Kinderbücher: Alles über Vögel
Alles, was Flügel hat, fliegt? Stimmt so nicht – Das wissen Kinder spätestens, wenn sie Sachbücher über Vögel gelesen haben. Irene Maria Gruber stellt die besten neueren Bücher über Federvieh und ein lehrreiches Vogelpaar-Memory vor. Und dazu gibt es noch einige sehr gute Geschichten zu entdecken, die bestens zum Vor- und Selbstlesen geeignet sind.
1 // Katrin Wiehle hat ihre Bücher bisher den Lebensräumen von Tieren gewidmet – erschienen sind in der Beltz & Gelberg-Reihe „100 % Naturbuch“ Titel über den Dschungel, den Teich, das Meer, den Garten, den Berg und den Wald, außerdem zeigte Wiehle das Leben auf dem Bauernhof und die Verwandlungen im Laufe der Jahreszeiten. Das neue Juwel der Illustratorin zeigt, dass Vögel überall wohnen: im Garten, in den Feldern oder im Wald. Schon die Kleinsten können Vogelarten ohne großen Schnickschnack kennenlernen und erfahren, dass diese Tiere eine Menge zu tun haben, manche von ihnen sogar im Winter in den Süden fliegen. Zusätzlich kann man auf der Website des Verlags den Stimmen der 24 im Buch vorkommenden Vögel lauschen.
„Mein kleines Vogelbuch“ von Katrin Wiehle (Beltz & Gelberg, 16 S., ab 3 J.). Gedruckt mit Ökofarben in Deutschland (SDP Sachsendruck GmbH, Plauen) auf 100 % Recyclingpapier.
2 // Wer alles und noch mehr über Vögel wissen möchte, dem sei folgendes Buch empfohlen: „Das große Buch der Vögel“ bietet Wissen über etwa 130 verschiedene Vogelarten, ihre diversen Lebensräume, ihre Anatomie und auch ihre Eigenheiten. Es widmet sich dem Fliegen, Laufen und Schwimmen der Tiere, erklärt die Unterschiede zwischen Vegetariern, Jägern und Fischern und erläutert auch Details zu Balz, Nestbau und Eiablage. Ein ganz großartiges Sachbuch, das ein perfekter Begleiter für Vogelbeobachtungen sein kann.
„Das große Buch der Vögel“ von Nathalie Tordjman (FISCHER Meyers, 80 S., ab 7 J.). Gedruckt in Deutschland (Appl, aprinta druck GmbH, Wemding) auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
3 // „Nachts, wenn der Mond die Felder in ein fahles Licht taucht, erwacht die Eule.“ Genauer ist es die Schleiereule, von der die ersten Seiten dieses Buches aus der Reihe „Meyers Kinderbibliothek“ für das Kindergartenalter handeln. Bald schon ist klar, dass hier ein äußerst faszinierender Vogel vorgestellt wird – auf hohem Niveau und dabei noch wirklich kindgerecht. Nach der Eule werden der Uhu und andere Nachtvögel präsentiert, dann Fledermäuse und Flughunde. Die Entdeckerfolien, für die die Titel dieser Reihe bekannt sind, werden für überraschende Effekte genutzt, die naturgetreuen Bilder überzeugen ebenso.
„Die Eule und andere Nachttiere“ von Sylvaine Pérols (FISCHER Meyers, 24 S., ab 3 J.). Gedruckt auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label). Keine Angabe zum Herstellungsort.
4 // Wie im klassischen Memoryspiel geht es auch in diesem prachtvollen Vogelpaar-Spiel darum, Paare zu finden – hier sollen aber nicht zwei gleiche, sondern die passenden Männchen und Weibchen einer Vogelart zusammengefunden werden. Die stabilen Kärtchen zeigen unter anderem Amsel, Goldfasan, Papageientaucher, Schleiereule, Kaiserpinguin und Bankivahuhn. Das ideale Spiel für genaue Beobachter und angehende Ornithologen!
„Vogelpaare. Das Memo-Spiel“ von Christine Berrie und Mike Unwin (Laurence King, 50 Karten, 1 Anleitung). Gedruckt in China. Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
5 // Antje Damm erzählt in ihrem Büchlein „Elviras Vogel“ eine vorerst harmlose Geschichte von einem Mädchen, das einen kleinen Vogel findet und sich um ihn kümmern möchte. Die Handlung entwickelt sich in einem Zeitraum von nur einem Nachmittag hin zu einer ernsten und zugleich lehrreichen Message. Elvira leidet unter mangelnder Aufmerksamkeit, da die Mutter mit dem kleinen Bruder beschäftigt ist. Sie nimmt den kleinen, verschreckten Vogel mit ins Kinderzimmer, setzt ihn ins Puppenhaus und bietet ihm Zimtschneckenkrümel an. Bis der Vogel schließlich leblos im Karton liegt. Recht nüchtern und dabei äußerst tiefsinnig erzählt.
„Elviras Vogel“ von Antje Damm (Tulipan, 64 S., ab 7 J.). Gedruckt in der Slowakei (Neografia, Martin). Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
6 // Ein Plädoyer für das Anderssein ist das großartig erzählte, wundervoll illustrierte Buch „Trotzvogel“, erschienen in der kleinen, feinen Edition Fröhlich. Trotzvogel ist anders als seine gefiederten Geschwister. Die tschilpen, er plitscht. Sie lernen fliegen, er lässt sich vom Ast fallen und fliegt schließlich auf seine spezielle Art und Weise. Dann lernt Trotzvogel einen Jungen und einen Regenwurm kennen. Auch die haben ihre eigene, andere Art entwickelt, Dinge zu tun: Abermoritz geht nur rückwärts und Warumwurm bleibt bei Regen lieber zu Hause. Was soll aus denen nur werden? Alle anderen schütteln die Köpfe. Eines Tages sorgen die drei absichtlich für ein großes Durcheinander. Als sie sich „normal“ benehmen, machen alle anderen plötzlich alles verkehrt! Dieses Buch ist angenehm erfrischend und uneingeschränkt zu empfehlen!
„Trotzvogel“ von Marion Schmid und Elfe Marie Opiela (Edition fröhlich, 60 S., ab 6 J.). Gedruckt in Deutschland (druckhaus köthen). Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
7 // „Wenn es im Frühling warm wird, heiraten die Vögel. Sie singen und pfeifen und zwitschern, um ihre Partner anzulocken.“ Eine Vogelhochzeit macht unglaublich viel Spaß. Schon das Lied lieben meine Kinder, sie wollen es tagein tagaus singen. Ja, und jetzt hat Hendrik Jonas auch noch ein Buch geschrieben, das denselben Titel trägt, und die Geschichte eines kleinen Vogels erzählt, der auf der Suche nach einer zukünftigen Vogelfrau ist, das Hochzeitslied aber vergessen hat. Als er „wau“ ruft, kommt ein Hund angelaufen, auf sein „oink“ erscheint ein Schwein. So geht es weiter, bis der Vogel alle möglichen Tiere angelockt hat. Und dann gibt es doch noch ein Happy End. Wundervoll illustriert – eine wahre Freude!
„Eine Vogelhochzeit“ von Hendrik Jonas (Tulipan, 52 S., ab 4 J.). Gedruckt in Deutschland (Grafisches Centrum Cuno, Calbe). Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
8 // Die Autorin Dieuwke Winsemius erklärt: „Wer Kinder nicht vollkommen ernst nimmt, kann nicht für Kinder schreiben. Dies ist eine absolute Voraussetzung, um sich in ihr Leben und Denken, in ihre Probleme hineinzuversetzen.“ Diese Einstellung und ihre Empathie ist in ihrer nachdenklich stimmenden Geschichte „Hilfe! Mein Gefieder ist voll Öl“ deutlich spürbar. Die Fünftklässlerin Tina, die bei ihrer Großmutter direkt an der Nordsee in den Dünen lebt, entdeckt eines Tages am Strand Trottellummen mit ölverklebtem Gefieder. Schuld ist ein Tanker, der Ölrückstände ins Meer gelassen hat. Tina sammelt die vom Aussterben bedrohten Trottellummen gemeinsam mit ihren Klassenkameraden ein und bringt sie in die „Vogelarche“. Dort werden die Tiere gesäubert und gepflegt, und die Kinder stellen eine vorbildhafte Rettungsaktion auf die Beine, von der es sich zu lesen lohnt!
„Hilfe! Mein Gefieder ist voll Öl“ von Dieuwke Winsemius (dtv junior, 128 S., ab 9 J.). Gedruckt in Deutschland (Kösel, Krugzell) auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
9 // Elli begibt sich auf die philosophische Suche nach dem Glück und stellt fest, dass es jeder für sich anders interpretiert. Oma meint: „Das Glück ist ein flüchtiger Vogel […] Vielleicht setzt er sich auf deine Schulter, vielleicht fliegt er vorbei. Man weiß es nie.“ Opa ist glücklich, wenn am Morgen die Sonne aufgeht und die Vögel zwitschern. Opas Nachbar aber findet, dass es kein Glück ist, einen Vogel zu haben: Sein Kakadu Beowulf kann ziemlich lästig sein! Er gärtnert für sein Leben gern, das macht ihn glücklich. Schön, was die Menschen Elli alles erzählen, und für Eltern besonders fein ist Mamas Antwort: „Größtes Glück ist, wenn zwei kleine Kinder in ihren Betten friedlich schlafen. […] Mein Herz geht auf, so glücklich bin ich. Dann drehe ich das Licht ab und gehe schlafen. Hoffentlich friedlich. Ohne geisternde Nachtgespenster!“
„Das Glück ist ein Vogel“ von Leonora Leitl (Picus, 32 S., ab 4 J.). Gedruckt in Österreich (Christian Theiss GmbH, St. Stefan im Lavanttal) auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
10 // Es war einmal ein König namens Ambrosius, genannt „König Klunker“, der liebte alles, was teuer war und glitzerte. Er holte sich Experten herbei, um sich auch noch schnell, stark und klug nennen zu können. Da kackt ihm eines Tages ein Vogel ins Gesicht. Der König wird wütend und befiehlt, alles, was Federn hat, einzufangen und einzusperren – von nun an möchte er auch König des Himmels sein und das Fliegen erlernen. Nachdem Erfinder, Wissenschaftler und Handwerker nicht helfen konnten, kommt ein verhülltes Männlein mit Schnabel zum König und erklärt: „Wer fliegen will, muss alles ablegen, was er besitzt.“ Der König folgt den Ratschlägen und findet sich schließlich ohne Besitz über Bäumen schwebend wieder. Ein ganz besonders wertvolles Märchen über die Macht des Überflusses und den wahren Wert der Freiheit.
„König der Lüfte“ von Christoph Mett (Bohem, 52 S., ab 4 J.). Gedruckt in Litauen auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
11 // Nach Duke Ellington, dem berühmten Jazzmusiker, benennt Frau Treuherz, eine recht einsame Klavierlehrerin, jenen schneeweißen Enterich, den sie vor dem Geschäft eines Geflügelhändlers entdeckt und mit nach Hause nimmt. Endlich hat sie jemanden gefunden, der ihre Hilfe benötigt. Frau Treuherz hält Ellington wie ein Haustier und wird immer glücklicher. Dabei übersieht sie, dass der Enterich immer trauriger wird, er sehnt sich nach Freiheit. Da führt ihn Frau Treuherz mit der Leine aus. Eines Tages kommen sie zum See im Stadtpark, wo Ellington ein Entenmädchen kennen lernt. Von dem Zeitpunkt an wird der Enterich immer wilder, und in der Wohnung startet er sogar einen Hungerstreik. Erst durch Herrn Straubinger, einen erwachsenen Klavierschüler, lernt Frau Treuherz loszulassen.
„Ellington“ von Marlies Bardeli und Ingrid Godon (Peter Hammer Verlag, 40 S., ab 4 J.). Gedruckt in der Slowakei (TBB, a.s. Banská Bystrica) auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
12 // Dem im Zoo lebenden grantigen Tiger Hermann fällt eines Tages ein Ei auf den Kopf. Da weit und breit niemand zu sehen ist, dem es gehört, beschließt Hermann, darauf aufzupassen. Er baut dem Ei sogar ein Nest. Plötzlich geht das Tigerei kaputt, und anders als die Leser weiß Hermann nicht, dass da ein Vogel schlüpfen wird. Und als das Vögelchen heraußen ist, findet eine interessante Annäherung der beiden Tiere statt. Der kräftige Tiger beschützt den kleinen Vogel zwar, doch er muss – wie alle Eltern – bald einsehen, dass er dem Heranwachsenden (der natürlich denkt, er sei so stark wie sein Tigerpapa) nicht abnehmen kann, eigene Erfahrungen zu machen. Ein intelligentes Büch über Mut, Leichtsinn und das Größerwerden – für Kinder und Erwachsene.
„Das Tigerei“ von Nele Brönner (Nord Süd, 24 S., ab 4 J.). Gedruckt in Lettland (Livonia Print, Riga) auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).
13 // In einem Wohnhaus kann es turbulent zugehen, vor allem dann, wenn jeder den anderen übertönen möchte. „Das Vöglein des Herrn Anderson“ bietet neben Unterhaltung auch Wortschatzerweiterung, eine Ansammlung von Begriffen, die mit Lärm zu tun haben. „Alle saugen, hämmern, rattern und tröten“, „sie schimpfen und lästern“, alle machen Krach. Als plötzlich ein neuer Mieter mit piepsendem Vöglein ins Haus einzieht, sind die polternden Hausbewohner außer sich – das Gepiepse ist unerträglich, Herr Anderson muss wieder ausziehen.
„Das Vöglein des Herrn Anderson“ von Jürg Obrist (Atlantis, 32 S., ab 5 J.). Gedruckt in Deutschland (Grafisches Centrum Cuno, Calbe). Keine Angabe zur Herkunft des Papiers.
14 // Mit Oskar und Mo hat die Illustratorin Britta Teckentrup ein Vogelpärchen geschaffen, das vorzeigt, was Liebe und Freundschaft bedeuten kann. Der Rabe Oskar und das gelbe Vögelchen Mo machen Quatsch, spielen Verstecken, sie haben einen geheimen Lieblingsplatz und einen Freunde-Lieblings-Schal, der sie im Winter wärmt. „Oskar und Mo mögen die gleichen Geschichten. Am schönsten findet es Mo, wenn Oskar ihr vorliest.“ Und Mo tröstet Oskar, wenn er traurig ist. Ach! Hier herrscht Friede, Freude, Eierkuchen – zusammen mit Teckentrups Bildern ist das alles fast zu schön, um wahr zu sein!
„Oskar und Mo“ von Britta Teckentrup (Prestel, 32 S., ab 3 J.). Gedruckt in der Slowakei (TBB, a.s. Banská Bystrica) auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label).