Keeping it real
Am Wochenende gab es in der Süddeutschen Zeitung einen Artikel über mögliche neue Symbole gegen die Kernkraft. Warum Biorama hier aber ganz retro ist.
Es gibt Dinge, die sind dann am Besten, wenn sie so sind, wie sie immer waren – der Ort an dem man als Kind mit der Familie Urlaub gemacht hat zum Beispiel. Oft bemerken wir aber, dass sie zwar tatsächlich gleich geblieben sind, wir uns allerdings verändert haben. Und dennoch machen diese Dinge immer noch Sinn.
Ähnlich ist es mit dem alten „Atomkraft? Nein danke“ Sticker und der dazugehörigen Bewegung. Die Protestbewegung mag sich zwar verändert haben und „in der Mitte der Gesellschaft“ stehen, wie Petra Steinberger in der Süddeutschen schreibt – das Symbol der Kernkraftgegner bleibt aber vor allem eines: ein Symbol. Es steht für ungleich mehr als die Ablehnung von Atomkraft. Es steht für breiten Widerstand, positven Protest und Demonstrationen, auf die Großeltern mit ihren Enkeln gehen. Etwas austauschen, oder „zeitgemäßer“machen zu wollen, das bereits einen solchen ikonischen Charakter besitzt und für eine ganze Generation des Widerstands steht, ist geradezu absurd.
Erik Spiekermanns Vorschläge helfen da nicht gerade. Der Typograph präsentiert uns uninspirierte verkehrschildartige Logos – Prädikat: verzichtbar. Was uns zu dem Schluss bringt: Spiekermann, bleib bei deinen Schriftzeichen!
Für T-Shirts hat es die Idee mit dem neuen Logo übrigens schon gegeben. Und auch auf Facebook hat man sich etwas ausgedacht. Die urspüngliche Version, bleibt aber jene, die einen Platz im kollektiven Gedächtnis gefunden hat – und genau deshalb wird dieses Symbol bestand haben.
Eine Sache noch, weil sie so wehtut: Das Peace-Zeichen ist keineswegs ein „weiße[s] Ypsilon auf schwarzem Grund“, wie im Artikel steht, Frau Steinberger! Das Peace-Symbol, hat drei Balken nach unten. Interessanterweise ist es allerdings ursprünglich ein Anti-Atomwaffen–Symbol, womit wir irgendwie wieder beim Anfang wären.
Imre Withalm