Das wasserscheue Krokodil

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(c) Nord Süd Verlag

„Wasser war kalt. Wasser war nass. Und Wasser war peinlich.“ Das wasserscheue Krokodil würde zwar gerne mit seinen ArtgenossInnen im kühlen Nass spielen, lieber klettert es aber auf Bäume, als beim Schwimmkurs mitzumachen. Die spanische Illustratorin und Autorin Gemma Merino hat ein außerordentlich schönes Kinderbuch über das Anderssein und die Suche nach einer eigenen Identität gestaltet.

Mit einem rot-weiß getupften Schwimmreifen um den Bauch taucht das Krokodil vorsichtig seinen großen Zeh ins Wasser. Unter einem ebenso getupften Schirm geschützt sitzt es im strömenden Regen. Das Krokodil ist nämlich wasserscheu, es kann Wasser nicht leiden. Es ist daher tagein, tagaus unglücklich, weil es so anders ist als seine Geschwister. Diese lieben den Schwimmkurs, spielen miteinander Wasserball und springen wagemutig vom Sprungbrett. Das kleine Krokodil schaut nur vom Ufer aus zu und ist allein. Es würde so gerne mit den anderen spielen, und vielleicht ist der neu gekaufte, wunderschöne Schwimmreifen die Lösung des Problems. Leider klappt es jedoch auch mit der Schwimmhilfe nicht: Ballspielen, Tauchen und Springen ist nur etwas für die richtigen Schwimmer. Also versucht das Krokodil den Sprung ins kalte Wasser – ohne Schwimmreifen. Jetzt muss dem Nichtschwimmer geholfen werden, er bekommt einen Rettungsring um den Bauch und zittert. Doch plötzlich… kitzelt es in der Nase des Tiers. Es passiert etwas vollkommen Unerwartetes, das erklärt, warum das Krokodil niemals ein guter Schwimmer werden wird: Das wasserscheue Krokodil ist in Wirklichkeit ein Drache. Man hätte es bereits im Vorsatz bemerken können: Hier trägt die Krokodilmama viele blaue Eier im Korb spazieren, eines der Eier ist jedoch weiß. Auf den letzten Seiten des Buches ist der Drache endlich glücklich und kann die kleinen Krokodilfreunde mit seinen neu entdeckten Fähigkeiten sogar beeindrucken.

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(c) Nord Süd Verlag

Anders zu sein als die anderen, nicht dazu zu gehören, seine Talente zu entdecken und eine eigene Identität zu finden. Die Geschichte, eine moderne Fabel, erinnert ein wenig an Hans Christian Andersens Märchen „Das hässliche Entlein“. Thematisiert werden hier wie da Erfahrungen, die kaum einem Kind fremd sein dürften. Das Krokodil hat Ausdauer, probiert vieles aus, ist geduldig… und eines Tages wird es sich schließlich seiner Stärken bewusst.

Die einfachen, prägnanten Illustrationen, für die Gemma Merino die Technik der Monotypie gewählt hat, gehen auf großartige Weise Hand in Hand mit dem Text. Neben doppelseitigen Bildern gibt es auch comicähnliche Passagen, welche die Handlung – wie den Sprung ins Wasser – detailliert schildern und überdies Bewegung erzeugen. Zurecht hat „Das wasserscheue Krokodil“ zahlreiche Preise gewonnen, die englische Erstausgabe wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt, darunter Französisch, Deutsch, Italienisch, Niederländisch, Koreantisch, Schwedisch, Finnisch, Spanisch, Katalanisch und Samisch. Ist die Illustration im Nachsatz, auf der ein Drache das Buch mit dem Titel „Der feuerscheue Drache“ liest, ein Hinweis auf einen Nachfolgeband? Die Vorfreude auf ein weiteres Kinderbuch von Gemma Merino ist jedenfalls riesengroß. Und siehe da: Zumindest in englischer Sprache wird im September bei Macmillan Children’s Books ihr zweiter Titel „The Cow Who Climbed A Tree“ erscheinen.

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(c) Nord Süd Verlag

Gemma Merino studierte Kinderbuchillustration an der Cambridge School of Art. Noch während ihres Masterstudiums wurde sie 2011 mit dem renommierten Macmillan Preis für Kinderbuchillustration ausgezeichnet. Gemma Merino wurde in Katalonien geboren und studierte ursprünglich Architektur in Barcelona. Sie hat in Spanien, Dublin und Tel Aviv gearbeitet. Heute lebt sie in London.

„Das wasserscheue Krokodil“ von Gemma Merino ist im Nord Süd Verlag erschienen. 32 Seiten. Für Kinder ab 4 Jahren.

Nicht als E-Book erhältlich.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: Gedruckt auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label)
Druckfarben: keine Angabe
Druck:  Proost N.V., Turnhout (Belgien)

 

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