Mischkultur: Naschhecken

Gärten brauchen Grenzen. Doch diese können richtig einladend sein, blühen und fruchten und auch noch die Landschaft beleben.

Naschhecken
Naschhecken: Blühend, lecker und gut fürs Mikroklima.

Jetzt im Winter, nachdem die ersten Fröste eingefallen sind, sind sie essbar. Am besten direkt vom Strauch genascht und im Garten ausgezuzelt: die köstlichen Mispeln. Auch Asperln genannt. Nun hängen die braunen teigigen Früchte erntereif im rotorangegelben Laub der Sträucher. Vielerorts werden sie neu gepflanzt. An einer Hauswand oder eben auch in einer Hecke aus verschiedenen Wildobstarten. Dort und da hat ein Mispelstrauch – botanisch Mespilus germanica genannt – die letzten wildobstverachtenden Jahrzehnte überlebt. Das ist gut so, denn die Früchte haben heilende Wirkung. Vor allem Menschen, die an chronischen Darmerkrankungen leiden, erfahren rasch Linderung durch die verdauungsregulierende Frucht.

Eine andere Frucht, die sich nahezu perfekt als Naschhecke eignet, ist die Kornelkirsche, auch Dirndl oder Cornus mas genannt. Sie lässt sich gut in Form halten und dort und da immer wieder schneiden, ja sogar richtig in Form bringen, und trägt trotzdem Früchte. Einzige Voraussetzung: Kornelkirschen vertragen sommertrockenes Klima schlecht; hier müssen sie bewässert werden. Kornelkirschen reifen schon im September. Auch sie lassen sich frisch vernaschen. Größere Erntemengen lassen sich zu Marmelade oder Saft verarbeiten. Eine naschbare Heckenpflanze, die auch Trockenheit verträgt, ist die essbare Ölweide.

Auch wer schon einen Zaun hat, kann diesen begrünen und zum Beispiel Minikiwis (Actinidia arguta) am Zaun entlang ziehen. Die eignen sich besonders für Menschen, die gerne schnippeln: Sie brauchen nämlich regelmäßigen starken Rückschnitt, damit sie nicht aufs Früchtetragen vergessen.

Apropos Klima: Hecken schaffen ein wunderbares Kleinklima. Ein Richtwert lautet, dass eine 1 Meter hohe Hecke 10 Meter Land schützt. Hecken bremsen den Wind, die dahinter angebauten Gemüsepflanzen verlieren dadurch weniger Wasser durch Verdunstung, können gleichmäßiger wachsen und müssen weniger gegossen werden. Die alte Gartenbauliteratur weiß das und gibt eine Wachstumssteigerung von 40 bis 50 Prozent an. Viele Hausgärten im verbauten Gebiet sind bereits gut vor austrocknenden Winden geschützt. In ausgesetzten Lagen ist die Anlage von Hecken hingegen auch aus diesem Gesichtspunkt besonders wichtig.

Agrarwissenschafterin und Gartenbuchautorin Andrea Heistinger weiß, wie Bäume auch im Topf wachsen können. andrea-heistinger.at

BIORAMA Niederösterreich #8

Dieser Artikel ist im BIORAMA Niederösterreich #8 erschienen

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