Landwirtschaft der Zukunft: der Traktor als Roboter

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Bernhard Peschak und ein automatisierter Traktor.

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Der Traktor als Roboter. Landwirtschaft der Zukunft oder nur noch mehr Agrar-Industrialisierung? Bei Conda Crowdfunding fanden sich 122 Investoren für den autonomen Traktor.  

Agrar-Roboter? Das klingt nach industrialisierter Landwirtschaft und Ertragssteigerung und nicht nach Ökologie und Bio-Landwirtschaft. Doch wieso sollten eigentlich Bio-Landwirte nicht auch technische Errungenschaften für sich nutzen, die ihnen körperliche Arbeit abnehmen?

Das Familienunternehmen PAS Peschak aus dem niederösterreichischen Großweikersdorf entwickelt Systeme zur Automatisation von Traktoren. In einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne auf der Plattform CONDA wurden in den autonomen Traktor über 75.000 investiert.

Wir haben mit Geschäftsführer Bernhard Peschak über Automatisierung, Präzisions-Landwirtschaft  und den autonomen Traktor gesprochen. Den Biobauern Gerhard Zoubek haben wir gefragt, was er von der Idee eines Roboter-Traktors hält. Aber der Reihe nach.

Biorama: Was genau versteht man eigentlich unter Precision Farming?

Peschak: Unter „Precision Farming“ wird mittlerweile ein großer Bereich landwirtschaftlicher Methoden zur Reduzierung des Ressourceneinsatzes und Steigerung des Ertrags bei größtmöglicher Schonung der Umwelt subsumiert. Dafür werden verschiedene Verfahren zur Erfassung, Speicherung und Verarbeitung der für die präzise Bearbeitung erforderlichen Informationen entwickelt. Zum Beispiel Wissen über die Beschaffenheit des Bodens und dessen Düngergehalt, aber auch Daten über die Pflanzen und deren Zustand, die Grundlagen zur Entscheidung über die Art der Bodenbearbeitung und ob Dünger ausgebracht werden muss.

Und dazu braucht man automatisierte Landmaschinen?

Genau. Dazu sind entsprechende Sensoren, Datenerfassungs- und Speichersysteme, aber auch Systeme zur Umsetzung der Informationen in konkrete Bearbeitungsvorgänge erforderlich. Eines davon ist das ASK (Autonomes System für Kraftfahrzeuge) der Firma PAS, mit dessen Hilfe ein Traktor präzise und ressourcenoptimiert gesteuert werden kann. Es können damit auch der Düngerzustand und die Position von Nutzpflanzen erfasst werden. Diese Daten können dann auch autonom zum Ansteuern von Traktor und Anbaugeräten verwendet werden. Dadurch kann z. B. Unkraut ohne schädliche Chemie mechanisch entfernt werden und Dünger präzise ausgebracht werden, um somit Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen.

Wie groß muss denn ein landwirtschaftlicher Betrieb sein, damit sich ein autonomer Traktor lohnt?

Durch die vielseitigen Funktionen kann mit unserem System eine große Bandbreite von Aufgaben erfüllt werden. Der Landwirt hat nur einmalige Anschaffungskosten und kann dann mit dem System entsprechend Ressourcen und Zeit einsparen und seinen Ertrag erhöhen. Dadurch ist der Return of Invest auch bei kleinen Betrieben sehr kurz. Wir sehen daher keine untere Schranke für die Größe eines landwirtschaftlichen Betriebs. Natürlich ist die Rentabilität für größere Betriebe um einiges rascher gegeben als bei Kleinbetrieben. Bezeichnend dafür sind die Anfragen von mehreren Landwirten auch mit kleinen Flächen, die sich für unsere Technologie interessieren und bereit sind, mit uns gemeinsam auch verschiedene Erprobungen zur Evaluierung der neuen Funktionen durchzuführen.

Nicht zu vergessen ist die Reduzierung der Schadstoffbelastung, sodass hier auch ein kleinerer Betrieb mit umweltfreundlicher Technologie und schadstofffreien Produkten punkten kann.

Wie funktioniert die Technologie? Orientiert sich der Traktor mit Sensoren an seiner Umgebung, oder muss die Beschaffenheit eines Feldes vorher genau programmiert werden?

Unser System basiert auf der Verwendung von Stereokameras. Diese bauen ein dreidimensionales Bild der Umgebung auf, nach dem sich der Traktor genau orientieren kann und die Bearbeitung des Feldes selbständig plant. Da er sich sein 3D-Bild autonom selbst aufbaut und alle relevanten Eigenschaften des Feldes damit ermittelt, muss nichts vorher einprogrammiert werden.

Sind selbstfahrende, vollautomatische Traktoren auch ein Weg in Richtung Agrarindustrie, oder einfach eine Erleichterung der bäuerlichen Arbeit?

Die selbstfahrenden, autonomen Traktoren sind in erster Linie eine Erleichterung für die bäuerliche Arbeit, indem die Zeiten für den Landwirt auf dem Traktor wesentlich reduziert werden und die anstrengende Arbeit der präzisen Spurführung, die stundenlange Konzentration erfordert, erleichtert wird. Der Bauer profitiert natürlich auch vom geringeren Ressourceneinsatz und dem größeren Ertrag. Das gilt sowohl für den traditionellen landwirtschaftlichen Betrieb als auch für Großunternehmen, die in Richtung Automatisierung gehen wollen, da unsere Technologie natürlich auch in dieser Sparte anwendbar ist.

So "sieht" der autonome Traktor seine Umgebung auf dem Feld. (Bild: PAS Peschak)

So „sieht“ der autonome Traktor seine Umgebung auf dem Feld. (Bild: PAS Peschak)

Was sind typische Anwendungen für einen automatischen Traktor?

Der Traktor kann zur Erzielung des optimalen Ertrags selbständig präzise die Spur halten und das Feld zeit- und ressourcenoptimiert bearbeiten. Dies gilt für die Einhaltung des optimierten Weges mit möglichst wenigen Wendemanövern genauso wie für den geringsten Kraftaufwand für den Pflug und die damit verbundene Treibstoffeinsparung. Unsere Sensortechnik erlaubt auch die Einsparung von Herbiziden durch mechanische Beikrautbekämpfung und die Einsparung von Dünger durch die Bestimmung des Düngerbedarfs mit optimierter Ausbringung.

Mit dem autonomen Traktor sollen also Felder auch ökologischer bewirtschaftet werden können.

Neben der Reduktion der Abgase durch optimierte Wegstrecken und reduziertem Energieeinsatz bei Anbaugeräten wie Pflügen, kann wegen der verwendeten Sensorik auf Herbizide verzichtet werden und die auszubringende Düngermenge deutlich reduziert werden. Das erspart der Umwelt weitere Schadstoffe, reduziert die Nitrat- und Nitritmenge im Grundwasser und hält schädliche Substanzen von unseren Lebensmitteln fern.

Und das System lässt sich in ganz unterschiedliche Traktor-Modelle einbauen?

Grundsätzlich kann das System in jeden Traktor eingebaut werden. Wir statten derzeit auch Modelle älteren Baujahres mit der autonomen Spurführung und den Kameras zur Detektion der Nutzpflanzen und des Düngerbedarfs aus. Ideal ist ein Traktor, der mit einem BUS-System ausgestattet ist, das es uns ermöglicht, direkt über eine Schnittstelle die Fahrzeug- und Anbaugerätefunktionen anzusteuern. Hier sind keinerlei Modifikationen oder Zusatzaggregate erforderlich, unser System kann sofort und ohne Umbauarbeiten integriert werden. Moderne Traktoren einiger Hersteller haben diese Systeme seit etwa 2-3 Jahren serienmäßig in ihren Modellen verbaut.

Was war der Beweggrund, sich bei der Umsetzung des Projekts für Crowdfunding via Conda zu entscheiden?

Wichtig war für uns, dass wir möglichst Herr im eigenen Haus bleiben, das heißt, keine Anteile unserer Gesellschaft an Investoren abtreten müssen. Die Finanzierungsmodelle von CONDA ermöglichen uns das. Zusätzlich wurden wir von CONDA von Anfang an am besten und intensivsten betreut, sodass die Kampagne mit Erfolg belohnt wurde. (Ende des Interviews)

Sensorausstattung für autonomes Fahren und Pflanzen- und Düngerbedarfsdetektion (Bild: PAS Peschak)

Sensorausstattung für autonomes Fahren und Pflanzen- und Düngerbedarfsdetektion (Bild: PAS Peschak)

 

Wir haben einen Bio-Landwirt gefragt, was er vom Roboter-Traktor hält

Vollautomatische Maschinen erleichtern den Alltag von Landwirten. Teure Technologie in der Landwirtschaft führt allerdings auch zu einem hohen Investitionsdruck für Landwirte, bei dem Großbetriebe naturgemäß besser mithalten können, als landwirtschaftliche Kleinproduzenten. Vollautomatische Traktoren dürften damit also zur Rationalisierung und Konzentration der landwirtschaftlichen Produktuon beitragen. Vom Strukturwandel in der Landwirtschaft ist allerdings auch die Bio-Landwirtschaft betroffen. Auch Bio konventionalisiert sich – nicht zuletzt wegen der wachsenden Nachfrage. Was hält ein Bio-Landwirt wie Gerhard Zoubek vom Adamah Biohof von einem automatischen Traktor?

Biorama: Ist ein autonomer Traktor für einen Bio-Landwirt ein interessantes Produkt?

Zoubek: Ich glaube, dass die ganze Automatisation und die Präzissionslandwirtschaft, in eine Richtung gehen, nichts mehr dem Zufall überlassen zu wollen.

Es wird damit argumentiert, dass es damit möglich ist, Felder so auf- und einzuteilen, dass sowohl Kunstdünger als auch chemisch synthetische Spritzmittel nicht überall gleich verteilt werden. Damit wird dem ganzen System ein „grünes Mäntelchen“ umgehängt. Ich würde es viel sinnvoller finden den Boden besser zu analysieren, das Zusammenspiel und die Symbiose der Bodenlebewesen. Wenn man bedenkt, dass in einer Hand voll lebendiger Erde so viele Lebewesen enthalten sind, wie auf der ganzen Menschen, dann ist doch hier anzusetzen und nicht in der weiteren technischen Entwicklung von Traktorsteuerungen.

Das heisst, in einem Bio-Betrieb heisst Effizienz eher die Mittel der Natur für seine Zwecke zu nutzen, und nicht die Technik zu optimieren. Das heisst der Traktor ist eher etwas für die Industrie-Landwirtschaft?

Ich meine es ist eine Verstärkung der Automatisation. Für uns als Bio-Betrieb kommen auch moderne Techniken in Frage. Bei Wurzelgemüse zum Beispiel legen wir die Dämme und Kultur-Reihen mit GPS-gesteuerten Maschinen so an, dass dann bei jedem Hackvorgang sehr exakt an die Kulturpflanze herangehackt werden kann. Ich wehre mich also grundsätzlich nicht gegen technischen Fortschritt.

Also spricht wenig gegen den automatisierten Traktor.

In der Biolandwirtschaft ist eher der Bodendruck ein Thema, den schwere Maschinen verursachen, und dadurch die Struktur des Bodens stören. Wir setzen deshalb einfache Maschinen ein, auf denen meist ausländische landwirtschaftliche Arbeiter sitzen.

 

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Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Conda. 

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