Offen für mehr Offenheit – das magdas Hotel in Wien

Das magdas Hotel und der Prater im Hintergrund, Bild: Zottmann

Bild: Helena Zottmann

„Das muss neu gemacht werden“, lacht Sebastiaan de Vos und zeigt auf den alten Hasenstall, der im Garten des Hotel magdas noch ein leidiges Dasein fristet. „Wir haben viele Ideen, aber wir haben gerade erst eröffnet und Zeit ist derweil unser größter Mangel.“ Der Hasenstall muss auf seinen neuen Anstrich noch ein wenig warten, aber die Mitarbeiter im Hotel magdas dürfen sich schon seit Mitte Februar beweisen.

Ein normales Hotel

Seit dem 14. Februar 2015 hat ein Hotel in Wien geöffnet, das mehr ist als ein Haus mit vielen Betten und Service. Das magdas Hotel ist Österreichs erstes Hotel, das als Social Business geführt wird. Als solches verbindet es den sozialen Aspekt mit einem normalen Business, das nach den Regeln des Marktes funktioniert – wie jedes andere Hotel eben auch. Gäste kommen, bezahlen für ihre Nächtigung und werden dafür verköstigt und versorgt – und diese Aufgabe übernehmen im magdas Menschen aus 16 verschiedenen Nationen. Menschen, die als Flüchtlinge aus Afghanistan, Indien und verschiedenen Ländern Afrikas kamen – sie finden hier Arbeit und Freunde, nach jahrelangem Bangen im Asylverfahren endlich ein wenig Sicherheit.

Der Geschäftsführer sieht seine wichtigste Aufgabe in der Weiterbildung seiner Mitarbeiter. Die Mitarbeiter sind unbefristet angestellt, sie dürfen so lange bleiben, wie sie möchten und solange das Arbeitsverhältnis funktioniert. Das Hotel bietet den Mitarbeitern damit eine Lebensgrundlage, auf die sie oft jahrelang warten mussten. Womöglich bietet es aber auch die Grundlage für eine Karriere in anderen Unternehmen in Form einer ersten wichtigen Referenz im Lebenslauf.

Wand der Mitarbeiter im Foyer des Hotels, Bild: Zottmann

Wand der Mitarbeiter im Foyer des Hotels, Bild: Zottmann

Direkt am Prater

Das Hotel ist keine 100 Schritte von der Prater Hauptallee entfernt und in die andere Richtung geht man nur zwei Minuten zum Donaukanal. Eine ziemlich gute Lage für ein Hotel in Wien. Geschäftsführer Sebastiaan de Vos habe das schon gemerkt als er das Hotel zum ersten Mal gesehen hatte, damals noch als Seniorenheim. „Als ich zum ersten Mal bei der Tür hereinkam, dachte ich nur „Platz!“. Links ein großer Raum, rechts ein großer Raum und die Zimmeraufteilung ist prädestiniert für ein Hotel, man hätte viel früher umbauen sollen“, erzählt er, während er durch die verschiedenen Zimmer führt.

Upcycling, Vintage, Neu - dem Motto bleibt man im magdas treu, Bild: Zottmann

Upcycling, Vintage, Neu – dem Motto bleibt man im magdas treu, Bild: Zottmann

Viele Zimmer haben einen Balkon, andere wieder nicht. In jedem Stockwerk aber haben die Gäste Zugang zu einer Terrasse, wenn auch nur vom Flur aus. Sebastiaan de Vos zeigt vom Balkon hinunter. „Das ist die Akademie der bildenden Künste, das sind unsere Nachbarn.“ Ein wenig Stolz klingt in seiner Stimme durch, wenn er seinen Gästen Kunst in unmittelbarer Nähe bieten kann. Oder ist es Vorfreude, wenn er davon spricht, dass er den jungen Künstlern bei der Arbeit zuschauen kann. „Mein Ziel ist ja, dass wir den Zaun entfernen. Ich glaube das wird den Gästen gut gefallen, wenn sie einen Spaziergang zu den Künstlern machen und ihnen direkt bei der Arbeit zuschauen können.“

Der magdas Garten Anfang März, Bild: Zottmann

Der magdas Garten Anfang März, Bild: Zottmann

Mit Nachbarschaftsgarten

Im Garten ist aber noch viel zu tun. Neue Sträucher wurden gepflanzt, erste zarte Grashalme trauen sich in die kühle Luft hinaus und ein paar bunte Sitzgruppen stehen auf der Terrasse herum. Er erzählt weiter von Hollywoodschaukeln, einem Tischtennistisch und einem Grillplatz – allerlei Kleinigkeiten, die den Gästen sowie Parkbesuchern, wenn sie denn möchten, zur Verfügung stehen. Es ist noch viel zu tun und auch der Frühling muss erst seinen Teil beitragen. Der Garten soll jedenfalls zu einem Projekt für Gäste, Freiwillige und die Nachbarn werden. „Wir wollen Kräuterbeete anlegen, Gemüse anbauen und den Kaninchenstall erneuern, gemeinsam mit allen, die sich dafür interessieren“, erzählt de Vos von den Ideen. Das wichtigste ist ihm aber immer die Offenheit – und die soll nicht nur durch das Entfernen von Zäunen geschaffen werden. „Das Freiwilligenprojekt möchten wir vor allem mit der Nachbarschaft machen“, sagt de Vos. Dieser Wunsch kommt nicht von ungefähr, waren es doch vor allem die Nachbarn, die dem Projekt mit Flüchtlingen anfangs skeptisch gegenüber standen. Mit dem Garten sollen auch diese Barrieren überbrückt werden.

Geschäftsführer Sebastiaan de Vos im magdas, Bild: Zottmann

Geschäftsführer Sebastiaan de Vos im magdas, Bild: Zottmann

Und viel Offenheit

Das Hotel soll ein Vorbild sein, de Vos hofft auf Nachahmer: „Man fördert ja nicht nur die Menschen sondern auch die Sozialisierung des Staates und es macht Österreich ein Stückchen weltoffener.“ Österreich ist ein Gastgeberland und so soll im Hotel magdas auch dieser Tradition mit großer Offenheit begegnet werden.

Das Hotel magdas veranstaltet am 16.3. einen ersten Infoabend, damit die gemeinsame Arbeit im Nachbarschaftsgarten bald losgehen kann.

Montag, 16.3. ab 18 Uhr im magdas Salon

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