Natürliche Autoreifen aus der Wüste
Bridgestone erprobt Autoreifen aus Guayule-Naturkautschuk. Bis 2050 möchte der größte Reifenhersteller der Welt ausschließlich aus nachhaltigen Rohstoffen produzieren.
Oft sind es die kleinen Schritte großer Unternehmen, die beim Thema Umweltschutz mehr bewirken, als die großen Schritte kleiner Unternehmen. Und oft steckt hinter den kleinen Schritten großer Unternehmen pures Grünfärben.
McDonald’s schickt gerade in Deutschland einen Burger in die Testphase, bei dem das Fleisch – und nur das Fleisch – Bioqualität hat. Das reicht dem Unternehmen aus, seinen Mitarbeitern Schürzen mit dem Aufdruck „Bioladen“ zu verpassen. Der Mode-Discounter H&M hat neben seinen diversen Fast Fashion Kollektionen ebenfalls gerade eine Recycling-Kollektion -oder Kampagne – am Start. Toll. Wirklich an die Substanz des Kerngeschäfts gehen solche zarten Begrünungs-Versuche internationaler Konzerne jedoch nicht.
Heute flatterte eine PR-Meldung vom größten Reifenhersteller er Welt in unser Postfach. Bridgestone vermeldet den Durchbruch: der erste Autoreifen aus Guayule-Naturkautschuk wurde produziert. Das sei der nächste Schritt zu einer nachhaltigen Reifenproduktion.
Bridgestone hat nach eigenen Angaben den ersten Pkw-Reifen produziert, bei dem der Naturkautschukanteil zu 100 Prozent durch natürliches Gummi der Guayule ersetzt werden konnte. Das Unternehmen arbeite bereits seit Jahren intensiv daran, einen Ersatz für den, für die Reifenherstellung derzeit noch unerlässlichen, Kautschukbaum (Hevea brasiliensis) zu finden, um den Gefahren von Monokulturen in den Anbaugebieten Südostasiens entgegenzuwirken.
Gummi aus der Wüste
Die Guayule ist ein strauchartiges Gewächs, das in den Wüstengebieten Mexikos, New Mexicos und Arizonas vorkommt. Der Vorteil laut Bridgestone: die Pflanze braucht kaum Wasser und macht auch keiner anderen Pflanze den Lebensraum streitig.
Seit 2013 forscht Bridgestone auf einer eigenen Farm in Arizona an Anbau und Zucht der Pflanze, in deren Wurzeln sich der Gummiartige Rohstoff verbirgt. Das Ziel von Bridgestone ist ehrgeizig. Unternehmens-Sprecherin Alexandra Kimmich erklärt: „Bis ins Jahr 2050 sollen alle Bridgestone Reifen ausschließlich aus nachhaltigen Rohstoffen produziert werden.“
Glaubwürdiger als viele andere Initiativen
Die Erklärung, Reifen herstellen zu wollen, ohne dabei auf Monokulturen zu setzen, ist ambitioniert und deshalb glaubwürdig. Schließlich gibt es eine ganze Menge anderer Unternehmen, die sich selbst für den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen auf die Schulter klopfen, wenn sie aus Monokulturen stammen. Außerdem setzt Bridgestone hier nicht bei seinen Lieferwegen, seinen Verpackungsmaterialen oder bei der Dienstkleidung seiner Mitarbeiter an, sondern beim Gummi – der Kernkomponente der Bridgestone-Produkte. Wie ambitioniert Bridgestone das Projekt vorantreibt, bleibt abzuwarten. Interessant ist das Thema Naturkautschuk allemal.
Übrigens: Für alle, denen Autoreifen per se suspekt sind: Bridgestone macht auch Fahrradreifen.
Wer mehr zum Thema Naturkautschuk lesen möchte, der kann das bei BIORAMA zum Beispiel hier oder hier tun.