Make Munich – Wo Kreativität keine Konkurrenz kennt
Make Munich ist die Messe für Macher, also Selbermacher. Hier dreht sich alles um Basteln, Bauen, Erfinden, Experimentieren, Lernen, Recyceln, Inspirieren und Spaß haben. BIORAMA hat sich mit Martin Laarmann vom Make-Munich-Team unterhalten.
BIORAMA: Unter dem Motto „Connect, Create & Inspire“ treffen sich bei der heurigen Make-Messe in München alle so genannten „Maker“ aus Deutschland. Was sind denn Maker?
Martin Laarmann: Maker sind die neuen technologiebegeisterten Do-It-Yourself-Virtuosen, die nicht mehr nur Konsumenten sein wollen, sondern Produkte verstehen, für ihre Zwecke umwandeln, also hacken, oder ganz neu erfinden wollen. Mit neuen – für jedermann erschwinglichen – Werkzeugen wie z.B. 3D-Druckern, Laser-Cuttern oder Open-Source-Microcontrollern findet gerade eine Demokratisierung der Produktionsmittel statt und Maker sind die neugierigen und kreativen Pioniere, die sich dieser neuen Möglichkeiten bedienen.
Man kann es auch weniger intellektuell ausdrücken. Maker sind: 3D-Druck-Virtuosen, Electronic Geeks, Laser Cutter, Technologie-Enthusiasten, Hardware-Tüftler, Löter und Platinen-Bruzzler, Guerilla Gardener, Strickmaschinenbetreiber, Do-It-Yourself-Nerds, potenzielle Entrepreneure, Hightech-Bastler, Reparierer und Recycler, Quadrocopter-Piloten, Case Modder, Daniel Düsentriebe, Maschinen-Erfinder, experimentelle Köche, Interactive Artists, Selbermacher, Roboter-Freunde, Microcontroller Programmierer, Arduino-Kontrolleure, experimentelle Musiker, Anders-Macher, Hardware-Start-ups, Wearable Couturieres, Gadgets-Fans, Electro-Klamotten-Designer und und und …
Immer mehr vermischen sich digitale Technik-Tüftler mit analogen DIY-Bastlern. Seit wann ziehen die beiden an einem Strang?
Kreativität kennt keine Konkurrenz zwischen digital und analog. Neu ist eher, dass durch die Open-Source-Bewegung und die darauf aufsetzende Open-Hardware-Bewegung High-Tech-Wissen in der Breite verfügbar gemacht wurde. Plötzlich sind ganz normale Leute in der Lage, Produkte zu entwickeln, für die man früher vermutlich mehrere Hochschulabschlüsse in unterschiedlichen Disziplinen gebraucht hätte.
Im Rahmen der Messe wird es auch Vorträge geben, die den wirtschaftlichen Faktor beleuchten – Stichwort: „Vom Maker zum Start-up“. Funktioniert hier die Kooperation mit Wirtschaft? In der „normalen“ Wirtschaftswelt hat man das Gefühl, dass Konkurrenz dominiert …
Maker sind Erfinder mit tollen Projekten, die viele Leute begeistern und das zunächst mal völlig ohne wirtschaftliche Interessen. Allerdings: Mit Plattformen wie Kickstarter, Indigogo, Etsy oder Dawanda ist es heute so einfach einen Marktcheck durchzuführen und es ist inzwischen mehr als nur ein Phänomen, dass einige Maker zu Unternehmern mit ihrer eigenen Idee werden oder geworden sind. Auf der Make Munich wird es viele Beispiele zu sehen geben.
Wie bringt ihr den Besuchern die Schönheit des Selber-Schaffens nahe?
Ganz konkret auf unserer Messe? Durch 22 größtenteils kostenlose Selber-Mach-Workshops.
Ein großer Teil der Messe widmet sich dem 3D-Drucken. Auch wenn die Bewegung immer mehr wächst, besitzen sehr wenige Haushalte so ein Wundergerät. Wie kann man ohne eigenen Drucker trotzdem drucken?
Genau so wie Copyshops gibt es heute in jeder Stadt auch 3D-Druckshops, wo man sich seine Objekte ausdrucken lassen kann. Auf der Make Munich ist z.B. die Münchner Firma Free Form 4 U mit einem Stand vertreten.
Wird das das neue Werkzeug in der Wohnung, das jeder besitzt bzw. hat es Potenzial für ein Massenwerkzeug für daheim?
Schwer zu sagen. Für Leute die lieber einfach nur konsumieren ist ein 3D-Drucker des heutigen Entwicklungsstands vermutlich eher uninteressant. Auf der anderen Seite werden heutige 3D-Drucker in der Qualitätsanalogie zu gewöhnlichen Druckern gerne mit den Nadeldruckern der frühen 80er-Jahre verglichen. Qualitätssteigerungen sind also durchaus zu erwarten. Ein bekanntes 3D-Druckermodell heißt Replicator in Anlehnung an den Replikator aus der Raumschiff-Enterprise-TV-Serie, der die Crew mit Essen und allen benötigten Gegenständen versorgt. Wer hätte so etwas nicht gerne zu Hause?
Hinter der „Maker Movement“ steckt der „Innovative Citizen“, der mündige, kreative und technologisch kompetente Bürger, der neue Technologien der Entwicklung und Produktion nutzt, um –unabhängig von der etablierten Industrie –innovative Lösungen und Produkte selbst zu entwerfen, entwickeln und vielleicht sogar zu vermarkten. Wohin führen uns die Innovative Citizens?
In eine spannende Welt des Selbermachens. Zu einem neuen Schub der Kreativität und der Möglichkeiten. Zu einer neuen Stufe der individuellen Freiheit mit allen positiven wie negativen Folgen, die individuelle Freiheit haben kann und dadurch mittelfristig auch zu einer gesellschaftlichen Debatte bis hin zu einer Veränderung der Gesellschaft.
Gibt es außerhalb von Deutschland Make-Messen?
Anfang des Monats gab es z.B. die Mini Maker Faire in Dortmund. Die größte deutsche Maker Messe ist in Hannover. In Rom kamen Anfang Oktober 90.000 Maker zur größten Europäischen Maker Messe.
Wie und wo kann man sich vernetzen, wenn man selbst akitv ist oder werden möchte?
Ein wesentliches Ziel der Make Munich ist die Sichtbarmachung der hiesigen Akteure und Vereine. Eine gute Möglichkeit in die Szene einzutauchen.
Was wird auf der Messe NICHT gemacht?
„Sich langweilen“ ist definitiv nicht möglich.
Make Munich
1. & 2. November 2014
Tonhalle München