Nicht Fleisch, nicht Fisch
Nachdem wir mit der für viele schockierenden Meldung über die krebserregenden Eigenschaften von verarbeitetem Fleisch wie Wurst konfrontiert wurden, folgen jetzt schlechte Nachrichten zum Fisch, besonders zum Lachs.
Der Glaube, dass Fische viel gesünder als Rind und Schwein sind, hält sich hartnäckig. Aber die Massentierhaltung hat auch im Wasser ihre Folgen. Der Lachsbagel folgt nun dem Schicksal des Tunfischsandwich – ökologisch und gesundheitlich bedenklich, obwohl geschmacklich und durch das berühmte Omega-3 extrem beliebt, als Sushi oder zum Sonntagsfrühstück.
Öko-Test hat Räucherlachse getestet, die sowohl aus Aquakulturen als auch aus der Wildnis stammen.
Der „König der Fische“ lebt in der Zucht keineswegs unter royalen Umständen: Jede Menge bedenkliche Substanzen kommen zum Einsatz und gelangen in die Meere und schließlich auch in die Körper der Konsumenten. In den Kulturen wachsen die Tiere sehr dicht, was zu häufigen Flossenverletzungen führt und auch der Wasserqualität schadet. Um die Ausbreitung von Keimen und somit Krankheiten im Gehege zu verhindern werden Antibiotika und andere Medikamente eingesetzt. Aber durch neue Methoden der Krankheitsbekämpfung wie gezielte Impfung geht die Antibiotikaflatrate für alle Tiere im Gehege zurück weil so nur einzelne Tiere behandelt werden.
Pestizide im Fisch
Ein typisches Merkmal von Lachs, die rosa Farbe, kommt bei Wildtieren von ihrer natürlichen Nahrung, einer bestimmten Krebsart. Bei Tieren in Zuchtkulturen, die den Großteil der Räucherlachsarten im Kühlregal ausmachen, muss die Färbung durch Futtermittelzusätze erreicht werden, sonst wäre er grau gefärbt und nicht zu verkaufen. Die Biozucht greift auf die ökologisch vertretbare Phaffia-Hefe zurück um die Färbung zu erreichen. Gefüttert werden in den Zuchten meist Pellets aus Fischöl, Fischmehl, Proteinen und allen möglichen Zusätzen. Man ahnt schon: diese Zusatzstoffe für die schöne Optik sind nicht unbedingt gesund, weder für die Tiere, noch für die Menschen, die ihr Baguette mit diesen belegen.
Besonders bedenklich ist das als erbgutschädigend eingestufte Ethoxyquin, ein künstlicher Konservierungsstoff, der sehr wahrscheinlich zum Einsatz kommt, wenn der Lachs in konventioneller Zucht lebt.
„Der Metabolismus gibt Hinweise, dass Abbauprodukte entstehen, die die DNA schädigen können, und In-vitro-Studien haben DNA-Schädigungen auch bestätigt. Das ist besonders problematisch in frühester Kindheit, wenn die Empfindlichkeit sehr hoch ist. Es besteht zumindest der Verdacht, dass Ethoxyquin krebserregende Eigenschaften hat“, so Dr. Henk Tennekes, Toxikologe, zu Öko-Test.
„Es besteht zumindest der Verdacht, dass Ethoxyquin krebserregende Eigenschaften hat.“
Vom Verzehr von Lebensmittel, die Spuren dieser Substanz enthalten, wird also dringend abgeraten.
Als Pestizid für Obst und Gemüse wurde der Stoff 2011 von der EU verboten, darf also nicht länger als Rückstand in beispielsweise einem Apfel nachgewiesen werden. Als Pestizid. Als Zusatzstoff im Futtermittel darf das Ethoxyquin weiterhin verwendet werden und kann durch die erbgutschädigende Wirkung krebserregend sein. Es werden einfach keine Studien dazu in Auftrag gegeben.
Bio- und Wildlachse sind frei von dieser Substanz. Das Gesundheitsrisiko beim Verzehr von solchen Tieren ist also auf jeden Fall niedriger, aber trotzdem sollte man aus ökologischen Gründen auf bestimmte Gütesiegel achten. Aber nicht alle Labels bedeuten, dass hier alles stimmt: Manche Wildbestände sind gefährdet. Tiere aus dem Nordostpazifik vor den Küsten Alaskas sind laut Öko Test meistens in Ordnung, weil die Bestände dort stabil sind. Dagegen kommt der wilde Atlantiklachs oft aus schwachen Beständen und braucht daher Schonung.
Aber auch auf die Fangmethoden will beim Kauf berücksichtigt werden. Netze töten auch andere Fische und Vögel. Alle Biolachse wurden im Test sehr gut bewertet. Das Zertifikat Naturland hat bei der Bewertung sehr strenge Kriterien und wird von Öko Test empfohlen.
Neu: Genlachs
Ein neuer Streich der Industrie ist genetisch veränderter Lachs, der so manipuliert wurde, dass er schneller wächst und weniger Futter braucht. Das Tier wird wegen diesen produktionsbegünstigenden Eigenschaften von den Herstellern AquAdvantage genannt. Das erste transgene, also aus mehreren Genen gebastelte Tier, das auch in der Nahrungsmittelproduktion vorkommt, könnte also dieser Lachs sein. Welche advantages der Konsument davon haben könnte? Außer dem Preis wahrscheinlich nicht all zu viele.