Mikroplastik – 5 Produkte, in denen wir Plastik kaum erwarten

© Sea Chair

Zurecht scheuen wir uns davor, Wasser aus Plastikflaschen zu trinken, und versuchen Plastikverpackungen unserer Lebensmittel soweit wie möglich zu vermeiden. Jedoch – aller Bemühungen zum Trotz – ist eine besondere Form von Plastik unser täglicher Begleiter, schleicht sich heimlich ein und ist schwer wieder loszuwerden: Mikroplastik.

Mikroplastik ist vor allem eines, unsichtbar. Das aber nur für das ungeschulte Auge. Die kleinen Kunststoffpartikel bewegen sich auf der Größenskala zwischen DNA und einem Pixel des Sensors einer Fotokamera, zwischen Nano- und Mikrometer. Mikroplastik entsteht nicht nur durch den langsamen Zerfall von größeren Gegenständen aus Plastik, es wird auch industriell hergestellt und in viele, viele Produkte des täglichen Gebrauchs verpackt. Besonders beliebt ist die Verwendung der persistenten, also biologisch nicht abbaubaren, Teilchen in Peelings oder anderen Kosmetikprodukten, die den Effekt mechanischen Abriebs zur Reinigung nutzen. Öfter als wir denken kommt unsere Haut mit Substanzen in Kontakt, die sie reiner, weicher und gesünder machen sollen, in Wahrheit aber eine Menge an kleinen Kunststoffteilchen enthalten, die geradewegs oder auf Umwegen in unseren Organismus gelangen.

© Dr. Mary Sewell/University of Auckland | Mikroplastik unter dem Mikroskop

Mikroplastik ist mit dem freien Auge nicht zu erkennen, sehr wohl jedoch, wenn man sich in die kleingedruckte Lektüre vertieft, die auf Produkt-Rückseiten über jegliche Inhaltstoffe Aufschluss gibt. Unscheinbar-undurchsichtige Abkürzungen wie PE, PP, PET, PUR, ACS und noch einige weitere sind dort kleine Warnschilder für die Existenz von Mikroplastik.

Das Problem an Mikroplastik ist nicht nur, dass wir uns damit freiwillig das Gesicht waschen oder unsere Lippen eincremen, es liegt noch viel tiefer. Mit der Verwendung von Produkten die Mikroplastik enthalten, werden beispielsweise beim Duschen deren Rückstände im Abwasser in die Kläranlagen gespült. Durch die mikroskopische Dimensionen wird das Plastik aber nicht gänzlich herausgefiltert, es gelangt auf direktem Weg in Bäche, Seen und Meere. Dort ist es auch für Wasserlebewesen unsichtbar, wird während der Nahrungsaufnahme unbemerkt und ungewollt aufgenommen und im Organismus abgelagert. Wenn Fisch und Krebstiere davon kein verfrühter Tod ereilt, landet es durch die Nahrungskette später in unseren Pfannen – zum Abendessen gibt’s Risotto Frutti di Plastik! Nenne man es wie man möchte, aber Teufelskreis des Plastikkreislaufs trifft es ziemlich gut. Es ist nämlich so: nicht nur in den Meeren landet unser Mikroplastik. Der Klärschlamm, der in den Kläranagen zurückbleibt, wird oft und gerne als Düngemittel verwendet. Auf den Feldern aufgeschüttet gelangen die Teilchen durch Wind und Wetter in die Atmosphäre, sammeln sich in Wolken an und werden anschließend wieder auf die Erde geregnet.

© Steven Guerrisi

Wo das Mikroplastik schlummert – die Top 5 Produkte, wo wir Kunststoffe am wenigsten gebrauchen können

1, Honig
Honig als unbedenkliches Naturprodukt? Nicht ganz. Vergangenes Jahr hat die SRF-Sendung Kassensturz eine Analyse von über 20 Honigsorten durchgeführt, und Erstaunliches enteckt. In jedem einzelnen Glas wurden kleine Plastikpartikel gefunden – Im Schweizer Blütenhonig von Globus befinden sich pro Klio 210 Teilchen!

2, Bier
Bier trinkt man meist aus der umweltfreundlichen Glasflasche, von Plastik, vermeintlich, keine Spur. Innen sieht’s ganz anders aus – laut einer Studie von NDR wurden in den Sorten Pilsener und Weißbier verschiedener Hersteller Mikroplastik nachgewiesen. Spitzenreiter: das Pils von Jever, mit rund 78,8 Plastikfasern pro Liter.

3, Mineralwasser
Durch die Verpackung von Mineralwasser ist der Kontakt mit Plastik hier offensichtlich. Dies beschränkt sich aber nicht nur auf das Drumherum, im Wasser selbst steht die Lage nicht besser. Der NDR hat die Plastikbelastung von abgepacktem Mineralwasser großer Supermarktketten wie Aldi, Lidl oder Penny getestet – die Höchstwerte der Plastikanteile liegen hier bei bis zu 7,3 Fasern pro Flasche.

4, Lippenstift
Nicht nur in Peelings und Duschgels, wo man die Plastikteilchen fast spüren kann, auch in diversen Lippenstiften kommt Mikroplastik zum Einsatz, und in weiterer Folge Kontakt mit unseren Schleimhäuten. Auch Yves Rocher hat anscheinend einen Faible für Polyethylen: Grand Rouge Lippenstift, für ein Plastiklächeln, das Barbielippen um nichts nachsteht.

5, Sonnencreme
Mit dem Sonnenschutzgel für Allergische Haut verspricht Ladival sogar den Empfindlichsten ein Schutzschild gegen die Sommersonne. Was bei der Bewerbung außen vor gelassen wird: das Gel enthält den Kunststoff Acrylates Crosspolymer – Mikroplastik gegen Sonnenbrand, auch für Allergiker!

Eine vollständige Liste an Produkten, die Mikroplastik enthalten, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland zusammengestellt. Für alle die der unsichtbaren Gefahr ins Auge sehen wollen.

 

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