Menopause: Die unfruchtbaren Jahre
Zwölf Monate sind seit der letzten spontanen Menstruation vergangen. Jetzt wissen Frauen, dass sie erreicht wurde – die Menopause. Warum aber gibt es diesen Zeitpunkt, und was steckt dahinter?
Von der Geschlechtsreife bis zur Menopause vergehen meist etwas mehr als 30 Jahre, dann haben Frauen ihre Gebärfähigkeit verloren, zumindest ihre natürliche. Heutzutage geht danach das Leben meist noch einige Jahrzehnte weiter. Und diese Tatsache – eine im Vergleich zur Lebenserwartung relativ kurze Fortpflanzungsphase – ist bei Menschen, Kurzflossen-Grindwalen und manchen afrikanischen Elefantenarten einzigartig.
Weil der Fortpflanzungserfolg für das Überleben einer Art entscheidend ist, sind bei den anderen Säugetieren dagegen die weiblichen Populationsmitglieder bis kurz vor ihrem Lebensende fruchtbar. Im Selektionsprozess hat sich dies als vorteilhaft herausgestellt. Wieso also hat sich das im Lauf der Menschwerdung geändert?
Mütter und Großmütter
Wissenschaftler haben dazu Hypothesen entwickelt. Eine geht von entwicklungsgeschichtlichen Vorteilen aus, wenn Großmütter ihren Töchtern beim Betreuen der Enkelkinder helfen, statt selbst noch Kinder zu bekommen. Diese »Großmutter-Hypothese« wird von einer Studie gestützt, für die britische Forscherinnen Daten über zwei afrikanische Dorfgemeinschaften in Gambia auswerteten, deren Familien 25 Jahre lang bis 1975 beobachtet wurden.
Daryl P. Shanley und ihre Kolleginnen von der Newcastle University stellten nach insgesamt 5.500 Lebensgeschichten fest: Großmütter mütterlicherseits hatten in Gambia tatsächlich einen positiven Effekt auf die Überlebensrate ihrer Enkel – jedoch nur im ersten und zweiten Lebensjahr. Ganz zu Beginn war die Anwesenheit der Mutter überlebenswichtig, und nach dem zweiten Lebensjahr schwächte sich der Einfluss der Großmütter wieder ab.
Schutzfunktion
Eine andere Theorie besagt, dass die Menopause die Frau vor riskanten Spätgeburten schützt. Denn je älter eine Frau ist, wenn sie ein Baby zur Welt bringt, desto größer ist ihr Risiko, dabei zu sterben. Ohne Mutter aber haben kleine Kinder nur eine geringe Chance zu überleben. Vom Standpunkt der Evolution aus betrachtet ist es also ein Vorteil, dieses Risiko zu minimieren. Um diese Hypothese zu testen, rechneten die britischen Forscherinnen um Shanley eine Erhöhung des Menopausenalters bis auf 65 Jahre durch. Demnach ergibt sich der beste Fortpflanzungserfolg, wenn die Menopause zwischen 55 und 60 einsetzt, also zehn Jahre später als in der Realität.
Das Fazit der Untersuchungen lautet nun: Nur beide Vorteile gemeinsam sichern den Fortpflanzungserfolg. Für das Überleben eines Kindes bis zum Alter von zwölf Monaten spielt nur die Existenz der Mutter eine Rolle, eine Großmutter ist unwichtig. Zwischen 12 und 24 Monaten steigt die Überlebenschance jedoch dramatisch an, wenn eine Großmutter präsent ist, die keine eigenen Kinder versorgen muss. So bietet eine frühe Menopause auch den zuletzt Geborenen nicht nur eine gesunde Mutter, sondern auch eine fürsorgliche Großmutter, die nicht durch eigene Kinder abgelenkt ist.
Natürlich gibt es Kritiker dieser Studien. Sie halten die Überprüfung dieser Hypothesen anhand von empirischen Daten für äußerst schwierig, weil sie einen Prozess der Anpassung über mehrere tausend Generationen beschreibt, heutige Untersuchungen aber nur wenige Generationen umfassen können.
Erkenntnisse
Statt einer evolutionären Angepasstheit könnte die Menopause – wie andere Experten vermuten – aber einfach nur eine evolutionäre Einschränkung darstellen, die ab einem bestimmtem Alter zur unüberwindbaren Hürde wird: Der vor der Geburt gebildete Vorrat an rund 500.000 Eizellen ist eben nach spätestens rund 50 Jahren aufgebraucht.
Warum auch immer es die unfruchtbare Lebenszeit bei Frauen gibt, sie ist ein ebensolcher hormonbedingter Zyklus wie Pubertät, Menstruation und Schwangerschaft. Dementsprechend sollte man sich über die hormonellen Vorgänge im Körper mit ihren körperlichen und seelischen Folgen früh informieren, etwa in einem Gespräch mit dem Gynäkologen seines Vertrauens. Damit könnten Frauen später in den Vierzigern und Fünfzigern sorgenvolle Momente vermeiden. Uninformiert würden sie dann wahrscheinlich unerklärliche physische und psychische Veränderungen an sich feststellen.
Nach der Klarheit über das Warum und das Wie ergibt sich aber dennoch auch die Frage nach dem Wohin. Die Menopause und die davor einsetzenden Wechseljahre sollten als das gesehen werden, was sie sind: Zeiten des Wandels, in denen wir allmählich Fähigkeiten verlieren, die in Lebensphasen zuvor wichtig waren – und neue dazugewinnen.
Zahlen und Fakten zur Menopause
- Was: aus dem Altgriechischen für Ende (= pausis) der Monats(= men)blutung
- Wann: Prämenopause (ab 35./40. Lebensjahr = LJ); Perimenopause (Klimakterium, ab 40./45. LJ, unregelmäßige Zyklen); Menopause (ab letzter Blutung); Postmenopause (ab einem Jahr nach der letzten Blutung); Senium (Greisenalter)
- Wie: Störung der Hormonbalance. Bereits ab Mitte Dreißig kann es zu einem zeitlich ungleichen Abfall der Hormone Progesteron und Östrogen kommen.
- Statistik: 50% der Frauen (30% der Männer) leiden unter starken Wechselbeschwerden.
- Jüngste Forschungsergebnisse: Auch Männer kommen in die Andro(griechisch für Mann)pause oder ins Klimakterium virile.