Mischkultur: Exoten im Garten
Andrea Heistinger erklärt, wie exotische Geschmäcker im eigenen Garten wachsen können.
»Exotisch« heißt in seiner engeren Bedeutung: »aus fernen Ländern« kommend. Doch ebenso ausgefallen und ungewöhnlich. Und was solchermaßen als exotisch gilt, ist eine Frage der Perspektive. So galten im Barock die aus Süd- und Mittelamerika stammenden Kartoffeln und Tomaten als exotisch. Lange wurden sie nur in herrschaftlichen Gärten und allein zur Zierde angebaut. Erst im 18. Jahrhundert wurde ihr Anbau in Europa so richtig populär und heute zählt die Tomate hierzulande zum meistgegessenen Gemüse. Niemand käme mehr auf die Idee, sie als exotisch zu bezeichnen.
Da sich die Kulturpflanzenausstattung unserer Gärten und Äcker immer wieder verändert hat, können wir davon ausgehen, dass in einhundert oder zweihundert Jahren Pflanzen in unseren Gärten gedeihen werden, die wir heute noch kaum kennen. Wenn wir einen Blick in die Obstregale der Supermärkte werfen, fallen uns einige Früchte ins Auge – und in den dann nicht so ökologischen Einkaufskorb –, die wir auch in unseren Breiten wunderbar anbauen und uns so jetzt mitten im Winter mit frischen Früchten versorgen können. Allen voran möchte ich hier ein Plädoyer für die Kiwi halten, deren selbst geerntete Früchte seit Wochen meinen Frühstücksbrei verfeinern. Alles, was Kiwis brauchen: ein Rankgerüst, einen richtig gut gedüngten Boden und viel Wasser. Die großen Kiwis reifen im September und Oktober,
und zwar folgeartig. In den meisten Lagen werden sie unreif geerntet und reifen dann im Lager nach – denn so können sie 8–12 Wochen gelagert werden (trocken und kühl, zum Beispiel in einer frostfreien Garage). Sobald die Früchte weich werden, können sie gegessen werden. Zu Weihnachten habe ich heuer einen großen Korb voll halbreifer Kakis verschenkt, die ich am Bauernmarkt in St. Pölten erstanden habe. Seit einigen Jahren gibt es frosttolerante Auslesen, die auch in unseren Gärten gedeihen. Wer sich in die Kultur dieser neuen, himmlisch aromatischen Frucht einlesen will (und erfahren will, wo man Bäumchen bekommt), dem sei Sigi Tatschls wunderbares Buch »555 Obstsorten für den Permakulturgarten« empfohlen.
Und wer im Gemüsegarten selbst anbauen will, was im Supermarktregal meist von weit hergereist ist, dem sei die köstlich süß-säuerliche Andenbeere empfohlen. Die Pflanze wächst bis in den Spätsommer hinein üppig, ihre Früchte reifen bis zu den ersten Frösten im Herbst und sind dann auch einige Wochen lagerbar. Und noch eine gute Nachricht zum Schluss: Exoten brauchen keine besonders exotische Pflege. Sie gedeihen mit den im Biogarten bewährten guten Biodüngern – wie eigener Kompost oder Wurmhumus – und sind auch sonst nicht besonders anspruchsvoll.
Agrarwissenschafterin und Gartenbuchautorin Andrea Heistinger weiß, wie exotisches Obst und Gemüse im eigenen Garten wachsen kann. andrea-heistinger.at