Etikettenzauber

Etiketten auf Glasflaschen oder Plastikbehältern können hartnäckig sein. Für die meisten ist Orangenöl eine Lösung.

Ein leeres illustriertes Einmachglas.
Der Zaubertrick zum Entfernen von Kleberückständen gelingt durch die im Orangenöl enthaltenen Terpene. Bild: Istock.com/Big Ryan.

Beim Versuch, Etiketten abzulösen scheitern viele der üblichen Hausmittel. Man rubbelt und schabt an der klebrigen Masse, die sich nicht ablösen lässt und unansehnlicher wird. Vor allem wenn man sich im Haushalt bemüht, Müll zu reduzieren und Schraubgläser und Verpackungen weiterzuverwenden, wird das Tüfteln und Probieren zur rückstandsfreien Entfernung von Klebeetiketten zur Alltagsbeschäftigung. Der Griff zu hochgiftigen Lösungsmitteln kann für alle, die sich auch aus Umweltbewusstsein für die Wiederverwendung von Behältnissen entscheiden, keine zufriedenstellende Antwort sein. 

Kleber mit Öl bekämpfen

Hier kommt die Kraft der Terpene ins Spiel: Sie sind vor allem in Orangenöl in hoher Konzentration vorhanden. Dieses wird zur Aromatisierung von Getränken und Lebensmitteln, Parfümierung von Haushaltsprodukten und in der Kosmetik verwendet, aber aufgrund seiner reinigenden und entfettenden Eigenschaften auch in vielen Bioreinigungsmitteln. Orangenöl ermöglicht eine gründliche Etikettenentfernung, ohne dass man zu aggressiven Chemikalien greifen muss. Die enthaltenen Terpene machen das Öl zu einem wirksamen Lösungsmittel. Terpene sind eine breite Klasse von organischen Verbindungen, die in Pflanzen vorkommen und ihnen oft ihren charakteristischen Duft verleihen. Einige besitzen wichtige biologische Funktionen – zum Beispiel eine Schutzfunktion für die Pflanzen, indem sie Insekten abwehren oder als Kommunikationsmittel dienen. 
Orangenöl enthält gleich mehrere solcher Terpene, das am häufigsten vorkommende ist das Monoterpen Limonen. Dieses kommt in einer etwas niedrigeren Konzentration auch in Kümmel- oder Zitronenöl vor. 

Universallösung

Zur Etikettenbefestigung haben sich hauptsächlich zwei Substanzen etabliert: Acryl und Kautschuk. Kautschukbasierte Klebstoffe können mit Orangenöl einfach angelöst und entfernt werden. Schwieriger wird es bei acrylbasierten Klebstoffen. Hier hilft es, wenn man den Entferner etwas länger einwirken lässt und mechanisch nachhilft, sprich: rubbelt und schabt. Unternehmen, denen nachhaltiges Wirtschaften ein Anliegen ist, setzen übrigens längst auch auf umweltverträgliche – und somit meist auch einfacher entfernbare Klebstoffe in und auf ihren Verpackungen. 

Da Orangenöl vollständig verdunstet, sind Oberflächen nach der Etikettenentfernung frei von klebrigen Resten und auch gleich sauber. Es ist sanft genug, um auf den meisten Oberflächen verwendet werden zu können, ohne sie zu beschädigen, und somit eine sichere Option für Glas, Metall, die meisten Kunststoffe, sogar einige Holzoberflächen. Bei manchen Kunstoffen oder lackierten Möbeloberflächen empfiehlt es sich aber vorher zu testen, ob das Mittel die Oberfläche angreift.
Das rein ätherische Orangenöl wird übrigens meistens durch Kaltpressung gewonnen, kann aber auch durch die Erhitzung der Schalen mittels Wasserdampfdestillation extrahiert werden. Die Qualität des Orangenöls hängt von der Art der Orangen und der Gewinnungsmethode ab. Grundsätzlich gibt es zwei Sorten von Orangenöl: süßes Orangenöl (Citrus sinensis) und bitteres Orangenöl (Citrus aurantium). Beide werden aus Orangenschalen extrahiert, allerdings aus denen unterschiedlicher Sorten und unterscheiden sich in ihrer chemischen Zusammensetzung und somit auch ihren Einsatzmöglichkeiten. Hochwertiges Orangenöl enthält  eine höhere Konzentration von Terpenen. Das Öl der Bitter-Orangen enthält von Natur aus einen höheren Anteil an Terpenen, weshalb es für die Lösung von Etiketten besser geeignet ist. Orangenöl kann wie jedes Öl mit Alkohol und anderen Ölen vermischt werden, nicht aber mit Wasser. Aufgrund der stark entfettenden und hautreizenden Wirkung sollte es nie unverdünnt mit der Haut in Berührung kommen.

Weitere Tipps, wie man den Hausrat ohne Chemiekeule sauber bekommt, gibt es hier.

BIORAMA #86

Dieser Artikel ist im BIORAMA #86 erschienen

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