Mit dem Hund unterwegs im Wolfsgebiet: Was muss ich beachten?

Mit der Rückkehr der Wölfe nach Mitteleuropa tauchen auch Fragen auf, die wir uns 100 Jahr nicht zu stellen brauchten. Etwa: Wie verhalte ich mich, wenn ich mit meinem Hund einem Wolf begegne?
Antworten von Helene Möslinger.
 
© H. Möslinger, Wolfforscherin

© H. Möslinger, Wolfforscherin

Wölfe, die Vorfahren der Hunde, können nach wie vor mit Hunden kommunizieren. Sie sind sich genetisch als auch im Verhalten ähnlich.
Begegnungen zwischen Wölfen und Hunden können somit unterschiedlich enden:
  1. So kann es sein, dass sich die Tiere nicht weiter füreinander interessieren und jeder seinen Weg geht.
  2. Wölfe können Hunde auch als Artgenossen sehen, sodass bei einer Begegnung der Hund als Konkurrent gesehen wird. Wölfe sind territorial, sie markieren und verteidigen ihr Gebiet und dulden keine Eindringlinge. Eine solche Begegnung kann bis zum Kampf führen, dies hängt jedoch sowohl vom Verhalten des Hundes als auch von dem des Wolfes ab.
  3. Die dritte Möglichkeit ist, dass Wölfe Hunde als Paarungspartner sehen und sich miteinander verpaaren. Dies tritt nur selten auf, vor allem, da Wölfe nur einmal im Jahr paarungsbereit sind (Februar/März) und es bei uns eigentlich keine dauerhaft freilebenden Hunde gibt, sodass ein direkter Kontakt zum passenden Zeitpunkt selten ist. Außerdem bevorzugen Wölfe meist ihre Artgenossen als Paarungspartner. In sich gerade neu entwickelnden Populationen kann es durch zu wenig gleichartige Paarungspartner jedoch dazu kommen. Ein Beispiel ist eine Wölfin in Sachsen, Deutschland. Diese hatte sich im Jahr 2003 mit einem Hund verpaart und auch Welpen sogenannte Hybriden (Wolf – Hund Mischlinge) geboren. Zu dieser Zeit gab es in Deutschland bislang nur ein Rudel, sodass die männlichen Wölfe ihre Brüder bzw. ihr Vater waren und Wölfe Inzucht aber weitestgehend vermeiden. In Deutschland ist dies seither nicht nochmal vorgekommen.
  4. Eine weitere, aber äußerst seltene Möglichkeit ist, dass der Wolf den Hund als Beute anspricht. In Deutschland wo es mittlerweile seit 15 Jahren wieder freilebende Wölfe gibt, ist bislang kein solcher Fall bekannt.
Was kann ich als Hundehalter tun?
Im Allgemeinen wird empfohlen, den Hund im Wolfgebiet an der Leine bzw. in der Nähe des Besitzers  zu führen, sodass der Hund nicht weit ab vom Menschen auf einen Wolf trifft.Sollte man trotzdem einem Wolf begegnen, den Hund bei sich halten und die Aufmerksamkeit des Wolfes auf den Menschen lenken, z.B. durch Sprechen, Händeklatschen. Die Anwesenheit des Menschen übertrifft meist das Interesse am Hund und der Wolf dreht ab.
Sollten Sie einem Wolf begegnen, melden Sie dies zum Beispiel an ihre Gemeinde, sodass diese die zuständigen Personen benachrichtigen können. (siehe auch Wolfsmanagement in Österreich – Grundlagen und Empfehlungen. Dezember 2012).
Helene Möslinger ist freie Mitarbeiterin bei LUPUS (Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland) sowie 

 

 

Zum Thema Wolf weiterlesen?

8 gute Gründe, keine Angst vor dem Wolf zu haben – von Kurt Kotrschal (Wolf Science Center Ernstbrunn)
„Willkommen zurück, Wolf!“
– ein Interview mit Markus Bathen
Der Wolf kehrt zurück – Hunde zum Herdenschutz sind schon da

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