Kinderbuch-Tipps – 9 Bücher über wilde und zahme Katzen
Die Hauskatze hat die Welt erobert, doch leider nicht ohne schwerwiegende Folgen: „600 Millionen Katzen vertilgen täglich Millionen Tonnen Fleisch – als Dosenfutter, aber auch seltene Singvögel und bedrohte Wildtiere“, schreibt Thomas Weber in der aktuellen Ausgabe #52 von BIORAMA. Grund genug, wieder einmal durch die vielen neueren Kinderbücher über wilde und zahme Katzen zu stöbern. Und neben der Lektüre dieser wunderbaren Titel könnten wir den Kindern doch ein wenig mehr über den neuen König der Tiere erzählen.
Die Wilden
Die größte aller Katzen jagt in der Nacht. Und dank seiner samtweichen Pfoten tut dies der Tiger fast lautlos. Auf welche Weise der Nachwuchs zu Welt kommt, wie weit die Raubkatze springen kann, wo sie sich bevorzugt versteckt, welche Tiere zu ihrer bevorzugten Beute zählen oder wie unterschiedlich ihre Gesichtsausdrücke sein können, wird in diesem Band aus der Reihe Meyers Kinderbibliothek für das Kindergartenalter anhand von naturgetreuen Illustrationen und Entdeckerfolien gezeigt. Besonders eindrucksvoll ist die Seite, auf dem uns der Tiger mit seinem scharfen Blick entgegenstarrt. Auch sehr gelungen ist die Übersicht über die große Familie der Katzen und der Vergleich zwischen Tiger und Hauskatze.
„Der Tiger“ von Sylvaine Peyrols (FISCHER Meyers), 24 S., ab 3 Jahren. Gedruckt in China auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
Ein Schulausflug in den Zoo – und Line ist wie immer am Zippeln und Zappeln, am Trippeln und Trappeln, am Kriebbeln und Krabbeln. Sie kann einfach nicht anders. Ihre Lehrerin Frau Otterbach spricht ständig neue Verbote aus: „Hör auf, die Schlangen zu streicheln. Nicht die Elefanten erschrecken. Bitte hör auf, die Bären zu belästigen. Nicht die Affen anstacheln. Line, hör auf, die Schildkröten zu schlagen. Nicht den Pfau piesacken. Und niemals wilde Katzen kitzeln!“ Auf das wäre Line vielleicht gar nicht gekommen – aber die Idee findet sie gut. Während die anderen Kinder jausnen, schleicht sie mit einer Feder zum Tigergehege … und löst im Zoo ein regelrechtes Chaos aus! Höchst amüsant und ganz toll illustriert.
„Niemals wilde Katzen kitzeln“ von Pamela Butchart und Marc Boutavant (Reprodukt), 32 S., ab 3 Jahren. Gedruckt in China. Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
Tiger Kalle möchte Abenteuer erleben, und findet das Glück. Auf seiner Reise trifft er zuerst auf einen Hund, dessen Ball in einem Baum hängen geblieben ist. Beim Hinaufsteigen sind auch noch die Sprossen der Leiter gebrochen. Als Kalle schon meint, nicht helfen zu können, fällt ihm plötzlich ein Tigerstreifen aus dem Fell. Kalle hat eine Idee: Er repariert mit den Streifen die Leiter! Nach und nach trifft der Tiger auf Tiere, die Hilfe benötigen. Und jedes Mal kann Kalle mit seinen Streifen helfen. Er flickt das Dach einer Käferfamilie und das Loch im Boot einer Giraffe, dem Gepardenkind hilft er, zu seiner Mutter zurück zu gelangen, und Fröschen hilft er über die Straße. Als der Tiger seinen letzten Streifen abgegeben hat, fühlt er sich leer. Als Dankeschön jedoch bekommt er etwas von den Mustern seiner Freunde ab – und ist der bunteste, glücklichste Tiger der Welt.
„Die Sache mit den Tigerstreifen“ von Jasmin Schäfer (Atlantis), 40 S., ab 4 Jahren. Gedruckt in Deutschland (Grafisches Centrum Cuno, Calbe). Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
Alle Kinder, die kleine Geschwister haben, kennen das von irgendwo: „Pssst! Tiger schläft tief und fest und wir dürfen ihn bloß nicht aufwecken!“ Doch die Tiere wollen an dem Tiger, der mitten im Weg liegt, vorbei. Mit Luftballons! Jetzt müssen die Bilderbuchbetrachter mithelfen. Den Fuchs, der mit Ballon über dem Tiger schwebt, durch Pusten hinübertragen. Oder ein Schlaflied singen, als die Maus direkt auf Tigers Kopf landet. Oje! Der Storch ist mit seinem langen Schnabel etwas tollpatschig. Ein Luftballon zerplatzt, und der Tiger ist hellwach! Wie gut, dass die Tiere nur so leise sein wollten, um Tigers Geburtstagsüberraschung vorzubereiten. Ein lustiges Mitmachbuch und perfektes Geschenk zugleich!
„Weck bloß Tiger nicht auf!“ von Britta Teckentrup (Annette Betz), 24 S., ab 3 Jahren. Gedruckt in China (Imago). Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
Ein ganz besonderes Buch über die große Liebe ist der Klassiker „Leopanther“, der vor mehr als 25 Jahren vom Vater-Sohn-Team aus Polen verfasst und zauberhaft illustriert wurde. Leopard Bruno verliebt sich in das Panthermädchen Lisa. Die Raubkatzen könnten unterschiedlicher nicht sein: Sie liebt die Nacht, er den Tag, sie ist draufgängerisch, er zurückhaltend. Wie soll es weitergehen, wenn man sich in jemanden verliebt, der scheinbar völlig anders ist als man selbst? Trotz aller Hürden finden Bruno und Lisa schließlich einen Weg, zusammen zu gehen. Und: „Bald danach feierten die beiden Hochzeit. Ein Papagei erzählte mir später, dass sie zwei Junge bekamen – ein gelbschwarzes und ein schwarzgelbes. Ob das stimmt? Wer weiß …“
„Leopanther. Eine Liebesgeschichte“ von Piótr Wilkoń und Józef Wilkoń (Bohem), 36 S., ab 3 Jahren. Gedruckt in der Slowakei auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
Die Zahmen
Wenn du eine Katze siehst, was siehst du eigentlich? Das Kind, der Hund, der Fuchs, der Fisch, die Maus, die Biene, der Vogel, der Floh, das Stinktier, der Wurm, die Fledermaus – sie alle sehen eine Katze, aber auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Was nicht ausschließlich auf die Sehfähigkeit der jeweiligen Augen zurückgeführt werden kann. Eine ganz wichtige Erkenntnis für Kinder ist, dass die Augen aller Lebewesen unterschiedlich konstruiert sind und Dinge – und im Grunde genommen alles – auch auf emotionaler und philosophischer Basis visualisieren. Und dann kommt die Katze zum Wasser und sieht ihr Spiegelbild. Was sieht sie? Ein großartiges Buch zum Mitdenken.
„Alle sehen eine Katze“ von Brendan Wenzel (Nord Süd), 44 S., ab 4 Jahren. Gedruckt in China auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
Mit sechs Katzen, die auf die Namen Lear, Norma, Candida, Mimi, Porgy und Bess hören, wohnt die ehemalige Operndiva Carmen Grandezza in einem idyllischen kleinen Holzhaus am See. Eines Morgens macht sich die Dame besonders hübsch, denn sie wartet auf die Ankunft eines weiteren Haustieres. Was macht eine Katze mehr oder weniger schon aus? Die Stubentiger bleiben gelassen. Doch wie sich herausstellt, ist das neue Tier ein bellender Hund! Carmen macht die eifersüchtigen Katzen tadelnd darauf aufmerksam, dass sie alle auch nur bei ihr gelandet waren, weil ihre Schicksale so berührend gewesen seien. Schließlich können die Samtpfötchen nachvollziehen, dass auch der arme Hund, so anders er auch sein mag, einen guten Platz verdient hat. Ein schönes Buch über Empathie!
„Carmen Grandezzas Katzenheim“ von Marjaleena Lembcke und Wiebke Rauers (Nilpferd), 32 S., ab 4 Jahren. Gedruckt in Slowenien (Imprint, Ljubljana). Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
Aus der ungewöhnlichen Perspektive eines selbstbewussten Katers, der auf den Namen Aristoteles hört, erzählt Annette Herzog eine witzige und herzerwärmende Geschichte. Eigentlich ist alles in bester Ordnung – bis der Kater erfährt, dass sich die kleine Anna zum Geburtstag einen Hund wünscht. Der nachdenkliche und innen doch recht sensible Aristoteles fühlt sich in der Familie zunehmend ungeliebt und entschließt sich dazu, von zu Hause wegzulaufen und lieber ein Straßenkater zu werden. Doch das, was ihn draußen in der weiten Welt erwartet, ist nach einigen aufregeden Erlebnissen auch nicht das Wahre … Selbstverständlich gibt es ein Happy End, aber der Weg dorthin ist ziemlich turbulent. Und für den Leser sehr kurzweilig!
„Wer fragt schon einen Kater?“ von Annette Herzog (Magellan), 160 S., ab 7 Jahren. Gedruckt in Italien auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
Ein Krankenhausaufenthalt kann ganz schön langweilig werden. Maja hat einen gebrochenen Arm und muss zwei Tage lang auf die Operation warten. Ohne Eltern, ohne kleinen Bruder. Und das Mädchen, mit dem Maja das Zimmer teilen muss, ist eine richtige Heulsuse. Abends bewegt sich plötzlich etwas am Fenster – es ist ein Kater, der Schutz vor dem Regen sucht. Maja lässt ihn ins Zimmer, obwohl sie sicher ist, etwas Verbotenes zu tun. Wird Suse sie verraten? Nach anfänglicher Skepsis entpuppt sich die Bettnachbarin allerdings als ziemlich nette Komplizin, die ebenfalls daran interessiert ist, den kuscheligen Besucher geheim zu halten. Ein richtig schöner kleiner Roman über den Beginn einer Freundschaft.
„Der Doktor mit dem weißen Fell“ von Jutta Nymphius und Susanne Göhlich (Tulipan), 64 S., ab 7 Jahren. Gedruckt in der Slowakei (Neografia, Martin). Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
Hier wurden ebenfalls einige Besprechungen von Büchern für kleine Katzenfreunde veröffentlicht.