Schöne neue Sparwelt
Nach und nach kommen mehr Sparprodukte von Sparbüchern bis zu Fondssparplänen mit nachhaltiger Ausrichtung auf den Markt. Damit wird der Einfluss, den KundInnen hier haben, zumindest größer.
Quasi alle Ratgeber und Tipps zum Umgang mit privaten Finanzen beginnen mit dem gleichen Ratschlag: Konsum einschränken und sparen, um dann darauf aufzubauen. Seit Jahren ist klar, dass die Werkzeuge zum Sparen sich verändern: Das klassische Sparbuch und auch der Bausparvertrag erfreuen sich aufgrund der Sicherheit, die sie bieten, nach wie vor großer Beliebtheit. Neuere Formen wie Fondssparpläne machen aber auch andere Arten des Sparens zugänglicher. Wer aus Überzeugung eine Distanz zur Finanzwirtschaft aufrechterhalten will, hat es schon immer schwer: Die Einlagen auf Girokonten und Sparbüchern werden von Banken und Geldinstituten auf den Finanzmärkten investiert. Der Einfluss, den KundInnen hier haben, war immer gering, ist aktuell aber dabei, größer zu werden.
Umwelt- und Ethikkriterien
In Österreich beginnen die Banken, nachhaltigere Produkte zu entwickeln, die meist darauf abzielen, dass ihnen anvertrautes Geld nur nach bestimmten Kriterien verwendet und investiert wird. Etwa in Form von Krediten für Unternehmen und Projekte, die eben auch nachhaltige Kriterien erfüllen müssen – ein großer Hebel für den Wandel zu mehr auch ökologischer Nachhaltigkeit. Seit weit mehr als 15 Jahren schon wird das Österreichische Umweltzeichen an bestimmte Fonds mit entsprechenden Nachhaltigkeitskriterien vergeben, seit 2019 auch an entsprechende Girokonten und Sparprodukte. Bei Fonds gibt es Anbieter, die etwa mit dem WWF zusammenarbeiten, um ihr Portfolio zu durchleuchten, oder mit Cleanvest einen Anbieter, bei dem PrivatkundInnen Fonds nach mittlerweile zehn Kriterien filtern können. Auch wenn Transparenz bei allen Produkten der »Green Finance« ein Ziel sein müsste, verlangt es von VerbraucherInnen trotzdem einiges an Recherche, jene Angebote zu finden, die wirklich den eigenen Kriterien entsprechen. Neben Umwelt- spielen oft auch Ethikkriterien eine Rolle. Zu den Angeboten gehört die Umweltcenter Raiffeisenbank Gunskirchen mit dem »Umwelt Sparbuch Fix« und den zwei Online-Sparvarianten »Fix« und »Flex«, die sich im Zinssatz und der Bindungsdauer unterscheiden.
Die selbst EMAS-zertifizierte Entwicklungsbank der Republik Österreich (OeEB) steht in erster Linie institutionellen Investoren offen und finanziert internationale Infrastrukturprojekte und hier vermehrt in Form von Krediten auch Klimaschutzprojekte. Deren Muttergesellschaft, die Kommunalkredit, hat mit Kommunalkredit Invest ein relativ junges Angebot für PrivatanlegerInnen in Deutschland und Österreich, die online Geld per Festgeld oder Tagesgeld anlegen möchten. Angelegt wird das Geld auch hier zunehmend in nachhaltige Infrastrukturprojekte. Die Tochtergesellschaft Kommunalkredit Public Consulting GmbH managt übrigens im Auftrag der Republik Österreich Umweltförderungsprogramme und vergab im Jahr 2020 Förderungsmittel in Höhe von rund 446 Millionen Euro für das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, den Klima- und Energiefonds oder auch die Bundesländer.
Mit kleinem Budget in die Finanzwirtschaft
Was all diese Produkte gemein haben: Die Zinsen für klassische Sparprodukte liegen derzeit meist deutlich unter einem Prozent und damit auch unter einer durchschnittlichen Inflation. In Deutschland bieten die Banken mit nachhaltiger Ausrichtung wie die GLS-Bank und Triodos verschiedene Produkte im Sparbereich und darüber hinaus auch neue Möglichkeiten, die sich in den vergangenen Jahren entwickelt haben, etwa das Fondssparen. Dies sind Produkte, die es ermöglichen, mit Summen von teilweise schon unter 50 Euro im Monat im Rahmen eines Sparplans in Fonds zu investieren. Hier gibt es die Möglichkeit, sehr direkt zu entscheiden, in welchen Bereichen und nach welchen Kriterien die Fonds investiert sind. Wobei sich die Anzahl der Fonds laufend erhöht und es auch immer mehr Mischfonds gibt, die nicht nur entweder in Aktien, Immobilien oder auch Anleihen investieren, sondern diese mischen und mit noch mehr Bereichen wie etwa Gold verbinden. Nachhaltige Fondssparprodukte bieten viele Banken an – oft zusammen mit dezidierten Fondsanbietern, die dann etwa nach dem Umweltzeichen zertifiziert sind. Dazu gehört auch die Bank Austria, die ihren KundInnen anbietet, ab 30 Euro monatlich in umweltzeichenzertifizierte Fonds des Anbieters Amundi zu investieren. Diese haben klingende Namen wie »Klimaschutz« oder auch »Umwelt & Nachhaltigkeit«.
Viele Konto-, Spar- und Fondsprodukte stehen übrigens über die Ländergrenzen hinweg zur Verfügung, aber auch hier ist Recherche nötig, weil es eben vereinzelt doch anders ist oder bei manchen zumindest zusätzliche Kosten – etwa für Behebungen im Ausland – anfallen. Während die Angebote von Triodos nur deutschen StaatsbürgerInnen zugänglich sind, können bei der GLS-Bank auch ÖsterreicherInnen Services in Anspruch nehmen. Die ebenfalls auf Nachhaltigkeit ausgerichtete deutsche Bank Tomorrow steht auch ÖsterreicherInnen offen, ist aber erst dabei, Sparprodukte zu entwickeln und anzubieten.
Risiko und Einfluss
Allgemein gilt auch hier: Fonds haben keine Einlagensicherung und bergen Risiken, die über Kursschwankungen hinausgehen können. So ist eine eventuelle Auszahlungssumme – anders als beim klassischen Sparbuch – von diesen Schwankungen abhängig. Auch wenn das umgekehrt heißt, dass bei niedrigen Kursen um die gleiche Summe mehr Anteile gekauft werden können. Neue Sparformen bieten also teilweise die Chance auf mehr Rendite, aber auch mehr Risiken – und zunehmend etwas mehr Einfluss darauf, worin das eigene Geld investiert wird.
Niedrigzinsumfeld
Auch die Europäische Zentralbank setzt seit 2008 auf niedrige Zinsen. Seit 2016 liegt der Leitzinssatz durchgehend bei 0,0 Prozent. Das bringt niedrige Sparzinsen, aber auch billigere Kredite.
Nachhaltige Banken
Mit der Umweltcenter Raiffeisenbank Gunskirchen und ihren Filialen gibt es in Österreich nur eine Initiative mit so klarer Ausrichtung. Andere Banken richten sich nur teilweise oder mit einzelnen Produkten nachhaltig aus.
In Deutschland gibt es u. a. mit GLS und Triodos Anbieter, die ihr gesamtes Geschäft ökologisch nachhaltig ausrichten.