Biobissen bis zur Haustür – Exklusives vom Bauern nebenan

Eine Auswahl des Sortiments der Hermannsdorfer Landwerkstätten, einer Erzeugergemeinschaft. Bild: Mensch und Natur AG

Die Mensch und Natur AG aus München bietet Bio-Kleinerzeugern schon seit Jahren einen Online-Marktplatz zur Direktvermarktung ihrer Produkte. Im Online-Shop finden sich nur handwerklich hergestellte Bio-Lebensmittel und Transparenz bei der Herstellung.

Für München hat die Firma einen Lieferservice, der regionale Bio-Produkte direkt nach Hause liefert. Um ihn zu finanzieren und die Idee in weitere Städte zu bringen, läuft im Januar und Februar eine Crowdinvest-Kampagne.

BIORAMA: Bekommt man nicht ähnlich gute Produkte im Bio-Supermarkt?

Oliver Germek: Nein, das meiste beziehen wir von kleinen Betrieben, Bauern und Familienunternehmen. Kleinerzeuger, die heute aus dem (Bio-)Supermarktregal verschwunden sind. Denn wer keine industrielle Massenware, sondern handwerkliche Lebensmittel aus regionalen Zutaten herstellt, findet dort keinen Platz mehr.

Wird Ihr System etwas verbessern, vielleicht einen Wandel in der Branche bewirken?

Ja, natürlich können wir etwas dauerhaft ändern und verbessern. Wir gestalten mit unserer Idee des Marktplatzes eine echte Alternative zu bestehenden Handelsstrukturen. Eine Option, um Kleinerzeugern eine dauerhafte Absatzalternative zu bieten und damit eine dezentrale, robuste Form der Lebensmittelversorgung zu erhalten.

Landwirte stehen unter Druck, sie müssen viel für wenig Geld produzieren. Wie ist es bei den Kleinbauern, von denen Sie beliefert werden?

Wir schätzen die handwerkliche Arbeit der Erzeuger. Diese Wertschätzung erfolgt natürlich auch über den Preis, den wir für ihre Produkte bezahlen. Deshalb bekommen die Kleinerzeuger bei uns bis zu 75% des Verkaufspreises und somit deutlich mehr als im herkömmlichen Handel üblich. Zudem wünschen wir uns, dass Sie den Verkaufspreis bestimmen. Denn nur sie kennen den Wert der Produkte!

Sie sagen, die Bauern hätten weniger Produktionsdruck, wenn sie ihre Produkte direkt vermarkten – warum?

Natürlich gibt es immer einen gewissen „Markt“-Druck. Dieser ist aber verhältnismäßig gering gegenüber dem existenziellen Druck der letzten Jahre, den viele Bauern und Erzeuger durch Handel und Nahrungsmittelindustrie erfahren. Diese fordern immer billigere, hochwertige Produkte.

Unser Marktplatz schafft eine neue, fairere Situation. Bei uns existieren keine Regale, die immer „voll“ sein müssen. Unser Modell bietet, wie ein Wochenmarkt, dem Erzeuger eine Plattform, zu verkaufen, was er will. Die Entscheidung darüber trifft aber er – und natürlich der Kunde.

Das Team der Mensch und Natur AG

Das Team von Mensch und Natur: Lena Barbi, Benno Kahrens, Oliver Germek. Bild: Mensch und Natur AG

Wie gehen Sie mit den saisonalen Schwankungen um?

Unser ganzes Modell basiert darauf, saisonale Schwankungen zu akzeptieren. Eine Abkehr von industrieller Landwirtschaft, Monokulturen und Massentierhaltung bedeutet eben auch in Teilen zu akzeptieren, dass nicht immer alles verfügbar sein kann.

Versuchen Sie größere Verluste bei der Lagerung zu vermeiden?

Heute verzichten wir durch umsichtige Logistik, bedarfsbasierten Einkauf und eine intensive EDV Nutzung bei unserem Konzept fast vollständig auf Lagerhaltung. Das führt aber auch dazu, dass Produkte, die bestellt wurden, dann nicht zwangsläufig verfügbar sind.

Wie viele Kunden haben Sie in München?

Wir stehen auf jeden Fall am Anfang unseres Projekts, aber unser Kundenkreis wächst stetig. Bis jetzt haben wir seit August 2015 in München ca. 150 Kunden gewonnen.

In München wird einmal die Woche geliefert. Geht es dabei eher darum, einmal in der Woche etwas besonderes zu essen, um Exklusivität, oder soll auch öfter geliefert werden und die ökologischen Produkte vom Kleinbauern so zur Norm werden?

Ich glaube, dass der Genussfaktor (noch) eine wichtige Rolle spielt. Langfristig verfolgen wir mit unserer Idee auf jeden Fall ein Umdenken – weg von Massenindustrie hin zu handwerklichen Produkten von kleinen, regionalen Erzeugern. Die Versorgung mit Kleinerzeugern aus der Region soll wieder zu einem wichtigen Faktor für eine sinnvolle, umweltgerechte Ernährung werden. Und damit auch zur Norm für den Grundnahrungsbedarf.

Wird es für gut produzierte, regionale Produkte in Zukunft eine Stammkundschaft geben wie für fair gehandelten Kaffee?

Auf alle Fälle. Ich denke regionale Produkte werden immer populärer. Wir alle legen immer mehr Wert darauf Lebensmittel einzukaufen, die nicht um den halben Erdball geflogen wurden, bis sie auf unseren Tellern landen. Dasselbe steigende Bewusstsein wünschen wir uns natürlich auch für den Herstellungsprozess von Lebensmitteln.

www.menschundnatur.de

www.startnext.de/menschundnatur

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