Naturputz: „App“ die Post
Flaschenpost von Global 2000. Die Jungfernfahrt des Plastikflaschenbootes auf der alten Donau machte auf die Naturputzer-App aufmerksam.
Ob Plastik, Papier oder Metall – Wir alle machen Müll. „Rund 115 Kilogramm Plastik und 70 Getränkedosen werden pro Kopf und Jahr konsumiert und so manch eine leere Verpackung landet in der Natur“, erklärt Anna Gollob von Global 2000. Entlang Österreichs Bundes- und Landesstraßen werden jährlich etwa 1000 Tonnen Müll aufgegabelt und entsorgt, in den Gemeinden zirka 100 Tonnen. Nach dem Motto „aus den Augen aus dem Sinn“ verdrecken wir unsere Natur und werfen außerdem wertvolles Recyclinggut weg. Zur Problematik Müll machen und zum Phänomen Müll liegen lassen, lud Global 2000 am Donnerstag, den 17. August, am späten Nachmittag zur Lagerwiese Rehlacke in Wien 22 ein. Im Rahmen der Aktion „NaturPutzer stechen in See“ bastelten HelferInnen und Freiwillige vor Ort aus Abfall einen Katamaran und testeten seine Seetüchtigkeit auf der alten Donau. Ein Flaschenkatamaran als Zeichen der Littering Problematik und als Anlass auf die Naturputzer-App aufmerksam zu machen.
Plastikflaschenkatamaran
Das Material der Wahl für das Boot Marke Eigenbau war Plastik, kein Zufall. Auch das Meiste von dem was in der Natur an Müll abgeladen wird, besteht aus Plastik. Es sind vermehrt leere Getränkeverpackungen die spontan ihre Eigentümer in freier Wildbahn verlieren. Fest aneinander gebunden, mit Netzen umspannt und mit zwei Holzlatten fixiert bestand das Boot demnach aus leeren, gebrauchten Plastikflaschen verschiedenster Größe und Marken.
Unmittelbar nach Fertigstellung stach das Flaschenfloss in See, beziehungsweise in die alte Donau, mit Zweimannbesatzung. Im voraus getestet wurde die Konstruktion nicht. Den ersten Ritt auf den zusammengebundenen Plastikflaschen wagte Anna Gollob, die Leiterin des Projektes „Naturputzer“. Es wackelte und knatschte, aber der Plastikflaschenkatamaran lag flach auf dem Wasser, ließ sich mit den Paddeln steuern und hielt gleich mehrere Fahrten aus.
Die Naturputzer-App
Das Naturputzer-Projekt ist eine Initiative von Global 2000 in Zusammenarbeit mit den beiden Großsektionen des österreichischen Alpenvereins Edelweiss und Gebirgsverein. Klassische Müllsammelaktionen kennt man. Relativ neu ist die Naturputzer-App als Initiative gegen das Verdrecken (nicht nur) unseres Lebensraums. Jeder der unterwegs ist, sei es beim Radeln zur Arbeit, beim Gassigehn oder beim Wandern am Wochenende – kann mit seinem Smart Phone Müll fotografieren und diese über die Naturputzer-App hochladen und so einen Beitrag zur „Mülllandkarte“ leisten.
Neben dem Foto-Upload helfen diverse Angaben zu Art, Menge, Marke oder Hersteller den Müll zu dokumentieren. Auch Mistkübel können über die App eingetragen werden. Anna Gollob von Global 2000 erklärt: „Erst wenn wir eine Müllandkarte in Österreich haben, können wir wissen, wo es diese Müll-Hotspots gibt und was wir dagegen tun können.“ Diese Daten können dann Aufschluss über die Verteilung verschiedener Müllarten oder beispielsweise über den Einfluss von großen Marken auf die Umwelt hinsichtlich ihrer Verpackung geben. Auch sichtbar werden Plätze an denen akkuter Mistkübelmangel herrscht.
Egal ob Tschick, Tetra Pack, Papiertaschentuch, Plastikflasche oder Metalldose – unsere Natur, ob im Park oder in freier Wildbahn, ist nämlich, man glaubt es kaum, keine Deponie. Wenn auch „aus den Augen aus dem Sinn“, der weggeworfene Müll aber braucht etliche Jahre um vollständig unsichtbar zu werden. Ein Papiertaschentuch braucht zirka 4 Jahre um in freier Wildbahn zu verotten. 50 Jahre sind es bei einem Tetrapack, 500 Jahre bei einer Aluminium Dose. Nicht zu sehen, aber langfristig zu spüren sind die problematischen Inhaltsstoffen beispielsweise vom Abbau von Plastik oder der etlichen Zigarettenstummels, die im Boden und im Grundwasser zurückbleiben. Ein einziger Tschickstummel schafft es 60 Liter Grundwasser zu verschmutzen, klein aber oho! Bernhard Stummern und Dieter Holzweber vom österreichischen Alpenverein betonen: „Müll hat in der Natur nichts verloren und es ist höchste Zeit dafür zu sorgen, dass der Müll nicht immer wieder an den selben Stellen weggeräumt werden muss“.