Mickys Kochbücherregal #11: Sarah Wiener in bewegten Bildern

von Micky Klemsch · 1. Oktober 2013

Sarah mit Julius Schneidhofer jr. und seinen Äpfeln vom Semmering

Unsere heutige Vorstellung steht nicht bei all den anderen Kochbüchern im Regal direkt in der Küche. Es hat seinen Platz in der Nähe des Fernsehers gefunden. Zwischen den Silberscheiben, die normalerweise Filmklassiker und TV Serien enthalten. Sarah Wieners Erste Wahl ist nämlich ein Fernsehformat, das nun auf 2 DVDs mit beiliegendem Kochbuch erschienen ist.

Wenn Sarah Wiener nicht so ein natürlich netter Mensch geblieben wäre, man könnte meinen, es handelte sich bei ihr um eine Vermarktungsmaschine. Wie bei fast allen prominenten Fernsehköchen steht auch ihr Name bereits als Qualitätsmerkmal auf zahlreichen Produkten. Beginnend von Ihren Restaurants, Kaffeehäusern und Museumsgastronomie in Berlin, Hamburg und Stuttgart über die mit Helmut Gragger konzipierte Holzofenbäckerei „Wiener Brot“ in Berlin-Mitte bis zu ihrer eigenen Produktlinie, die sie vor kurzem sogar persönlich auf der BioGast-Messe in Wels präsentierte.

So richtig populär wurde die gebürtige Österreicherin (das Attribut Wienerin wäre hier zu verwirrend) aber durch diverse Fernsehformate. Als eine der Starköchinnen in der Abendshow von Johannes B. Kerner, beliebter Talkgast auf allen TV Couches der deutschsprachigen Fernsehlandschaft sowie mit den auf sie zugeschnittenen Formaten „Sarah und ihre Küchenkinder“ oder „Sarah Wieners kulinarische Abenteuer“. Letzteres führte die umtriebige Köchin für ARTE und den ORF in diversen Folgen zuerst durch Österreich und danach durch Großbritannien. Natürlich wurde beides in Buchform („Herdhelden„) und auch als Doppel DVD für die Ewigkeit konserviert.

Sarah fährt zur Getreideernte ins bayrische Kirchweidach und bäckt Brot

Seit dem Spätsommer 2013 läuft auf ARTE in 10 Folgen die neue Sendereihe „Sarah Wieners Erste Wahl“, die nun mit einem begleitendem Kochbuch, oder wollen wir es eher Rezeptheft nennen, als Doppel DVD erschienen ist. Sarah besucht dabei nachhaltige Produzenten in ganz Europa und teilt für einige Tage das Leben und die Arbeit mit ihren Gastgebern. Es wird geerntet, gemeinsam werden Produkte verarbeitet und von regionalen Köchen erfährt Sarah die besten Tipps zur Zubereitung. Am Ende ihrer Besuche kocht Sarah Wiener ein spezielles Mahl aus den Produkten als Dankeschön für ihre Gastgeber.

Die erste Wahl für Oliven fand Sarah auf Kreta

Die Rezepte dazu finden sich ausführlich beschrieben im beigelegtem Rezeptheft, das als gute Weiterführung zu den einzelnen 45 minütigen Folgen dienen. Die Folgen sind sehr langsam geschnitten: Was beim ersten Hingucken vielleicht etwas langatmig wirkt – und 2013 nicht mehr usus ist – ist eine gemächliche Bildfolge. Die auch Zeit für Landschaft und Umgebung lässt. Man sieht langsam Wolken aufziehen und versteht die Sorge, die sich der Bauer um das Einführen des Strohs macht. Man sieht Sarah vor Freude durch den Regen tanzen, weil sie es dann doch gemeinsam geschafft haben, das Stroh noch vor dem Regenguss in den Stall zu fahren. Der Seher muss sich auf die Sendung einlassen. Nebenher schauen geht gar nicht. In Anlehnung an einen Lebensmitteltrend würde ich die Sendereihe als Slow TV bezeichnen. Andere Formate würden den selben Sendeinhalt in 15 Minuten Sendezeit verpacken.

Auch in der Steiermark wurde Sarah Wiener fündig

Auf ihren Besuchen kommt Sarah zu einem Imker aus Schwaben, sie bäckt mit der Demeter-Bäuerin Anna Troll in Bayern Brot, besucht Milchbauern im rumänischen Transsylvanien oder hilft bei der Olivenernte auf Kreta. Neben den Reiseberichten zu den Ursprüngen unserer Grundnahrungsmittel bietet „Sarah Wieners Erste Wahl“ jede Menge interessanter Hintergrundinfos zu den regionaltypischen Lebensmitteln und deren Produktion, sozusagen Bildungsfernsehen in seiner köstlichsten Form – für alle, die auch mal auf den Teller und darüber hinaus schauen wollen!