Obst & Lesestoff

„Heimisches Obst garnix!“ Mein Versuch, heute am Naschmarkt die Obst-Diät zu erweitern, schlug kläglich fehl. Also wieder gelagerte Äpfel & Rhabarber. Der Greenpeace-Shopping-Guide marktcheck.at meint zwar, dass Erdbeeren im Mai schon Saison hätten, bei Global 2000, wo ich neulich auch wegen Daten anfragte, hieß es, Erdbeeren seien zur Zeit „eventuell problematisch“, genaue Angaben gab es aber dazu nicht. Der beherzte Obsthändler, der mich beriet, sagte aber, dass heimische Erdbeeren derzeit noch unerschwinglich teuer wären. „Zuerst kommen Erdbeeren aus Ausland, dann aus Österreich. Dann Marillen – zuerst aus Ausland, dann Österreich. Dann Kirschen – zuerst aus Ausland, dann Österreich.“ In zwei Wochen sollte es mit den heimischen Erdbeeren aber wirklich soweit sein. Einstweilen: Wenig Obst, Frühlingszwiebel, Radieschen, heimische Karotten.

Über den Sinn und Unsinn des Regional-Dogmas versuche ich derzeit etwas mehr Literatur zu bekommen. Das New York Times Magazine hatte Ende April eine „Green Issue“, wo auch mein Guru unter den Ernährungsjournalisten, Michael Pollan, einen Beitrag zur Sinnhaftigkeit eines nachhaltigen Lifestyles geschrieben hat. Selbst wenn unsere Aktionen in den Auswirkungen minimal sind, so Pollans Argument, sind sie gesammelt doch wirkungsvoll; wenn der Klima- und Umweltschutz allein an Regulierungsbehörden etc. delegiert würde, würde man außerdem genau jene Mentalität fortsetzen, die überhaupt zu der Misere geführt hat: Erst durch die Auslagerung der Nahrungsmittelproduktion wäre das System aus Transportwegen und Agrarindustrie ja erst gefördert worden, es ist also logisch zwingend, dass einer, der sich um Nachhaltigkeit kümmert, bei sich selbst anfängt. Pollan, dessen Buch „In Defense Of Food“ ich mir übrigens auch grade zu Gemüte führe, plädiert also dafür, wieder etwas universalistischer zu werden – und selbst Gemüse zu pflanzen. Für einen Großstädter ohne Garten und Terrasse nicht einfach…

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