Warum die Erfinderin des Muttertags keine Freude an ihm hatte
Seinen Ursprung hat der Muttertag in einer Gedenkfeier an Anna Marie Reeves Jarvis. Sie gilt als die geistige Schöpferin dieses Tages, der ursprünglich auf soziale Dienste und Pazifismus basierte.
Der Muttertag, sowie er jetzt zelebriert wird, hat mit dessen ursprünglichem Gedanken kaum noch etwas zu tun. So wenig, dass die Begründerin des offiziellen Feiertags, Anna Marie Jarvis, sich gegen ihn wandte. 28 Jahre nachdem der US Kongress beschlossen hatte, den Muttertag als offiziellen Feiertag zu begehen, forderte Anna Marie Jarvis seine Abschaffung. Sie wollte ihn für immer aus dem Kalender getilgt sehen.
Mütter belieferten Soldaten beider Fronten mit Hilfsgütern
Anna Marie Reeves Jarvis wurde 1832, in Culpeper Virginia geboren. Als Frau eines methodistischen Pastors war sie in ihrer Gemeinde Wohltätig aktiv. Sie gründete die Mother´s Day Work Clubs und versuchte so die Missstände in den Familien der Arbeiterklasse zu beseitigen, um die Kindersterblichkeitsrate im Allgemeinen zu senken. Die Clubs sammelten Spenden, organisierten Haushaltshilfen und Medizin um diese unter den Notleidenden zu verteilen. Zu Zeiten des Bürgerkrieges rief die sozial engagierte Pastorenfrau andere Mütter dazu auf, Hilfsgüter zu beschaffen um diese unter den Soldaten beider Seiten zu verteilen. Der Mother´s Friendship Day und Vorfahre des Muttertags war geboren. Zeitlebens kämpfte sie um die offizielle Anerkennung des Muttertages, sollte dies aber nicht mehr miterleben dürfen.
Die 500 weißen Nelken der Anna Marie Jarvis
Zwei Jahre nach dem Tod ihrer Mutter lies Anna Marie Jarivs einen methodistischen Gedenkgottesdienst in ihrer Heimatstadt Grafton abhalten. Als rührende Geste und aus Liebe zur ihrer Mutter lies sie 500 weiße und rote Nelken unter den Besuchern des Gottesdienstes verteilen.Die Lieblingsblume ihrer Mutter. Eine Rote zum Gedenken an die lebenden und eine Weiße zum Gedenken an die verstorbenen Mütter. Dieser Moment sollte in die Geschichte eingehen und noch heute steht in Grafton der Mother´s Day Shrine. Seither lies Anna Marie Jarvis nichts unversucht das Lebenswerk ihrer Mutter, die Annerkennung des Muttertages, zu vollenden.
Sie schrieb zahlreiche Briefe an hochrangige Persönlichkeiten, Geistliche und Frauenvereine. Mit der Bitte um Unterstützung die Einführung des Tages durchzusetzen.
Am 08.Mai.1914 sollte sich ihr Wunsch erfüllen. Der US Kongress erlies das Joint Resolution Designating the Second Sunday in May as Mother’s Day Gesetz. Kurz darauf wurde der Muttertag erstmalig als Feiertag begangen.
Bis zu ihrem Tod bereute Jarvis den Tag jemals eingeführt zu haben
An dem vermeintlichen Erfolg sollte Anna Marie Jarvis keine lange Freude haben. Industrielle sahen großes wirtschaftliches Potential in dem neugeschaffenen Feiertag. Schnell wurde der Tag von Kaufleuten kommerziell ausgeschlachtet. Allein im Jahr 2014 bescherte er deutschen Blumenbotendiensten ein Umsatzplus von 550 Prozent im Vergleich zu anderen Verkaufstagen. Nicht nur die Industrie interessierte sich für diesen Tag, auch im Nationalsozialismus bediente man sich des positiven Images. Vor allem kinderreiche Mütter, die den Fortbestand der arrischen Rasse sicherten wurden als Heldinnen gefeiert. Das Gerücht das die Nazis den Muttertag erfunden hätten ist somit falsch, sie trugen aber maßgeblich zu seiner Popularität bei.
Bereits in den 1920er erkannte Jarvis die wirtschaftliche Ausbeutung des Muttertages. Sie versuchte den Namen urheberrechtlich zu schützen und ging vor Gericht, um den Feiertag gesetzlich zu unterbinden. Ihre Frustration gipfelte 1923 in einer Festnahme und einem Gefängnisaufenthalt, weil sie Feierlichkeiten zum Muttertag störte.
1948 starb die verarmte Anna Marie Jarvis im Philadelphia’s Marshall Square Sanatorium. Sie und ihre Schwester hatten das gesamte Familienvermögen für ihr Vorhaben, die Abschaffung des Muttertages, aufgebraucht. Noch kurz vor ihrem Tod soll sie einem Reporter erzählt haben, sie bedaure, den Muttertag jemals ins Leben gerufen zu haben.