Die Hände frei: Gendersensibles Design von der NDU
Stereotype Rollenbilder zeigen sich besonders dort, wo wir sie oft gar nicht wahrnehmen und deswegen auch nicht hinterfragen.
Zum Beispiel im Design von Gegenständen, die wir täglich benutzen. Wie können Dinge das Gender-Spektrum mitdenken? Die New Design University St. Pölten sucht nach neuen Zusammenhängen.
Rosa ist für Mädchen, blau für Burschen – so lernen Kinder schon von klein auf, dass bestimmte Dinge für bestimmte Geschlechter gemacht werden. Immer noch werden Gegenstände selten geschlechtersensibel gedacht. Studierende der New Design University (NDU) haben unter dem Titel »Entweder oder – sowohl als auch« nach neuen Ansätzen gesucht. Hier sind die Ergebnisse.
Wie Kleidung einengt und befreit
Bereits die Suffragetten machten darauf aufmerksam, dass Hosentaschen, wie Männer sie haben, eine gewisse Macht bedeuten. Denn wer die Hände frei hat, ist unabhängig. Bis heute hat sich leider nicht viel geändert: Immer noch sind Hosentaschen bei Frauenkleidung oft winzig, zugenäht, oder nur Dekoration. Aus dieser Problematik heraus hat ein Student des Studiengangs »Design, Handwerk und materielle Kultur« der NDU eine Tasche für Personen jeden Geschlechts designt: Die Holster-Clutch (s. Titelbild) für Frauen und Männer von Fabian Wohlfarth-Kruckenfellner, soll Kleidung in ihrer Funktion erweitern, ohne nur eine einfache Tragetasche zu sein.
Seine Kollegin Maria Scharl eröffnet mit ihrer Körpermaske (s. unten) den Diskurs zu einem sehr ähnlichen Thema. Das von ihr entworfene Objekt vertauscht die Rollen der binären Geschlechter-Ästhetik. Es soll bewusst machen, wie starr und gleichförmig Frauen aussehen müssen, um als gesellschaftskonform durchzugehen. Ähnlich, wie Schuhe mit hohen Absätzen oder Corsagen den weiblichen Körper formen, soll die Maske den männlichen Körper einengen und so zur Reflektion über Geschlechterrollen anregen.
Das Gender-Pay-Gap-Spiel
Den ökonomischen Auswirkungen von fehlender Gleichstellung widmet sich die Design- & Handwerk-Studentin Yvonne Rausch mit ihrem absichtlich unfair gestalteten Brettspiel »Plot Twist«. Dabei treten zwei SpielerInnen gegeneinander an. Der Twist ist, dass eine Partei es immer schwerer hat als die andere, da sie mehr schlechte Karten erhält. Das Spiel soll so den Blick für reale Ungerechtigkeiten wie den Gender Pay Gap schärfen und zur Empathie anregen.
Die Studentin Isabella Fürst von der NDU hat die Frage gestellt, warum Körperbehaarung bei Frauen als ungepflegt und unweiblich gesehen wird, während das bei Männern nicht der Fall ist. Dafür hat sie Objekte designt, die stoppelig-behaarter Haut ähneln. Das wiederholte Ansehen der Objekte soll mit der Zeit dazu führen, dass man sich an den Anblick gewöhnt und das Gefühl des Unbehagens verschwindet. Der Ansatz der Design- & Handwerk-Studentin regt also einerseits eine Diskussion über Schönheitsideale an und führt gleichzeitig im besten Fall zu einer positiven Veränderung der Wahrnehmung.
Zukunftsfähiges Design studieren
Der Bachelor-Studiengang für Design, Handwerk und materielle Kultur der New Design University möchte mit dem Projekt »Entweder oder – sowohl als auch. Gendersensibles Design« zeigen, wie Design im Kontext von Genderrollen anders als gewöhnlich gedacht werden kann. Die Studierenden sollten für neue Ansätze in diesem Bereich sensibilisiert werden, um künftig bewusst diverse, gender-neutrale oder auch gender-spezifische Produkte zu entwerfen. Die Designobjekte der Studierenden wurden im Temp.Space in St. Pölten in einer temporären Ausstellung gezeigt.
Mehr Infos zum Studiengang »Design, Handwerk und materielle Kultur« finden sich hier.
Dieser Artikel ist Teil einer entgeltlichen Kooperation mit der New Design University.