Marry me. Sustainably.

Tina Hinterleitner, Foto: Marie Bleyer

Tina Hinterleitner, Foto: Marie Bleyer

Tina Hinterleitner aka Hellbunt Hochzeits- und Eventmanagement ist die erste vegane Hochzeitsplanerin Österreichs. BIORAMA hat mit ihr über ihren Traumjob und Hochzeiten im Allgemeinen gesprochen.

BIORAMA: Was ist denn eine nachhaltige oder vegane Hochzeit? Welche Bereiche umfasst das?

Tina Hinterleitner: Da gibt es angefangen von regionaler und Bio-Ware über faire Blumen, Dekorationsartikel, die man vielleicht in der Natur sammelt und selbst Gestaltetes, Recycling-Papier oder Naturpapier aus der Papeterie, bis hin zu veganen Bands, also Bands, deren Mitglieder vegan leben und versuchen nachhaltiges Equipment zu kaufen.

Auch in Bezug auf die Location gibt es die Möglichkeit sich ein Gasthaus oder einen Hof zu suchen, der auf Bio ausgerichtet ist.

Es geht neben der ökologischen aber auch um die soziale Nachhaltigkeit. Das Konzept des fairen Handels kann man zum Beispiel gut in die Wahl der Blumen und des Brautkleides oder sonstiger Festgewänder miteinfließen lassen.

Es gibt also mittlerweile ganz viele verschiedene Möglichkeiten, und ich bin dafür da, sie einfach mal aufzuzeigen. Es gibt Bereiche, die im Schnitt teurer sind, und Bereiche, die billiger sind als bei einer konvetionellen Hochzeit. Im Endeffekt kommt es aber fast auf’s Selbe raus.

Wie bist du Hochzeits- und Eventplanerin geworden?

Der Eventbereich war immer schon etwas was ich spannend fand, er hat viel mit dekorativen und kreativen Dingen zu tun und das ist meine Leidenschaft. Ich habe das Gefühl, mir wurde das in die Wiege gelegt. Es ist für mich kein Zeitaufwand, keine Arbeit, sondern Spaß.  Ich habe jahrelang im Freundeskreis ganz automatisch alle Events geplant und dann auch ein Kultur- und Eventmanagement-Studium abgeschlossen.

In den nachhaltigen Bereich bin ich dann eigentlich aus eigener Erfahrung gekommen. Weil ich gemerkt habe, dass ein Wandel da ist, der mich sehr interessiert. Ich selber lebe auch seit einem Jahr vegan und versuche so nachhaltig und grün wie möglich zu leben.
Der Markt war also da, aber es gab noch nichts in diesem Bereich, warum sollte man da nicht was starten?

Foto: Marie Bleyer

Foto: Marie Bleyer

So wurde ich zu einer One-Man-Firma mit einem ausgeweiteten Team, das ich mir an Land ziehen kann, wenn ich es brauche. Die freuen sich dann auch immer, wenn sie Aufträge über mich bekommen, da sind schöne Kooperationen entstanden. Wir machen auch immer wieder Inspirations-Shootings um aufzuzeigen, was alles möglich ist. Und das kommt bei den Leuten sehr gut an. Ich glaube auch, dass man so die breite Masse davon überzeugen kann, dass eine nachhaltige oder vegane Hochzeit nicht bedeutet, im Jutesack auftauchen zu müssen.

Und das tolle an dem Konzept ist auch, dass Leute, die sozusagen mit meiner Hilfe heiraten, dann vielleicht auch zur Taufe wiederkommen, oder zur Babyshower oder zum 60ten vom Opa. Man kann eine gewisse Beziehung aufbauen, und Unterstützung bei der Feier persönlicher Anlässe soll auch etwas Persönliches haben und nicht nur Massenabfertigung sein.

Man hört oft Kommentare wie: „Die grünste Hochzeit ist immer noch gar keine Hochzeit.“ Wie stehst du persönlich dazu?

Für mich persönlich ist eine Hochzeit, oder generell jedes Fest, etwas das man gerne mit Freunden und Familie teilt um einen Eindruck fürs ganze Leben zu haben. Und man wird immer wieder Anlässe zum Feiern finden. Wenn man versucht das nachhaltig zu machen, ist dagegen nichts zu sagen. Ich persönlich würde im kleinen Kreis in einem Garten heiraten und die Einladungen elektronisch verschicken, aber ich verbiete niemandem etwas. Ich denke, man sollte nicht auf alles verzichten müssen. Man sollte das Leben feiern wie’s kommt aber dann versuchen, das so fair und ökologisch wie möglich zu machen.

Kannst du deine Kundschaft charakterisieren – wer engagiert eine/n WeddingplanerIn?

Das ist ganz unterschiedlich: Von Leuten, die einfach nicht das Händchen zum Organisieren haben und das gerne abgeben, über Menschen, die schon angefangen haben zu organisieren und einfach anstehen an einem gewissen Punkt und sagen „Es ist zu viel Zeitaufwand.“,  bis hin zu welchen, die sich sozusagen selbst verwöhnen möchten und sagen „Ich weiß wie es ausschauen soll, aber ich möchte den ganzen Aufwand nicht betreiben“. Und es gibt auch viele, die sich einfach nur melden, weil sie gesehen haben „Oh, das ist eine schöne Dekoration. Wie komm ich denn überhaupt zu solchen Artikeln?“ und im Nachhinein dann merken, dass sie gerne da und dort auch noch Unterstützung hätten.
Dadurch, dass mein Angebot sehr weitreichend ist und man sich einzelne Tortenstücke so zusammenbasteln kann, wie man es gern hätte, ist das auch sehr angenehm, weil man jederzeit was dazu nehmen kann.

Foto: Marie Bleyer

Foto: Marie Bleyer

Und was für Tortenstücke bietest du an?

Angefangen vom Erstgespräch, das natürlich kostenlos und unverbindlich ist über die Dekoration vor Ort selbst oder eine kleine Beratung  oder einen Leitfaden: was man wie machen kann oder wo man die nötigen Artikel bekommen kann. Oder auch das Aufstellen einer Budgetierung, denn viele sind überfordert weil sie nur ein gewisses Budget zur Verfügung haben. Dann natürlich auch die Eventbetreuung vor Ort, also das Strukturieren und Schauen, dass alle wirklich vor Ort sind, auch die Dienstleister, die kommen sollen.  Bis hin zur Konzepterstellung: Welche Farben nehmen wir? Wie gestalten wir es?
Ich berate auch gerne die Brautpaare bezüglich ihres Outfits, vom Schnitt her, und berate sie, weil ich die Modeschule als Hintergrund habe und sich viele da schwer tun. Viele Frauen sehen das Prinzessinnenkleid und wollen es haben obwohl in Wirklichkeit vielleicht ein anderer Schnitt einfach vorteilhafter wäre.
Also es ist wirklich von A bis Z alles möglich.

Was ist deiner Meinung nach das Geheimnis einer gelungenen Feier?

Wenn alle Spaß hatten und man den organisatorischen Stress im Hintergrund gar nicht mitbekommen hat, sondern einfach das Gefühl hat, es sei wie am Schnürchen gelaufen, dann ist eine Feier gelungen.

Auf deiner Homepage schreibst du: „Hier werden Ihre persönlichen Events nach Ihren individuellen Vorstellungen und Wünschen zur Realität.“ Wie lernst du die Wünsche der Brautpaare, oder deiner Kunden im Allgemeinen, am besten kennen? Wie näherst du dich dem Paar?

Also man muss erst einmal rausfinden, was die Kunden eigentlich wollen. Oft wissen sie es selbst gar nicht. Oder sie haben eine Vorstellung und können sie nicht benennen. Oder aber sie haben zwar eine Vorstellung, und in Wirklichkeit wollen sie es aber ganz anders. Da muss man sie dann erst hinführen. Meine Fragen sind oft zuerst mal: Habt ihr schon eine Idee? Habt ihr Farben? Habt ihr schon ein bestimmtes Motto? Wenn nicht: Was sind eure Leidenschaften? Was sind eure Hobbies? Wie habt ihr die letzten Jahre verbracht? Sollen eure Kinder miteingebunden werden? Wie viele Leute kommen? Bei einer Hochzeit – bei anderen Events natürlich auch, aber besonders bei der Hochzeit –  frage ich auch ob es einen Schwerpunkt auf den Nationalitäten des Brautpaares geben soll.

Dann bin ich ein Fan von Moodboards, das heißt der Kunde zählt mir bestimmte Punkte einfach auf und aus diesem Sammelsurium versuche ich ein Board zu machen, eine Art Pinnwand mit Fotos und Beispielen und Farbkonzepten, damit sich die Kunden auch wirklich etwas darunter vorstellen können. Denn alles was geredet wird, kann so viel heißen. Wenn ich das aber vor mir sehe, ist das viel mehr Wert. Und wenn ich mit diesem Moodboard etwas getroffen habe, was der Kunde will, dann fangen wir von dort an weiterzuarbeiten. Wenn da Sachen sind von „Nein, das will ich gar nicht“ zu „Ja, das gefällt mir“, dann basteln wir weiter bis sie wirklich das perfekte Konzept haben und dann erst fangen wir zu organisieren an.

Foto: Marie Bleyer

Foto: Marie Bleyer

Und welchen Rat kannst du Paaren geben, die ihre Hochzeit ohne WeddingplanerIn organisieren möchten?

In Bezug auf Nachhaltigkeit auf alle Fälle, wenn man sich nicht sicher ist, einfach nachzufragen. Und zu versuchen in der Region zu bleiben um sie zu unterstützen. Und wenn man mal ansteht, kann man sich immer noch eine Stunde Beratung leisten und dann kann man wieder weiter.

Was ich sehr wichtig finde ist, dass man sich selbst treu bleibt, also auch bei der Hochzeit nicht dem Trend oder der Schwiegermutter in spe folgt. Denn der Tag der Hochzeit ist der Tag für die zwei und die anderen sind „nur“ eingeladen. Ich finde, dieses Fest soll das Paar wiederspiegeln und auch den Lebensstil, den sie haben möchten.

Mehr Infos:
www.hellbunt-events.at

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