Legaler Handel mit Löwenknochen

Der internationale Handel mit Löwenknochen ist wesentlich umfangreicher als bisher vermutet. Meist werden Löwenskeletten aus Südafrika gehandelt, die Nachfrage kommt in erster Linie aus China und Südostasien, wo den Knochen heilende Wirkung zugesprochen wird. Was Touristen als Streichelzoo präsentiert wird, ist de facto eine Zucht für den beliebten Rohstoff Löwenknochen und für Jagdtrophäen.

Die meisten Löwen finden sich heutzutage in Zoos oder auf Löwenfarmen. (Foto: Bernhard Mülhens)

Wie läuft der Handel mit Löwenskeletten ab und welche Rolle spielen Südafrika und Südostasien darin? Das internationale Artenschutzübereinkommen CITES, auch Washingtoner Artenschutzübereinkommen genannt, reglementiert den internationalen Handel von gefährdeten Tieren und Pflanzen. 2016 bestanden während einer CITES Konferenz, CoP17, Anforderungen, den Handel mit Löwenknochen zu verbieten. Stattdessen wurde vereinbart, den Handel lediglich für Südafrika zu erlauben. Zu dieser Entscheidung kam es nach Meinung von NGOs, um dem Handel mit Tigerknochen entgegenzuwirken. 2016 lebten lediglich weltweit 3.890 freie Tiger. In elf Ländern sind sie bereits ausgestorben. Dagegen wird der Löwenbestand weltweit momentan auf 20.000 geschätzt.

In freier Wildbahn leben nur mehr rund 20.000 Löwen. (Foto: Pexels)

Löwen statt Tiger

In einigen asiatischen Ländern existiert der Glaube in der traditionellen Medizin, die Körperteile eines Tigers würden chronische Beschwerden lindern, Kranke heilen und generell Energie spenden. Zu Tierknochen wird speziell gegriffen, wenn die wissenschaftsbasierte Medizin nicht mehr weiterhelfen kann. Da Löwenknochen schwer von Tigerknochen zu unterscheiden sind und der Gedanke besteht, dass sie ähnliche Heilkräfte haben, sind sie bei Händlern ebenso nachgefragt.

182 Länder haben sich dem Artenschutzabkommen CITES verpflichtet. Die konkreten Regelungen zum Schutz der einzelnen Tier- und Pflanzenarten sind in drei Anhängen des Vertrages sortiert. So umfasst Anhang II Arten, die besonderen Handelsvorschriften unterliegen. Der Löwe ist die einzige Wildkatze im Anhang II und ebenso die einzige Wildkatze mit der dem Abkommen gemäß legal Handel betrieben werden darf.

Zum ersten Mal erlaubte CITES im Februar 2008 den Export von Löwenknochen. Zehn Schädel und 20 Knochen wurden nach Laos importiert. Laut einer neuen Studie, wurden von 2008 bis 2016 um die 6000 Skelette aus Südafrika nach Ost-Südostasien transportiert.

Ausgewachsene weibliche Löwen müssen mehrere Male im Jahr Junge bekommen. (Foto: MonikaP)

Tierschutz oder Touristenattraktion?

Im Mittelpunkt des Löwenhandels stehen die legalen Löwenfarmen in Südafrika. Sie sind Touristenattraktion und Knochenhändler in einem. Im Zuge von Freiwilligendiensten können Besucher mit Löwenbabys spielen, sie streicheln und kennenlernen. Was die Freiwilligen nicht mitansehen, ist wie Löwenbabys kurz nach ihrer Geburt von ihren Müttern getrennt werden und durch Handaufzucht für die Besucher der Löwenfarmen zutraulich gemacht werden. Die Trennung von der Löwenmutter ist außerdem notwendig, damit die weiblichen Löwen das Jahr über möglichst viele Junge bekommen statt Zeit an der Aufzucht zu verlieren.

Wilderei und Trophäenjagd stellen weiterhin eine Gefahr für den Löwenbestand dar. (Foto: Vladak)

Sind die Löwen zu alt zum Knuddeln, sind sie immer noch lukrativ für die Betreiber der Löwenfarmen. Eine Möglichkeit ist eine Variante der Trophäenjagd: „Canned Hunting“. Dafür werden ausgehungerte Löwen aus einer sicheren Distanz und innerhalb eines gefahrlosen Bereiches abgeschossen. Laut der Kampagne “Blood Lions” werden zwischen 800 und 1000 Löwen jedes Jahr auf diese Weise umgebracht. Die Frage, ob damit weniger nach wilden Löwen gejagt wird, kann aufgrund fehlender Daten nicht beantwortet werden.

Früher oder später landet ein erheblicher Teil (6000) der Löwen aus den Farmen jedenfalls in China oder Südostasien. Da die Handelswege und -beziehungen zwischen Südafrika und den asiatischen Absatzmärkten bereits existieren, liegt der Verdacht nahe, dass sich auch die Nachbarländer Südafrikas dieser Handelsrouten bedienen, um gewilderte Löwenknochen gewinnbringend zu verkaufen. Wäre dis der Fall, würde der legale Handel mit der Tieren aus den Farmen auch noch als Anreiz für eine Ausdehnung der Wilderei in den nachbarstaaaten Südafrikas beitragen.

Unumstritten ist, dass die Löwenfarmen nichts mit der natürlichen Lebensweise der Tiere zu tun haben und die jetzigen Regelungen zum Handel mit ihren Knochen mehr Probleme aufwerfen, als sie lösen.

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