Zeit für die Natur 

Um Zeit in der Natur auch künftig genießen zu können, können wir diese schützen und bewahren helfen.

Eine Person mit Laufschuhen hebt mit einem Handschuh eine Plastikflasche aus Gras auf.
»Plogging« vereint Sport und Naturschutz. Bild: Istock.com/Doble D.

Keinen Müll achtlos ins Gebüsch am Wegesrand schmeißen und Produkte, die die Umwelt stark belasten, erst gar nichts zu kaufen, ist das eine. Angesichts des Aus‐ maßes, in dem unsere Umwelt bereits verschmutzt ist, liegt es nahe, auch ein wenig beim Aufräumen helfen zu wollen. Ein paar Möglichkeiten, sich als ErwachseneR in der Freizeit für den Naturschutz einzubringen, ohne dafür ein Sabbatical einlegen zu müssen, einen Verein zu gründen oder schon die richtigen Leute kennen zu müsse:

Österreich:

Plog on!

Der Trend zum Müllsammeln beim Laufen ist zurück.
Text: Hanna Stummer

Das Wort »plogging« kommt aus Schweden und setzt sich aus den Begriffen »plocka upp« (aufheben) und Jogging zu‐ sammen. Verbreitet wurde das Konzept, bei welchem beim Joggen gefundenen Müll aufgesammelt und entsorgt wird, durch den vom vielen Mist in Stockholm genervten Erik Ahlström. Die Idee von Sport gepaart mit Umweltschutz wurde medial aufgegriffen und verbreitete sie sich immer weiter international. In Österreich werden etwa immer wieder Plogging‐Events von Green Heroes Austria veranstaltet, und in Facebook‐Gruppen wie »Plogging & Trash‐ tag Austria – Für eine saubere Natur« verabreden sich in‐ teressierte Personen zu verschiedenen Cleanup‐Aktionen und teilen ihre Erfahrungen.
Als Ausrüstung reichen ein Müllsack und – da Müll scharfe Kanten besitzen und Krankheitserreger übertragen kann – Handschuhe. Beliebt ist auch, nach getaner guter Arbeit die Menge an gesammeltem Müll zu dokumentieren und auf Social Media zu teilen – mit dem Ziel, andere zur Nachahmung zu motivieren oder auch einfach zum Angeben. Wer nicht gerne läuft, kann das Konzept auch entschleunigen: Auch bei anderen Outdoor‐Aktivitäten kann Naturschutz »nebenbei«.

Eine Person befüllt am Berg einen Müllsack mit Müll.
Bei manchen Arbeitstouren des »Deutschen Alpenvereins München & Oberland« wird Abfall gesammelt, es werden aber auch Tierschutz- und Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Bild: Istock.com/Casarsaguru.

Bayern:

Lass dich einplanen!

Der Deutsche Alpenverein organisiert Arbeitstouren für den Naturschutz.
Text: Irina Zelewitz 

Der »Deutsche Alpenverein München & Oberland« organisiert für seine Mitglieder regelmäßig Arbeitstouren bei denen zum Beispiel Abfall aufgesammelt wird – aber auch andere Instandhaltungsmaßnahmen wie Zaunreparaturen oder die Pflege von Wiesen für Bienen werden organisiert. Die Teilnahme ist kostenlos (wobei eine Kaution für Eqipment auszulegen ist) und die Anreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln von München sowie etwaige Übernachtungen werden vom Verein über‐ nommen. Die Aktionen variieren in Dauer und Intensität und können somit von unterschiedlich fitten Menschen bestritten werden, ohne zu über‐ oder unterfordern. Im Vorhinein werden voraussichtlich benötigte Zeit, geplante Höhenmeter und Info zur benötigten Ausrüstung bekanntgegeben. Den Rest erfährt man dann vor Ort. Klar formulierte Tasks mit Zielen können ein Ansporn für mehr Bewegung und Müllsammelenergie sein.

Der japanische Staudenknöterich.
Wegen des dichten Wurzelwerks des Japanischen Staudenknöterichs haben viele heimische Pflanzen keinen Platz mehr zu wachsen. Bild: Gert Jan van Vliet.

Baden-Württemberg:

Töte Pflanzen!

In Freiburg geht es invasiven Pflanzenspezies an den Kragen – und du kannst mitmachen! 
Text: Irina Zelewitz 

Die Ausbreitung invasiver Pflanzenspezies bringt mitunter verheerende Folgen mit sich. In den vergangenen Jahren gehört dazu in weiten Teilen Mitteleuropas zum Beispiel der Japanische Staudenknöterich. Andere Pflanzenarten verdrängt er, besonders Uferlandschaften werden von ihm destabilisiert, das Erdreich erodiert. Da die Wurzeln des Knöterichs – sogenannte Rhizome – auch bei oberflächlicher Beseitigung der Pflanze wieder austreiben, bleibt oft nur der komplette Austausch des Bodens, um den Knöterich in einem Areal wieder loszuwerden. Seine frühzeitige Er‐ kennung und Beseitigung ist daher besonders wichtig.
Die »Bachpaten Freiburg« rufen zur gemeinsamen Gewaltausübung gegen derartig schädlichen Neophyten aus: Mit dem Projekt »Aliens an Gewässern an den Kragen gehen!« versucht man vor allem, die Verbreitung der beiden invasiven Spezies Japanischer Staudenknöterich und IndischesSpring‐ krauts einzudämmen. Vor Ort haben alle freiwilligen HelferInnen dieselben Aufgaben: Niedertrampeln und/oder Ausreißen! Neben dem Zurückdrängen der Neophyten schaffen diese Aktionen Bewusstsein für die Problematik und können Weitere dazu anspornen mitzuhelfen.

Menschen die durch ein großes seichtes Gewässer waten.
Bei der Schutzstation Wattenmeer kann man sich in unterschiedlichen Einsatzgebieten für den Naturschutz engagieren. Bild: Istock.com/Sjo.

Schleswig-Holstein:

Praktiziere Wattschutz!

Bei der Schutzstation Wattenmeer kann man sich zum/zur WattführerIn ausbilden lassen.
Text: Irina Zelewitz 

Wenn sich bei Ebbe das Wasser im Wattenmeer zurückzieht, kann man nicht nur rumspazieren, sondern sich auch gleich nützlich machen. Zum Beispiel im größten seiner Art, an der Nordsee. Der Verein Schutzstation Wattenmeer in Husum (in Schleswig‐Holstein) vergibt neben den jährlich beinahe 100 Plätzen an Personen im Bundesfreiwilligendienst (BFD) auch Praktika: und zwar sowohl Orientierungspraktika nach der Schulzeit, Pflichtpraktika, als auch auch freiwillige Praktika. Ihre Mindestdauer beträgt sechs Wochen, maximal festgelegt sind drei Monate. Die Einsatzgebiete sind unterschiedlich, man kann sich im praktischen Naturschutz engagieren, in der Bildungsarbeit oder bei naturkundlichen Bestandserfassungen. Beispielsweise gibt es die Möglichkeit, zum WattführerIn ausgebildet zu werden und BesucherInnen den Nationalpark über Insel‐, Salzwiesen‐, oder Wattführungen näherzubringen. Zu anderen Aufgaben zählen die Kennzeichnung von Schutzgebieten oder die Erfassung von Brutvögeln.

Menschen die auf einem Strand Müll einsammeln.
In den vergangenen Jahren konnten beim Coastal Cleanup Camp mehrere Tonnen Müll von den Ufern der Elbe entfernt werden. Bild: Istock.com/Inside Creative House.

Hamburg:

Nimm, was der Fluss bringt!

Im Coastal Cleanup Camp wird die Elbe von Müll befreit.
Text: Hanna Stummer

Schätzungen zufolge schwimmen etwa 250 Millionen Kilogramm Plastik auf den Meeresoberflächen unseres Planeten – und das ist nur ein Teil des Mülls, der in den Flüssen, Sees und Meeren und so in Tieren‐ und Menschenkörpern landet. Im Coastal Cleanup Camp 2024 verbringen junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren das Wochenende vom 13. bis 15. September an der Elbe und beseitigen den Müll auf den Hamburger Elbinseln. In der vergangenen Jahren wurden durch diese Aktion mehrere Tonnen Müll gesammelt, der sonst seinen Weg ins Meer gefunden hätte. Darüber hinaus werden im Coastal Cleanup Camp Workshops und Vorträge über Plastik, Gewässerverschmutzung und über die Möglichkeiten selbst im Alltag weniger Müll zu produzieren gehalten. Für Mitglieder der Naturschutzjugend Hamburg beträgt der Preis EUR 30, für alle anderen EUR 40.
Studien besagen, dass Plastik, insbesondere Mikroplastik in quasi allen Gewässern der Welt aufzufinden ist: von Flüssen, Bächen, Seen, Grundwasser bis zu den entlegensten Gletschern. Aquatische Müllsammelaktionen wie das Coastal Cleanup Camp bieten sich also auch in Gegenden an, von denen das Meer weit entfernt ist.

BIORAMA #90

Dieser Artikel ist im BIORAMA #90 erschienen

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