Nachhaltige Lässigkeit – Montebelo

Stoff, Design, Druck – aus einer Hand. Bild: Montebelo

Grafik-Design, Kleidungkonzeption und -produktion. Beim Montebelo Creative Studio  liegt von Anfang bis Ende der Produktion alles in einer Hand. So kann transparent nachhaltig und fair produziert werden. Johannes Fürst über die Produktion nachhaltiger T-Shirts.

BIORAMA: Fünf Städte und sechs Mitarbeiter, scheint so, als wärt ihr viel unterwegs?

Johannes Fürst: Das stimmt. Wir arbeiten alle von verschiedenen Städten aus und treffen uns regelmäßig oder verbringen auch mal ein paar Wochen oder Monate am selben Ort. Wir lieben es zu reisen, an neuen Orten zu arbeiten und sich dort inspirieren zu lassen. Im letzten Jahr waren wir in Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien, Brasilien und vor allem in Portugal. Ab April werden wir eine neue Base in Porto haben. Dort ist der Großteil unserer Textilproduktion und die Stadt ist gut erreichbar. Weiterhin werden wir aber aufgrund verschiedener Projekte wieder viel Zeit woanders verbringen.

Mustersiebdruck

Mustersiebdruck per Hand. Bild: Montebelo

Insgesamt klingt es so, als würde es nicht so sehr um Profit gehen, eher um die Finanzierung eines angenehmen Lebens. – Ist das ein neuer, besserer Ansatz als der herkömmliche? Erfüllt ihr euch einen Traum?

Die Idee von Montebelo ist nach und nach entstanden. Wir kommen aus verschiedenen Bereichen darunter Grafikdesign, Marketing, Vertrieb, Textilien. Wir haben angefangen neben unserer sonstigen Arbeit an Projekten zu arbeiten die wir interessant und sinnvoll fanden.

Einige davon auch komplett ohne etwas dabei zu verdienen. Daraus haben sich dann sehr interessante Kontakte und Projekte entwickelt mit denen wir jetzt unseren Lebensunterhalt verdienen. Für uns ist es wichtig unsere eigenen Interessen mit unserer Arbeit vereinen zu können. Deshalb suchen wir verstärkt nach Projekten die mit Reisen, Musik, Design, Fotografie, Kunst, Surfen, Textilien und Nachhaltigkeit zu tun haben. Damit sprechen wir Kunden aus verschiedensten Bereichen an und das macht die Arbeit sehr abwechslungsreich.

Eines der Montebelo-Standbeine ist die Kleidungs-Produktion. – Die Surfrider T-Shirt Kollektion zum Beispiel ist aus Biobaumwolle und fair und nachhaltig in Portugal produziert. Könnt ihr dabei alle Standards einhalten? (ökologisch, nachhaltig, fair)

Im Rahmen der Industriestandards auf jeden Fall. Hier arbeiten wir mit den entsprechenden etablierten zertifizierten Materialien und Fabriken.

Ist das teurer oder schwieriger als herkömmlich zu produzieren?

Leider immer noch beides. Zum einen muss man mit Kosten kalkulieren die um ein Zehntel höher sind, zum anderen sind die Vorgänge teilweise aufwendiger, wie zum Beispiel bei melierten Stoffen: Hier wird oft mit Polyester gearbeitet, um bestimmte Effekte zu erreichen.

Wenn man sich für 100 – prozentige Bio-Baumwolle entscheidet muss man Garne kombinieren und hat somit höhere Kosten und muss dadurch größere Mengen produzieren.

Etikettenmaschine

Etikettenmaschine. Bild: Montebelo

Eines unserer Ziele in der Produktion ist es dabei zu helfen Biobaumwolle noch wettbewerbsfähiger zu machen indem wir mehr Marken dabei helfen in diese Richtung steuern. Umso mehr Firmen dabei sind, desto höher werden die Produktionsmengen und Biobaumwolle wird zugänglicher für alle.

Um nachhaltig zu produzieren muss man sich mit den Möglichkeiten beschäftigen und diese auch schon in der Designphase beachten.

Es gibt mittlerweile viele neue, nachhaltige Stoffe, mit denen man Effekte erzielen kann, die vorher nur durch den Einsatz von künstlichen Materialien möglich waren.

Zum Beispiel eine Webtechnik bei der Bio Baumwolle so eng verwebt wird dass ein wasserdichten Jackenstoff produziert werden kann.

Stoffreste

Einige Stoffreste auf Lager. Bild: Montebelo

Wenn es einen Kundenauftrag dazu gibt – stellt ihr T-Shirts her, die man mit „reinem Gewissen“ kaufen kann?

Das kann man nicht mit ja oder nein beantworten. Mit fairer Produktion und mit ökologischen Materialien bieten wir möglichst verantwortungsvoll produzierten Produkte an.

Um die Gewissensfrage zu beantworten setzen wir auf Transparenz in der Produktion und der Lieferkette.

Unser Ziel ist es in der Zukunft die Herstellung unserer Produkte für die Kunden komplett zu dokumentieren, von der Pflanze bis zum Recycling und möglichst unabhängig zu kommunizieren so dass sich der Endverbraucher selbst ein Bild machen kann.

Könnten auch größere Produzenten fair und nachhaltig arbeiten?

Auf jeden Fall. Mit größeren Mengen sind viele Produkte aus nachhaltigen Materialien einfacher umzusetzen, da man die Mindestbestellmengen für Stoff und Garn leichter erreicht. Größere Produzenten müssen sich dabei natürlich der Herausforderung stellen ihre Produktion umzustellen oder ihr Lieferantennetzwerk zu erweitern. Das kann bei großen Produzenten dann auch einige Zeit dauern.

Wie viel Menge könnt ihr fair produzieren?

An sich gibt es keine Obergrenze. Da wir mit verschiedenen Fabriken in Portugal und der Türkei zusammenarbeiten können wir bei großen Mengen Produktionen auch aufteilen und so parallel produzieren.

Stoffstrickmaschine. Bild: Montebelo

Wie muss ein T-Shirt hergestellt werden, damit es komplett ökologisch, nachhaltig und fair ist?

Aus nachwachsenden Rohstoffen, die ökologisch angebaut werden, möglichst kurze Verkehrswege, wenig Wasserverbrauch bei der Produktion, keine Giftstoffe bei Färbung und Waschung, wasserbasierte Drucke und faire Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung aller Beteiligten.

Was ist das umweltschonenste Material?

Welches Material am umweltschonendsten ist lässt sich nicht so leicht beurteilen, hier gibt es verschiedenste Meinungen zum Thema.

Materialien die dafür nominiert wären sind z.B. Biobaumwolle, Lyocell, Hanf, recyceltes Polyester oder nachhaltig produzierte Wolle.

Jedes Material hat seine Vor- und Nachteile. In den letzten Jahren hat sich beim Thema nachhaltige Materialien einiges getan und immer mehr Firmen beteiligen sich an Forschung und Entwicklung.

Öko-Streetwear. Bild: Montebelo

„Bio“ steht bei den Surfrider-Shirts nicht im Vordergrund. Sollte „bio“ bei Kleidung selbstverständlich sein?

Wir denken dass die nachhaltige und verantwortungsbewusste Produktion von Kleidung selbstverständlich sein sollte.

Bei Surfrider haben wir bewusst dazu geraten keine grünen Labels anzubringen oder groß „Bio“ oder „Öko“ zu schreiben.

Das Image einer Marke nur über „Bio“ aufzubauen funktioniert für uns nicht. Für einen erfolgreichen Brand muss das Design und das Produkt im Vordergrund stehen. Bei der Markenkommunikation bringt dezentes Bio-Branding mehr und spricht ein größeres Publikum an.

Plant ihr in Zukunft noch mehr Kleidung nachhaltig zu produzieren?

Auf jeden Fall. Wir wollen auch Kunden die konventionell produzieren dabei beraten und unterstützen in der Zukunft nachhaltiger zu produzieren. Das Interesse ist da und wir sind motiviert.

 

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