Montafoner Wolle – kreative Ideen gesucht

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Im Montafoner Tal in Österreichs westlichstem Bundesland Vorarlberg züchten Martin Mathies und Peter Kasper eine traditionelle Schafrasse: Das Montafoner Steinschaf. Dabei fällt eine ganze Menge Wolle an. Und die soll kein Abfallprodukt bleiben. 

Was eine für die Zucht gut geeignete Schafrasse ausmacht, klingt für Laien reichlich unromantisch: hohe Fruchtbarkeit, leichte Ablammungen, problemlose Aufzucht und Haltung. Außerdem eine hohe Wirtschaftlichkeit wegen guter Futterverwertung und Anspruchslosigkeit sowie Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten. Das spart schließlich Kosten für Kraftfutter und Tierarzt. Das Montafoner Steinschaf erfüllt all diese Kriterien. Außerdem eignet es sich für die Haltung auf Flächen, die vom Zuwachsen bedroht sind, denn die Schafe verbeissen und reduzieren junge Gehölze und Sträucher zuverlässig. Deshalb wurden im Vorarlberger Montafon früher tausende solcher Schafe gehalten, die in den Hochalpen gelegene steile Fläche bis weit über 2.500 Meter beweidet und gepflegt haben.

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Doch diese Zeiten sind lange vorbei. Die Tiere, die reinfarbig und gefleckt in weiß, schwarz, braun und beige vorkommen, galten lange Zeit als vom Aussterben bedroht. Bis zum Zweiten Weltkrieg war das Steinschaf der Hauptlieferant von Fleisch im Montafon. Auf den kleinen bäuerlichen Betrieben der Region wurden sie neben Milchkühen und Ziegen gehalten. Während der Sommermonate waren die Schafe im Hochgebirge unterwegs, und während des Winters wurden sie unter einfachsten Bedingungen mit Magerheu gefüttert. Dieser kargen Form der Haltung verdankt das Montafoner Steinschaf seine Robustheit. „Es wurde eigentlich nur Schaffleisch und etwas Schweinefleisch verzeht, die wenigen Kühe und Rinder wurden nur ganz selten selber gegessen“, erzählt Martin Mathies.

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Als in Vorarlberg nach dem Zweiten Weltkrieg der wirtschaftliche Aufschwung begann, wurde die landwirtschaftliche Produktion immer mehr auf Rind- und Schweinefleisch umgestellt, und das Steinschaf wurde weitgehend durch mastfähigere Schafrassen verdrängt.

In den 1980er Jahren war das Montafoner Steinschaf fast zur Gänze verschwunden. Markus Stadelmann aus Dornbirn begann 1989 gezielt damit, rassetypische Steinschafe zur Zucht zu kaufen, und ein Zuchtbuch anzulegen. Seither wächst der Bestand an Steinschafen wieder. „Ohne ihn gäbe es diese Schafrasse mit großer Sicherheit nicht mehr“, ist Peter Kasper sicher. „Es konnten dann im Laufe der Jahre mehrere Züchte gewonnen werden, aber immer noch viel zu wenige! Es gibt zum Glück ein Umdenken bei vielen Menschen und man besinnt sich wieder auf altes Kulturgut und alte Werte, wie eben diese Tiere.“ Heute gibt es in Vorarlberg rund 300 Steinschafe, davon ca. 60 im Montafon.

Seit jeher hat das Montafoner Steinschaf als Wolllieferant gedient. Die Wolle ist auffallend glänzen und besteht aus grobem Grannenhaar, sehr feiner Unterwolle und Stichelhaaren. Die Wollstärke beträgt ca. 30 Mikromillimeter.

Früher wurde aus der Wolle in einer eigenen Lodenfabrik in Schruns die Montafoner Tracht hergestellt. Heute fallen allein im Montafon rund 120 kg Wolle jährlich an. Martin Mathies und Peter Kasper möchten diese Wolle liebend gerne stärker nutzen: „Im Moment ist diese Wolle mehr oder weniger ein Abfallprodukt bei uns. Genau diese Wolle möchten wir verarbeiten lassen und Produkte erzeugen, die einen Nutzen darstellen und vom Konsumenten angenommen werden. Was immer dies auch sein mag, es muss Anklang finden!“

Wer Ideen zur Verarbeitung der Montafoner Steinschafs-Wolle hat, ist dazu aufgerufen, sich mit Martin Mathies in Verbindung zu setzen. Erreichbar ist der Schafzüchter unter der Nummer +43 (0) 664 5861214 oder per eMail an martinmathies(at)hotmail.com

Mehr Infos: www.steinschaf.at

 

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