Die „Kuscheltier-Schlachterei“

Kuscheltier-Schlachter und Künstler Miroslav Menschenkind. BILD www.mmenschenkind.com

Kuscheltier-Schlachter und Künstler Miroslav Menschenkind. Alle Bilder: Miroslav Menschenkind, www.mmenschenkind.com

Miroslav Menschenkind tötet Tiere, genauer Kuscheltiere. Die Galerie gleicht einer Schlachterei. Im Schaufenster hängen geköpfte Teddys an Fleischerhaken, die Innereien werden zu abgepackter Wurst verarbeitet: 100 Gramm vakuumverpackten Kuscheltier-Schinken gibt es ab 16,99 Euro. Der 37-jährige Fotograf, Künstler und Vegetarier will mit seiner provokativen Kunstausstellung auf den unbewussten Fleischkonsum aufmerksam machen.

 

BIORAMA: Du bist seit 18 Jahren Vegetarier. War es Dein eigener Schlachttrieb, der Dich dazu getrieben hat, Kuscheltiere zu töten statt echte Tiere oder wie ist die Idee zur Ausstellung entstanden?

Miroslav Menschenkind: Haha, nein einen Schlachttrieb trage ich nicht in mir, so dass ich ihn hätte kanalisieren müssen. Ich wollte mal etwas neues ausprobieren neben der Fotografie. Das Thema „auf_hängen“ wurde von der Galerie vorgegeben, die Galerie befindet sich ein einem Gebäude in dem früher eine Schlachterei war und so kam das eine zum anderen und am Ende die „Mensch & Kind – Kuscheltier-Schlachterei seit 1886“ dabei heraus.

Wie wird die Ausstellung angenommen? Wirst Du jetzt als Vegetarier-Ikone zu Podiumsdiskussionen eingeladen oder eher von der Gegenseite angepöbelt?

Die Besucher reagieren im ersten Moment geschockt und irritiert, besonders die, die nicht bewusst in die Galerie kommen, sondern am Schaufenster vorbeigehen. Da rutscht auch schon mal ein entsetzter Kommentar heraus. Im Nachgang waren bislang aber alle begeitert und ich habe noch nie so viel Lob und Zuspruch für eine Ausstellung erhalten. Wenn ich Kunst schaffe gebe ich ungern vor was ich damit aussagen will. Ich schaue lieber wie die Leute reagieren und wie sie es interpretieren. Folglich war es auch nicht vordergrundig meine Absicht, ein Appell an fleischlose Ernährung zu schaffen. Ich freue mich aber, dass die Diskussionen in diese Richtung gehen. Die Leute sollen sich hinterfragen, warum sie so geschockt reagieren und in ihrem Kopf eigene Schlüsse ziehen. Einladungen zu Podiumsdiskussionen gab es also noch nicht, aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, die Installation gemeinsam mit einer passenden Organisation auch an anderen Orten aufzubauen.

Deine Ausstellung erhitzt die Gemüter ja vor allem, weil Du Kuscheltiere köpfst und aufhängst. Diskutieren die Besucher mit dir auch wirklich über Vegetarismus?

Die Diskussion über Fleisch essen oder nicht ist vor allem im Internet entstanden. Kommentare wie: „Genial das geschlachtete Kuscheltiere mehr schockieren als Massentierhaltung“ fasst es ganz gut zusammen. Für mich selber habe ich nicht den Anspruch Menschen zu missionieren. Sie sollen ihr Handeln nur reinen Gewissens machen und sich dem bewusst sein was sie tun. Ich musste leider sehr oft feststellen, dass Menschen Fleisch zu sich nehmen, weil sie es so gewohnt sind. Sie wollen gar nicht wissen, woher es kommt und wie die Tier gelitten haben, bis sie auf dem Teller gelandet sind. Im Verdrängen und Wegsehen waren wir Menschen ja aber immer schon gut.

Du setzt ein sehr emotionales Produkt provokativ in Szene, um damit wiederum auf ein anderes emotionales Thema aufmerksam zu machen. Für die Kunst bestimmt richtig, aber glaubst Du, dass dadurch Besucher der Ausstellung auch wirklich zum Vegetarier werden?

Nein, aber das ist auch nicht mein Ansatz. Wenn die Menschen beginnen über ihr Handeln nachzudenken und ihr eigenen Schlüsse daraus ziehen, dann habe ich mein Ziel erreicht. Vielleicht überlegt sich einer der Besucher beim nächsten Einkauf mal drauf zu achten, was in seine Tüte wandert und vielleicht gewinnt das Gemüse ja gegen das abgepackte Schnitzel. Zu wünschen wäre es.

 

Ausstellung „auf_hängen“
noch bis 23. März

Öffnungszeiten: Sa-Di, 18-21 Uhr
Finissage: So, 23. März, von 11-16 Uhr

Hamburg, Xpon-Art Galerie
Eintritt frei!

weitere Infos unter www.mmenschenkind.com

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