Öko-Thriller: Unterhaltung mit Haltung

Nightmoves

Die Umweltaktivisten Josh, Dena und Harmon wollen in „Nightmoves“ einen Staudamm in die Luft sprengen. Aber etwas geht schief. Bild: Stadtkino Filmverleih

Klimawandel, Fracking, Plastikmüll – haben Themen wie diese im großen Blockbuster-Kino eine Chance? Drei Beispiele für Öko im Spielfilm.

Spaß + Information = Lerneffekt. Auch bei Erwachsenen. Neu ist die Formel nicht, man denke an John Olivers legendäre Late-Night-Show „Last Week Tonight“. Und im Film? Dazu gäbe es ja Dokumentationen. Nur leiden die unter mangelndem Unterhaltungswert. Das Volk will informiert werden, es verlangt nach Inspiration, nur langweilig sollt es halt nicht werden. Gerade umweltbezogene Thematiken bieten leider wenig Stoff für reißerische Headlines oder zündende Gags. Es sei denn, man verpackt sie in reizvolles Gewand. Vorhang auf für den Öko-Thriller.

Filme wie „Promised Land“ (2012), „The East“ (2013) oder „Night Moves“ (2013) thematisieren Umweltbedrohungen. Es geht um Profitgier, aggressiven Aktivismus und damit verbundene moralische Zwickmühlen. Ob die Botschaft tatsächlich die Hauptintention der Produzenten war? Das darf man anzweifeln. Es ändert allerdings nichts am Potenzial dieser Werke. Wenn nach dem Kinobesuch neben der fiktiven auch die reale Problematik im Hirn hängen bleibt, ist das zu begrüßen. Nur – haut das hin?

Drei Filme, drei Probleme

In „Promised Land“ versucht Matt Damon einer amerikanischen Kleinstadt ein paar Fracking-Bohrer in die Landschaft zu klatschen. „The East“ und „Night Moves“ handeln jeweils von Umweltschützern, denen die ersten zwei Silben im Wort „Aktivismus“ besonders an den Herzen liegen.

 

Promised Land

Mat Damon will nach Flüssiggas bohren. „Promised Land“ – ein Fracking-Drama im Flanellhemd-Look. Bild: Universal Pictures

Lehrfilme sind das allesamt keine, das Narrativ ist dominant. Doch immer mal wieder wendet sich eine Szene direkt an des Zusehers Gewissen. Wenn beispielsweise eine Schulklasse von den Gefahren des billigen Frackings erfährt, sitzen wir selbst zwischen den Kindern – oder auf einem Boot, und lassen uns von Überfischung berichten.

Besonders „The East“ hat einige starke Szenen im Gepäck. Das namensgebende Menschenrudel lebt in inniger Verbindung zum Rest der Natur. Die Mitglieder waschen sich gegenseitig im Fluss und ernähren sich von Dumpster-Beute. Während ihrer „Jams“ gehen sie dann aber höchst aggressiv gegen ihre Ziele vor. Moralische Fragen drängen sich auf. Gut so.

The East

Leben in der Natur und von der reichhaltigen Fülle der Müll­con­tainer: „The East“ hat auch düstere Momente. Bild: 20th Century Fox Deutschland

„Promised Land“ hat ähnlich starke Ansätze. Die vermischen sich leider bald mit amerikanischer Kleinstadtromantik. Die bietet allerdings eine Bühne für die Probleme der heutigen Landwirtschaft. Zweck und Mittel und so. Außerdem kriegt der klassische profitgierige Konzern sein Fett weg, was für so manchen ein Grund zur Freude ist. „Night Moves“ schließlich ist eine Geschichte von Vertrauen und Verrat. Hier kommt die Nachhaltigkeit aus der Rahmenrolle nicht raus. Dennoch besser als gar nichts.

Eine „Bewegung im Filmgeschäft“ ist es nicht. Noch nicht. Die Kombination von Unterhaltung und Lernen scheint aber endlich dem Kinderprogramm entwachsen zu sein. Und auch das wird möglicherweise den Planeten nicht aus der Bredouille bringen. Aber der erste Schritt dazu ist sowieso eine informierte Allgemeinheit. Und wenn ein verliebter Matt Damon im Flanellhemd die Massen nicht anzieht, was dann?

 

 

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