Kunst ohne Gluten
Wir haben mit dem französischen Grafik-Designer gesprochen, der das Gluten Free Museum im Internet gegründet hat.
Der französische Grafiker Arthur Coulet hat von einer Weile sein eigenes Museum gegründet – zwar nur online, aber immerhin. In seinem Gluten Free Museum widmet er sich ausschließlich Kunstwerken, die Gluten enthalten. Das sind hauptsächlich klassische Gemälde, die Getreide zeigen, ob in Form von Feldern, oder als verarbeitete Produkte. Im Frühjahr 2015 wurde das Museum zum viralen Netzerfolg. Wir haben mit dem Direktor und Kurartor des Museums geplaudert.
BIORAMA: Ist das Gluten Free Museum eigentlich dazu da, sich über das Verbraucher-Verlangen nach glutenfreien Lebensmitteln lustig zu machen?
Coulet: Auf jeden Fall lässt es uns Spaß an einem ziemlich allgegenwärtigen Phänomen haben. Es geht aber nicht darum, sich über Leute lustig zu machen, die sich ohne Gluten ernähren wollen. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass Gluten und Weizen essentiell für die westliche Kultur sind.
Und hast du damit gerechnet, dass die Sache ein viraler Erfolg wird?
Nein, das hatte ich nicht. Aber es ist interessant, die Reaktionen aus der ganzen Welt zu sehen. Allerdings hat das Gluten Free Museum noch deutlich weniger asiatische Besucher als der Louvre. Asiaten interessieren sich deutlich weniger für Gluten als Europäer. Das liegt aber vermutlich an der Ernährungsweise dort. Immerhin ist es aber auch schön zu sehen, dass noch nicht alles völlig globalisiert ist.
Kunst und Humor so zu kombinieren wie im Gluten Free Museum ist eine ziemlich zeitgenössische Angelegenheit und typisch für unsere Netzkultur…
… weil das Internet eine perfekte Spielwiese für diese Art von Praxis ist. Walter Benjamins ,Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit’ hat das schon beschrieben. Jetzt sind die Bilder noch mehr Material. Ein Material, aus dem unendliches, kreatives Potenzial erwächst. Das Projekt hat natürlich einen ganz aktuellen Bezug, weil es eine aktuelle Lebensmittel-Praxis hinterfragt. Gleichzeitig basiert es auf ganz zeitlosen Praktiken: Zweckentfremdung, Ironie, Karikatur. Vielleicht nennt man so etwas Ikonoklasmus.