wir ganz leise darüber nachdenken ist, für das nächste Jahr eventuell eine Omi-G’spritzt auf den Markt zu bringen.
Ein Projekt ist mir aber unheimlich wichtig und das ist, die Omi in eine andere Verpackung zu füllen. Wir haben diverse Anfragen, bei denen wir ein massives Problem mit der Glasflasche haben. Es wird eine Art PET-Flasche werden, weil es nicht anders geht. Wir wollen eine Flasche, die der derzeitigen Glasflasche ähnlich ist. Die klassischen PET-Flaschen am Markt können wir nicht verwenden, weil wir heiß füllen. Wir brauchen ein sehr hochwertiges, hitzebeständiges PET.
Aus ökologischer Sicht sind die Glasflaschen aber vermeintlich besser …
Da brauchen wir nicht diskutieren. Die Omi ist auch ein hundertprozentiges Premiumprodukt und ein solches gehört für mich in eine Glasflasche. Aber wir sind mittlerweile auch in der Schweiz vertreten und dort haben wir riesige Probleme mit der Glasflasche. Dort gibt es maximal Bier oder Wein in Glasflaschen. PET-Sammelstellen gibt es überall, Glassammelstellen muss man suchen. Es ist tragisch und es ist mir sicher ein Anliegen, in eine ökologische Richtung zu denken. Wir machen uns sehr viele Gedanken, in welche Art PET wir abfüllen werden. Mir wäre es sehr lieb, wenn wir bei der Glasflasche bleiben könnten, aber das geht halt nicht. Getränkekarton-Verpackungen haben wir uns auch angeschaut, aber die sind aus ökologischer Sicht noch weit schlimmer als PET. Wir können es nicht allen recht machen, aber wir versuchen schon, dass wir dem einen oder anderen guten Grundgedanken entsprechen.