Schweizer Bio-Kühe laufen Marathon
In der Schweiz lassen Biobauern ihre Kühe zum Marathon antreten. Die Tiere werden mit GPS-Sendern bestückt. Online können Tipps abgegeben werden, welches der Tiere als erstes die Marathon-Distanz erreicht. Bio Suisse möchte mit der sportlichen Aktion Aufmerksamkeit auf artgerechte Tierhaltung lenken. Wir haben uns mit Sabine Lubow vom Veranstalter Bio Suisse unterhalten.
Biorama: Was steckt hinter dem Kuh-Marathon? Worauf möchte Bio Suisse mit dem Kuh-Marathon hinweisen?
Lubow: Wir stellen einerseits immer wieder fest, dass das Tierwohl den Konsumenten sehr am Herzen liegt. Andererseits ist es für uns als Dachverband der Schweizer Biolandbau-Organisationen besonders wichtig, dass die Tiere artgerecht gehalten und gefüttert werden. Wir arbeiten eng mit dem Schweizer Tierschutz zusammen, und unsere Mitglieder werden regelmässig von unabhängigen Kontrollinstanzen auf die Einhaltung der strengen Bio Suisse Richtlinien überprüft. Ein solcher Kuh-Marathon bietet eine originelle Gelegenheit – vor allem auch für jüngere Konsumenten -, sich über einen spielerischen Ansatz mit den Themen Tier und Nahrungsmittelproduktion auseinanderzusetzen und dabei vor allem auch Spass zu haben.
Schlägt sich die Bewegung der Bio-Kühe auf ihre Gesundheit nieder, und evtl. auch auf die Produkte, die sie liefern?
Weidegang und die damit verbundene Bewegung wirken sich nachweislich positiv auf die Gesundheit der Kühe aus. Das hält ihren Bewegungsapparat fit, indem so zum Beispiel Lahmheit oder Klauenprobleme verhindert werden können. Regelmässig und viel Bewegung ist gut für den Stoffwechsel der Kühe. Als Herdentiere können sie überdies auf der Weide auch ihr Bedürfnis nach sozialen Kontakten ausleben.
Die Milch von Kühen, die auf der Weide frisches Gras, Kräuter und Klee fressen, weist einen höheren Omega-3-Fettsäurenanteil auf, was wiederum auch uns Menschen sehr zugute kommt.
Bewegen sich Kühe hauptsächlich, um zu ihrem Futter zu gelangen, oder haben Kühe auch einfach Spaß an der Bewegung?
Wer Kühen zuschaut, die nach dem Winter zum ersten Mal wieder auf die Weide dürfen, sieht schnell, dass sie sichtlich Freude an Bewegung haben. Oft müssen Kühe auch einen ziemlich langen Weg zurücklegen bis sie die Weide erreichen. Dort steht dann für sie die Futteraufnahme im Vordergrund, und nach dem Fressen ist die Verdauung (Wiederkäuen) an der Reihe. Dazu legen sich die Kühe oft ins Gras.
Unterscheiden sich die Kühe generell in ihrem Bewegungsdrang, gibt es besonders „sportliche“ Kühe und eher träge Tiere?
Wie wir Menschen hat auch jede Kuh ihren eigenen Charakter. Es gibt schnellere und langsamere, sportlichere und eher trägere Tiere. Alle lieben sie aber in der Regel die Bewegung und den Weidegang.
Haben die teilnehmenden Bio-Bauern ihre schnellsten Tiere ins Rennen geschickt und wie trainieren sie mit ihren Tieren?
Unsere Bio-Bauern kennen jedes einzelne ihrer Tiere. Es ist davon auszugehen, dass jeder sein „bestes Pferd im Stall“ angemeldet hat nach Kriterien wie Ausdauer, Fitness, Beweglichkeit und – warum nicht – der Lebensfreude. Dabei dürfte ihnen die Wahl nicht ganz so leicht gefallen sein, denn die Kühe unserer Mitglieder sind sportlich, haben sie doch besonders viel und regelmässig Auslauf. Sie fressen übrigens zu 100 Prozent Biofutter.
Wie sehen die Prognosen aus? Wie lange werden die Kühe für einen Marathon brauchen?
Dies dürfte der erste Marathon dieser Art weltweit sein. Wir sind aktuell noch in der Testphase, die den Kühen aber sichtlich Spass zu machen scheint. Wir gehen davon aus, dass der Marathon zwischen sieben bis zehn Tage dauern wird. Aber lassen wir uns überraschen…
Ist für faire Wettbewerbsbedingungen gesorgt? Ist sichergestellt, dass niemand seine favorisierte Kuh auf der Alm zu sportlichen Höchstleistungen scheucht?
Die zurückgelegten Strecken werden genau registriert, und es wird sofort feststellbar sein, wenn eine Kuh plötzlich sehr viel schneller gehen oder den Mitbewerberinnen überdurchschnittlich weit voraus sein sollte. Und natürlich ist es im Sinn aller Beteiligten, sich an die Spielregeln zu halten und Fairness zu zeigen. Die GPS-Geräte werden übrigens jeweils am frühen Morgen nach dem Melken montiert und dann am Abend beim Melken wieder entfernt, damit sie über Nacht aufgeladen werden können.