Bio macht Schule
In Obersiebenbrunn gibt man den SchülerInnen die Wahl.
»Unser Auftrag ist es, den SchülerInnen beizubringen, wie man gut Landwirtschaft betreibt«, erklärt der stellvertretende Schulleiter Arno Kastelliz. »Die Besonderheit besteht darin, dass dieser Auftrag in Obersiebenbrunn so verstanden wird, dass konventionelle und biologische Landwirtschaft gelehrt werden.« Die Einführung biologisch bewirtschafteter Praxisflächen – neben den konventionellen – erfolgte 2018. Nach einer zweijährigen Umstellungsphase konnte schließlich in diesem Jahr, zusätzlich zur konventionellen Ernte, auch die erste biologische Ernte vermarktet werden. Ein Grund für die Umstellung sei auch die Zunahme der biologischen Landwirtschaftsbetriebe. »Noch vor fünf Jahren waren 16 Prozent der österreichischen Betriebe Biobetriebe, mittlerweile sind es schon über 20 Prozent. Als Lehrbetrieb müssen wir deshalb auch eine biologische Ausbildung anbieten, die kommende Innovation dürfen wir den SchülerInnen nicht vorenthalten. Man könnte auch sagen: Diesen Trend dürfen wir nicht verschlafen«, so Kastelliz. Es sei notwendig, dass den SchülerInnen auch die Vorteile einer biologischen Landwirtschaft nähergebracht werden. Diese schaffe die Möglichkeit, mit einem geringen Einsatz zugekaufter Mittel zu produzieren. Sie bringe eine höhere Wertschöpfung und neue Vermarktungsmöglichkeiten mit sich und könne so, trotz des höheren Arbeitsaufwands, auch für kleine Betriebe eine Möglichkeit bieten, mit ausreichendem Einkommen in der Landwirtschaft tätig zu sein.
»Die kommende Innovation dürfen wir den SchülerInnen nicht vorenthalten. Diesen Trend dürfen wir nicht verschlafen«, erklärt Arno Kastelliz, stellvertretender Schulleiter der Landwirtschaftsschule Obersiebenbrunn. Bild: BIORAMA/Leonie Stieber.
SchülerInnen haben die Wahl
In der die Schule Obersiebenbrunn umgebenden Region Marchfeld (die bis ins Bundesland Wien reicht) waren vor zwanzig Jahren knapp sieben Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe biologisch. Mittlerweile arbeite rund ein Fünftel der Betriebe biologisch, also 20 Prozent, schätzt Kastelliz das Verhältnis zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft ein.
»Und auch konventionelle Betriebe sind gut beraten, in der biologischen Landwirtschaft erprobte Maßnahmen zu übernehmen. Deshalb ist es auch für uns sinnvoll, den SchülerInnen zu vermitteln, welche alternativen Lösungen es für unterschiedliche Probleme gibt.« An der Schule würden Projekte und Versuche aus beiden Formen der Landwirtschaft durchgeführt, Erkenntnisse könnten so aus beiden Richtungen gewonnen werden, erzählt Kastelliz. Ein Beispiel hierfür sei ein eigentlich konventionell durchgeführter Versuch zur Bodenbearbeitung und -bewässerung. Dabei haben die SchülerInnen herausgefunden, dass bei vermehrter Bodenbearbeitung das im Boden enthaltene Wasser auch vermehrt ungenutzt verdunstet. Eine Erkenntnis, die selbstverständlich für jedeN LandwirtIn essenziell sei, egal ob konventionell oder biologisch, erklärt der stellvertretende Schulleiter. »Die SchülerInnen lernen beides, das bedeutet aber auch, sie kommen der biologischen Landwirtschaft nicht ganz aus. Das Wissen, das wir generieren, wird auf jeden Fall Einzug in den Unterricht finden – ganz gleich, ob konventionell oder biologisch«, erklärt Kastelliz den Umgang mit den unterschiedlichen Unterrichtsinhalten. Die SchülerInnen vertiefen im letzten Schuljahr – heuer besteht die Abschlussklasse aus 28 – ihre Ausbildung durch Wahlpflichtfach und ein viermonatiges Pflichtpraktikum in der präferierten Ausrichtung.
Einen weiteren Beitrag zur Landwirtschaft und der Bewässerung im Marchfeld ist hier zu finden, ergänzend zur biologischen Landwirtschaft gibt es hier außerdem ein Artikel über den »Lehrgang Biodynamische Landwirtschaft«.
BIORAMA #