Kommt nicht in die Tüte

© Peter Denton

Während in anderen europäischen Ländern ein totales Plastiksackerl-Verbot gilt, dürfen die Umweltkiller in England nun nicht mehr gratis verteilt werden. Seit letzter Woche wird eine Steuer von 5pence (umgerechnet etwa 7 Cent) pro Sackerl erhoben.

Wenn man daran denkt, dass man sich in englischen Supermärkten bisher regelrecht gegen das automatische Eintüten wehren musste, ist das zwar nicht viel, aber ein Schritt in die richtige Richtung.

Dennoch sind Umweltschützer verärgert, weil die Steuerregelung nur in Geschäften von Unternehmen gilt, in denen mehr als 250 Vollzeitbeschäftigte arbeiten. Das heißt, dass zum Beispiel alle Corner Shops davon ausgenommen sind.

Wie wir hier schon berichtet haben, regelt eine EU-Richtlinie vom April 2015, dass das Plastik-Problem auf nationaler Ebene zu lösen ist und den Mitgliedsstaaten dabei freigestellt sein soll, ob sie bis Ende 2018 keine Plastiktüten mehr kostenfrei anbieten, oder bis Ende 2019 den pro Kopf Verbrauch auf 90 Stück reduzieren. Bisher lag der Verbrauch in England bei 133 pro Kunden.

Die Maßnahmen, die zur Erreichung dieses Ziels ergriffen werden müssen, können laut Richtlinie den Einsatz wirtschaftlicher Instrumente einschließen(wie die Steuer in England), deren Erlöse dann zum Beispiel in Investitionen von Umweltprojekten fließen.

Andere Länder, andere Sitten

Was Müll und Umweltfreundlichkeit angeht, ist Italien eigentlich kein Vorzeigebeispiel (man denke an Neapels Probleme mit der Abfallentsorgung). Allerdings statuiert das Land ein gutes Exempel damit, dass es seit 2011 „sacchetti di plastica“ verbietet. An italienischen Supermarktkassen gibt es nur mehr biologisch abbaubare Shopper zu kaufen. Auch Frankreich will sich dem Vorhaben ab 2016 anschließen.

Sackerl für das Gackerl

Die Lösung aller Probleme ist Tüte aus Stärke allerdings auch nicht, sondern es bietet eher Zündstoff für Diskussionen.

Abgesehen von der benötigten Anbaufläche für Pflanzen zur Stärkegewinnung, welche in Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion steht und Düngemittel erfordert, weist die biologisch abbaubare Variante durch die energieintensive Herstellung kaum eine bessere Ökobilanz auf, als eine Tasche aus herkömmlichem Kunststoff.

Über Abbauzeiträume wird gestritten, aber es wird wohl kaum nur ein paar Wochen dauern, bis ein Bio-Sackerl abgebaut ist, sonst würden gewisse Lagerbestände ja dahin schmelzen. Konsumenten beklagen darüberhinaus eine wenig reißfeste Alternative zum stabileren Polyethylen oder Polypropylen.

Die gute Jute

Man kann den Hipster-Jute-Sackerl-Trend also nur gut heißen. Die einzig nachhaltige Alternative ist und bleibt das verwenden eines Korbes oder einer Stofftasche. Dabei spart man nebenbei Geld. Und das jetzt sogar in England.

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