Mickys Kochbücherregal #3 – Sarah Wiener: Vom Nordrand in die Stadtmitte

von Micky Klemsch · 21. September 2011

MICKY’S KOCHBÜCHERREGAL #3

Vom Nordrand in die Stadtmitte. Noch bevor Sarah Wiener 1999 ihr erstes Restaurant „Speisezimmer“ in Berlin eröffnete, versorgte sie mit ihrem „Tracking-Catering“ die österreichische Filmproduktion von Barbara Alberts Film Nordrand. Zwölf Jahre später präsentierte sie als prominenteste deutsche Fernsehköchin ihr neues Buch in der noblen Wiener Innenstadt.

Es ist das achte Buch von Sarah Wiener und es enthält in erster Linie Rezepte von Österreichern, denen sie im Rahmen der Dreharbeiten zu Ihrer ORF/ARTE Sendereihe „Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener“ in ihrem Heimatland begegnete. Grafisch sehr schön aufgearbeitet und übersichtlich präsentiert die Biobotschafterin der Bundesrepublik Deutschland hier klassische Rezepte aus allen Regionen Österreichs. Bei der Präsentation im Küchenstudio des Naturholzmöbelherstellers Team7 waren dann auch einige Herdhelden anwesend: Margot Fischer, selber Autorin für Bücher über Kräuter und Wildpflanzen, hat etliche Rezepte beigesteuert, so auch eines der einfachsten, aber ebenfalls originellsten: Brennesseln in Bierteig.

In vielen Fällen werden zu den Herdhelden auch kleine Geschichten über die Person oder ihre Region erzählt. Statt Fotos der eigentlichen Helden, ist aber jeweils ein neues Bild von Sarah Wiener zu sehen. 50 Mal ist die Starköchin abgelichtet, manche Bilder wiederholen sich deshalb. Die Titelfiguren, die Herdhelden, hingegen sind insgesamt nur vier mal abgebildet. Schade eigentlich, zu gerne hätten wir gewusst, wie die Köche von Biersuppe mit Erdäpfelknöderln (Christian Göttfried aus Alkoven) oder dem Steirischen Striezel (Resi Neuhold aus Naas) aussehen. Aber neben Sarah stehen hier offensichtlich die traditionellen Gerichte im Mittelpunkt, die vom Hamburger Fotografen Wolfgan Schardt rustikal abgelichtet wurden, machen Appetit, muss man schon sagen.

Manche Fernsehauftritte von Sarah Wiener haben stark polarisiert. Zum Beispiel als sie zur Bewusstseinsmachung der Nahrungsherkunft vor 13Jährigen ein Kaninchen schlachtete, das am nächsten Tag gemeinsam als Braten verzehrt wurde, schrie die Tierschützerfraktion auf. Ähnlich wie der Schokolade-Produzent Josef Zotter mit seinem „Essbaren Tiergarten“ möchte sie damit zu bewussterem Fleischkonsum aufrufen. Nach dem Motto: Wenn schon Fleisch, dann wenigstens aus artgerechter Nutztierhaltung. Dies manifestiert sie im Vorwort auch durch ihre 15 Gebote zur Ernährung, die auch Stichworte wie Biodiversität, Plastikverzicht, Ökologischen Anbau und Regionalität beinhalten.