DIY Düfte: Wie wird ätherisches Öl gewonnen und was kannst du damit machen?

Ätherische Öle kommen vor allem in der Aromatherapie zur Anwendung, finden sich aber auch in Kosmetika und Naturparfums. Aber worum handelt es sich bei diesen Ölen genau, woher kommen und wie wirken sie?

Ätherische Öle sind im Gewebe von Pflanzen eingelagert.
Ätherische Öle duften nicht nur gut, sie haben auch viele Anwendungszwecke in der Aromatherapie und Kosmetik. Bild: pixabay.com.

Ätherische Öle, auch Essenzen genannt, findet man in vielen Pflanzen. Die duftenden Stoffe sind im Gewebe der Pflanze eingeschlossen. Im Vergleich zu den sogenannten Basisölen, also pflegenden Öle wie Mandel- oder Jojobaöl, fetten ätherische Öle nicht nach und verflüchtigen sich ziemlich schnell. Würde man also etwas Mandelöl und Rosenöl nebeneinander auf ein Blatt Papier tropfen, würde man nach kurzer Zeit nur noch das fette Mandelöl sehen, das Rosenöl könnte man aber nur noch riechen.

Wirksam für Mensch und Pflanze

Pflanzen lagern diese Öle natürlich nicht primär aus dem Grund in ihrem Gewebe ein, damit Menschen sie dann als Parfum oder zu therapeutischen Zwecken verwenden. Verschiedene ätherische Öle erfüllen für die Pflanzen verschiedene Zwecke. Manche locken Insekten zur Bestäubung an, andere halten schädliche Insekten, Keime und Pilze fern. Wenn die ätherischen Öle aus dem Gewebe verdunsten, schützen sie die Pflanze auch vor Temperatur- und Wettereinflüssen.

Auch beim Menschen haben ätherische Öle eine antibakterielle Wirkung.

Auch für Pflanzen sind die Öle sehr nützlich. Manche locken Insekten für die Bestäubung an, andere halten Schädlinge fern. Bild: pixabay.com.

Beim Menschen können ätherische Öle eine positive Wirkung für den Körper und die Psyche haben. In Kosmetika, Pflegemitteln oder Bädern können sie bei Menschen, ähnlich wie bei Pflanzen, gegen Bakterien, Viren und Pilze helfen. Sie können verdauungs- und durchblutungsfördernd wirken. Für die Psyche hat jedes Öl einen anderen Anwendungsbereich. Während zum Beispiel Orange eher belebend wirken soll, wird bestimmten Lavendelsorten eher eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung zugeschrieben. Aufgrund ihrer Geruchs, aber eben auch, weil ihnen Wirkung nachgesagt wird, werden ätherische Öle auch für die Herstellung von Naturparfums herangezogen.

An die wertvollen Öle herankommen

Seit Jahrtausenden bereits werden ätherischen Öle aus Pflanzengewebe gewonnen. Mittlerweile gibt es viele Gewinnungsformen:

Wasserdampfdestillation

Die erste dokumentierte Gewinnungsmethode ist die Wasserdampfdestillation. Dabei wird Wasser in einem Kessel erhitzt, der Dampf steigt durch ein Sieb, auf dem die Pflanzen aufgebreitet sind, auf und löst dabei die ätherischen Öle heraus. Wird der Dampf später wieder abgekühlt und das Wasser kondensiert, schwimmt das Öl oben auf, da es leichter ist als Wasser und sich nicht mit Wasser vermischen lässt. Ein großer Vorteil an der Destillation ist, dass Moleküle von Schwermetallen zu schwer sind um gemeinsam mit dem Dampf aufzusteigen. Somit können sie sich nicht im Öl anreichern.

Eine altbewährte Methode zur Gewinnung von ätherischen Ölen ist die Wasserdampfdestillation.

Vor allem bei der Gewinnung von Essenzen aus Schalen von Zitrosfrüchten kommt die Kaltpressung zum Einsatz. Bild: pixabay.com.

Kaltpressung

Um die ätherischen Öle aus der Pflanze herauszulocken, können diese auch kalt gepresst werden, ähnlich wie viele fette Basisöle. Das funktioniert vor allem bei Essenzen aus der Schale von Zitrusfrüchten, da diese sehr hitzeempfindlich sind. Die Schalen werden zerkleinert in Wasser eingelegt. Das Gemisch wird danach ausgepresst und in einer Zentrifuge – wie in einer Waschmaschine – geschleudert, wodurch sich das Öl vom Wasser trennt.

Enfleurage

Eine sehr alte Gewinnungsform, die aufgrund ihrer aufwendigen, langwierigen Durchführung nur noch selten zum Einsatz kommt, ist die Enfleurage-Methode. Mit Fett bestrichene Glasplatten werden mit Blüten belegt und dann zusammengepresst. Die Blüten werden immer wieder gewechselt, bis sich genug Duftstoffe im Fettgelöst haben. Was am Ende dabei rauskommt, wird als Pomade bezeichnet.

Extraktion

Die Enfleurage-Methode eignet sich besonders für empfindliche Blüten – heutzutage greift man dafür der Einfachheit halber eher zur Extraktion. Durch das Erhitzen der Pflanzen gemeinsam mit einem Lösungsmittel werden der Pflanze Duft- und Farbstoffe und Wachse entzogen. Das entstandene, sehr wachsartige Concrète wird mit Alkohol vermischt und gefiltert. Im Absolue, dem Endprodukt des Verfahrens, sollten idealerweise keine Spuren des Lösungsmittels mehr zu finden sein.

Mittlerweile gibt es auch die Extraktion mit CO2, wodurch keine Rückstände von Lösungsmitteln in dne Essenzen mehr möglich sind.

Eine weitaus weniger aufwendige Alternative zur Enfleurage ist die Gewinnung durch die Extraktion. Blüten werden in ein Lösungsmittel eingelegt und dann erhitzt. Bild: pixabay.com.

Seit den 1980ern werden ätherische Öle auch mithilfe von CO2 extrahiert. Das CO2, das nicht durch Erhitzung, sondern Druck, verflüssigt wird, entzieht den Pflanzen die Essenz. Der Duft des Endprodukts ist dem der Pflanze selbst sehr ähnlich.

Industrialisierte Synthetik

Ätherische Öle aus Pflanzenfasern zu gewinnen, ist aufwendig – für einen Tropen Rosenöl braucht man etwa 30 Blüten. Deswegen sind reine Ätherische Öle, Naturparfums und Naturkosmetik meist auch sehr teuer. Wie bei so vielen Dingen wurde dafür im 19. Jahrhundert während der Industrialisierung eine „Lösung“ gefunden. Man begann, Duftstoffe im Labor mithilfe chemischer Synthese nachzubauen. Dinge wie billige Massenproduktion, konstante Qualität und intensivere Düfte wurden möglich.

Chemisch-synthetische Duftstoffe können zu Hautreizungen führen und hormonell wirksam sein.

Heutzutage werden viele Duftstoffe für Parfums im Labor hergestellt. Der Duft von ätherischen Ölen kann kopiert werden, die Wirkung nicht. Bild: pixabay.com.

Doch nur der Duft ätherischer Öle kann nachgebaut werden, nicht ihre Wirkung. Aus therapeutischer Sicht sind sie also nutzlos. Der Duft selbst wirkt oft unnatürlich – im wahrsten Sinne des Wortes künstlich. Bei empfindlicher Haut können die synthetischen Duftstoffe zu Reizungen führen, man kann sogar Allergien darauf entwickeln. Manche dieser Düfte können auch hormonell wirksam sein, zum Beispiel synthetische Moschusduftstoffe.

Will man also angenehme Düfte, die eine positive Wirkung auf Körper und Psyche haben und weder die Haut noch den Hormonhaushalt angreifen, könnte ein tieferer Griff in die Geldbörse für Parfums und Kosmetik mit natürlichen ätherischen Ölen sinnvoll sein.


Wie ätherische Öle gewonnen werden und wie sie wirken kann man im Buch "Naturparfum" nachlesen. Bild: joy-verlag.deMehr Informationen zum Thema gibt es einerseits auf der Website Aromapraxis.de von Eliane Zimmermann, Aromatherapeutin und Buchautorin und im Buch „Naturparfum – Balsam für Körper, Geist und Seele“ von Josephine Ademi, Parfümeurin und Diplom-Kosmetikerin. Ademi beschreibt im Buch außerdem 45 verschiedene ätherische Öle genauer und führt Rezepte zum Selbermachen von Naturparfums an.

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