V wie Vernetzung in Verkehrsfragen
Wie gemeinsame unternehmerische Initiative nachhaltigen Mehrwert bringt. Ein Erfahrungsbericht als Gastbeitrag von Volker Amman.
»Es ist unser Anspruch, MitarbeiterInnen mit den neuen Mobilitätsangeboten zu begeistern, um nachhaltigen Mehrwert für die Unternehmen und ganz Vorarlberg zu schaffen.« So lautet das gemeinsame Anliegen von neun Vorarlberger Unternehmen, die sich zur »Mobility V« zusammengeschlossen haben. Gleichzeitig haben die Unternehmen weitere Vorteile einer nachhaltigen Anreise zum Arbeitsplatz erkannt: im Employer Branding, in der Gesundheit der MitarbeiterInnen, in der Reduktion des Parkplatzbedarfs und anderer laufender Kosten.
Der Ansatz, gemeinsam Probleme zu lösen, war für die Unternehmen nicht neu. Mobility V ist ein Projekt innerhalb der Plattform V, in der über 40 Vorarlberger Unternehmen Mitglied sind. Die Zukunft neu zu denken, Wissen zu teilen und gemeinsam Lösungen zu finden hat sich bereits auch bei vielen anderen Themenbereichen wie Talentsuche, Weiterbildung oder Datensicherheit bewährt. Im Bereich Mobilität war der Vorteil der Vernetzung der Unternehmen von Beginn an gleich offensichtlich. Viele MitarbeiterInnen fahren etwa täglich dieselbe Strecken und sitzen dabei meistens allein im Pkw. Lösungen wie Ridesharing oder On-Demand-Busse können eigentlich nur firmenübergreifend richtig gut funktionieren. Denn für ein wirklich flexibles Ridesharing braucht es der Erfahrung nach eher über 1000 MitarbeiterInnen an einem Standort, damit eine ausreichende Zahl von ihnen teilnimmt.
Eine Datenanalyse mit über 10.000 MitarbeiterInnen hat das Potenzial für innovative neue Lösungen bestätigt. Vorarlberg liegt im Bundesländervergleich der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel mit über 70 Prozent gelegentlicher Nutzung auf Platz zwei. Trotz dieses vergleichsweise gut ausgebauten öffentlichen Verkehrsangebots haben 52 Prozent der MitarbeiterInnen keine vernünftige Alternative zum eigenen Pkw. Ursprünglich war geplant, als ersten Service mit einer firmenübergreifenden Ridesharing-Lösung zu starten. Verschiedene AnbieterInnen wurden evaluiert und entsprechende Incentives und Kommunikationsmaßnahmen festgelegt. Doch dann kam Covid. Ridesharing war nun definitiv nicht mehr die optimale Lösung.
Das Dienstrad schien attraktiver. Drei Unternehmen des Netzwerks Mobility V haben sich entschieden, sich gemeinsam mit Avimo Consulting dem Thema zu widmen. MitarbeiterInnen waren von den Vorteilen begeistert: Die Unternehmen kaufen die Räder, statt sie zu leasen, das ermöglicht bis zu 50 Prozent Ersparnis durch steuerliche Optimierung, Händlernachlass und eine Förderung in Höhe von 300 Euro. Gleichzeitig können MitarbeiterInnen auf ein sehr großes Netz von mittlerweile über 80 Partnerhändlern zurückgreifen. Daraus wurde »Get your Jobbike« entwickelt, das nun als Plug-and-Play-Lösung auf dem Markt erhältlich ist.
So werden bis zu 50% Preisersparnis für die Mitarbeiterinnen möglich
• Kauf statt Leasing der Räder durch das Unternehmen – die Preisvorteile werden direkt an die MitarbeiterInnen weitergegeben.
• MitarbeiterInnen mieten die Räder in Form einer Gehaltsumwandlung über 48 Monate vom Unternehmen.
• Weil bei dieser Vorgangsweise alle steuerrechtlichen und arbeitsrechtlichen Fragen umfassend geklärt sind, ist die Abwicklung einfach – inklusive der Inanspruchnahme der nach wie vor möglichen Förderung von 300 Euro durch den Klimaaktivfonds.
Ausblick
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt Unternehmen mehr denn je. Gleichzeitig haben die hohen Spritpreise zu einer erhöhten Nachfrage nach alternativen Lösungen geführt. Das innere Team von Mobility V möchte deswegen weiter aktiv bleiben und mit den Unternehmen gemeinsam attraktive Angebote entwickeln. Die aktuellen Schwerpunktthemen sind 45-km/h-Bikes, Ridesharing und auch eine »Mobility as a Service«-App, in der alle Angebote gebündelt werden.
Der Betriebswirt Volker Amann hat zum Thema Peer-to-Peer-Carsharing dissertiert, einige Jahre in der Automobilindustrie gearbeitet und ist Gründer und CEO der auf Mobilitätsservices spezialisierten Unternehmensberatung Avimo Consulting. Bild: Eva Sutter.