„Nackt schlafen ist bio“ von Vanessa Farquharson
Mehr Biologisches in meinem Kühlschrank, weniger Ressourcenverbrauch auf meine Kappe und ökologische Verbesserungen am Arbeitsplatz – wenn das nicht für die Lektüre des Buches Vanessa Farquharsons spricht. „Nackt schlafen ist bio – eine Öko-Zynikerin findet ihr grünes Gewissen und die große Liebe“ heißt das Buch, das auf Englisch zwar schon 2009 („Sleeping naked is green – How an eco-cynic unplugged her fridge, sold her car, and found love in 366 days“), aber erst dieses Jahr bei Bastei Lübbe auf Deutsch erschienen ist.
Ehrlich gesagt war es nicht sehr verlockend, wieder einemal ein in ökograubraun gehaltenes Buch aus dem Regal der „Bestseller“ zu erstehen, aber der Kurztext und vielleicht auch das grüne Schaf auf dem Cover waren dann doch überzeugend. „Ist Duschen im Dunkeln wirklich sinnvoll, um Strom zu sparen? Wofür entscheidest du dich, wenn im Supermarkt der gespritzte Granny Smith aus der Region neben dem Bioapfel aus Neuseeland liegt? Und welche Shampoo-Experimente aus der Kräuterküche kann man getrost vergessen?“, stand da auf der Rückseite und zumindest auf die auch bei mir ständig aufkommende Apfelfrage wollte ich endlich eine Antwort.
Vanessa Farquharson lebt in Toronto, ist Journalistin bei der National Post und hatte vor dem Start ihres Blogs mit Ökologie nichts am Hut. Dann kam Al Gore mit seinen ertrinkenden Eisbären, meint die Autorin schmunzelnd in ihrem Buch, und gab den Anstoß zu einer radikalen Lebensänderung. Ein Jahr lang wird Farquharson versuchen, tagtäglich eine ökologische Maßnahme umzusetzen und die Erfahrungen in ihrem Blog „Green As A Thistle“ zu dokumentieren. Was als kleines Projekt beginnt, findet schnell eine große Leserschaft, derer Farquharson sich bald so verpflichtet fühlt, dass auch bei Tiefpunkten an ein Aufhören nicht zu denken ist.
Jeder Monat beginnt mit der Liste an ökologischen Korrekturen, die von einfach umsetzbaren Schritten wie „auf Recycling-Küchenrolle umsteigen“, „Haare lufttrocknen lassen“ oder „keine Regenbogenpresse mehr“ bis hin zu radikaleren Einschnitten wie „Auto verkaufen“ oder „kein Klopapier mehr für’s kleine Geschäft“ reichen. Auch Farquharsons Umfeld kommt zum Zug und so werden die Eltern mit ökologischen Second-Hand-Sachen beschenkt, die Katze auf umweltfreundliches Katzenstreu umgestellt und freundschaftliche Abendessen in vegetarische Restaurants verlegt.
Was für Fortgeschrittene in Sachen Ökologie vielleicht ein wenig banal anfängt, entpuppt sich schnell als praktische wie interessante Anleitung für den Alltag. Vor allem jene, die den ersten Schritt in Richtung umweltbewusstes Handeln machen möchten, halten mit „Nackt schlafen ist bio“ eine quasi Step-by-Step-Anleitung in Händen, bei denen erstmals Pflanzen mit Brauchwasser gegossen oder Einkäufe mit Stofftaschen nach Hause transportiert werden. Und auch die alten Hasen werden an die eine oder andere Kleingkeit erinnert, wo ein kleiner Anschubser wieder in umweltfreundlichere Bahnen lenkt. Selbstironisch und ganz ohne erhobenen Zeigefinger oder schlechtes Gewissen verknüpft Vanessa Farquharson in ihrem Tagebuch Ökologisches mit Privatem und motiviert dabei nah am Leben zum Selbstversuch. Winkt als Belohnung doch nicht nur eine bessere Umwelt, sondern wie die Autorin feststellen muss, auch ein gesunder Körper und ein bisschen mehr Geld auf dem Konto.
Vanessa Farquharson
„Nackt schlafen ist bio – eine Öko-Zynikerin findet ihr grünes Gewissen und die große Liebe“
Bastei Lübbe Verlag – Köln 2011
ISBN 978-3-404-60655-9
8,99 € (D)/9,30€ (A)