Katze vs. Vogel: So hältst du deine Katze im Zaum

Warnt potenzielle Beute vor dem sich anschleichenden Tiger: ein Glöckchen um den Hals. (Foto: Istock.com/Sorapop)

Sie töten was sie erwischen und brauchen täglich Fleisch. So verhinderst du, dass deine Katze draußen zum Killer wird. 7 Tipps für verantwortungsvolle Katzenhalter

1. Häng deiner Katze ein Glöckchen um den Hals
Ihrem Naturell entsprechend verbringt eine Katze, die ohne Einschränkungen ins Freie darf die allermeiste Zeit mit Anschleichen und Jagen. Schon ein Wurf süßer Kätzchen, der mit einem Wollknäuel spielt, erlernt nicht den sozialen Umgang mit Artgenossen (Katzen sind Einzelgänger), sondern übt letztlich das Töten. Katzen verfügen über einen unbezwingbaren Killerinstinkt. Sie töten nicht allein aus Hunger, sondern auch zum Vergnügen. Weshalb vor Freigängerkatzen bis hinauf zu ihrer eigenen Körpergröße nichts sicher bleibt, was sich bewegt und fressbar ist: Spitzmäuse und seltene Nagetiere, Haselmäuse, Eidechsen und Blindschleichen, Insekten, junge Feldhasen und sogar Fledermäuse, vor allem aber Singvögel werden ihre Beute. Eine gängige Forschungsmethode bittet Katzenhalter sogar um Mitarbeit – um Anhand der tot oder halbtot nach Hause geschleppten Beutetiere zu erfassen, wieviele Tiere es von manchen Arten in einer Gegend gibt.
Wer nicht nur seiner Katze Freigang gönnt, sondern auch an ihre potenzielle Beute denkt, dem wird empfohlen, seinem Haustier ein Halsband mit Glöckchen umzuhängen. Wie wirksam es wirklich ist und ob Beutetiere tatsächlich durch das Klingeln gewarnt werden, bleibt allerdings umstritten. Katzen sind perfekte Killer. Es ist nicht auszuschließen, dass sie ihre Jagdtechniken durch das Gebimmel noch verfeinern.

Jede Katze, mit der nicht gezüchtet wird, gehört kastriert. Da sind sich Umwelt- und Tierschützer einig. (Foto: istock.com/denguy)

2. Lass deine Katze kastrieren
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden Katzen, männliche wie weibliche, kastriert. Schon 1901 preist die britische Zeitschrift „Fur and Feather“ eine kastrierte Hauskatze als „Muster an Vollkommenheit“. Ob eine zeugungsunfähige Katze vollkommen ist, darüber ließe sich philosophieren. Eine Kastration ist aber jedenfalls sinnvoll. Denn sonst vermehren sich die überaus fruchtbaren Raubtiere ohne Ende. Unter den mumifizierten Katzen der ägyptischen Hochkultur fand man viele junge Kätzchen mit gebrochenem Genick und zertrümmertem Schädel, weshalb es sich beim berühmten ägyptischen Katzenkult (auch) um eine frühe Form der Populationskontrolle gehandelt haben könnte.
Bis vor wenigen Jahren war es auch bei uns üblich, dass nicht gewollte junge Katzen ertränkt oder erschlagen werden. Vollkommen zu Recht wird das heute nicht mehr hingenommen – und ist auch verboten. Katzen, die ins Freie dürfen, müssen mittlerweile fast überall kastriert werden. Ausgenommen sind lediglich zur Zucht verwendete Tiere. Wer Katzen züchtet, muss das allerdings behördlich melden. Auch verwildert lebende Katzen werden von Tierschützern eingefangen, kastriert und wieder freigelassen. Ob das die Größe sogenannter „Katzenkolonien“ wirklich verringert, ist aber fraglich.

Je öfter die Katzenklappe verschlossen und die Katze im Haus bleibt, desto besser für die Tierwelt draußen. (Foto: Catio Spaces)

3. Hol deine Katze ins Haus
„Die radikalste Maßnahme stellt die Forderung dar, Hauskatzen als Stubenkatzen, als Haustiere ohne Freigang zu halten.“ Zu diesem Schluss kommen Forscher der Wiener Universität für Bodenkultur in einem Gutachten über den Einfluss von Hauskatzen auf die heimische Fauna, das auch mögliche Managementmaßnahmen bewertet. Aller Radikalität zum Trotz geht der Trend – zumindest in urbanen und suburbanen Gegenden und ganz besonders im angloamerikanischen Raum – klar in Richtung Wohnungskatze und „indoor only“. Für das Wohlbefinden der Wohnungskatze empfiehlt die Indoor Cat Initiative beispielsweise einen eigenen Raum pro Katze als exklusives Refugium. Bücher wie Tony Buffingtons „Your Home, Their Territory“ (2011) machen klar, dass der Mensch im Refugium der dauerhaft eingesperrten Hauskatze vor allem eines bleibt: ein geduldeter Gast, der Futter zur Verfügung stellt.
Die kanadische Initiative Cats&Birds (im November 2017 mit den Nature Inspiration Awards des Canadian Museum of Nature ausgezeichnet) propagiert aktiven Vogelschutz indem es die Vorzüge des Indoor-Katzen-Daseins anpreist: „Keep cats safe and save bird lives.“ Denn drinnen sind Katzen vor Autos, Krankheiten, Hunden und Verletzungen durch Artgenossen sicher oder werden nicht vom Fuchs oder anderen Räubern erwischt. Auch bei uns haben sich Uhus mancherorts auf Katzen spezialisiert. Außerdem dürfen außerhalb des bewohnten Gebiets streunende Katzen fast überall in Deutschland und Österreich erlegt werden – sofern sie nach Ermessen des Jägers eine Gefahr für das Niederwild (Feldhasen, Vogelbrut) darstellen. Die NGO Nature Canada empfiehlt Katzen, die an ein Leben draußen gewöhnt sind, möglichst langsam ans Drinnenbleiben zu gewöhnen. Nachdem der Innenraum möglichst inspirierend für die Katze umgestaltet passiere das Umgewöhnen am besten in der kalten Jahreszeit. Weil Katzen als wärmeliebende Tiere da von sich aus gerne länger drinnen blieben.

Im Catio-Gehege dürfen Katzen nach draußen – frische Luft ist auch für Stubentiger gesund. (Foto: Catio Spaces)

4. Gönn deiner Katze ein eigenes Gehege
Frische Luft tut auch Indoor-Katzen gut. In den USA und Kanada erfreuen sich deshalb sogenannte Catios (sprich: Cat-iii-oohs) steigender Beliebtheit. Ein Catio ist in etwa das für Katzen, was eine Voliere für Vögel ist: also ein Gehege, teilweise mit Kratz- und Kletterbäumen versehen – und über eine Katzenklappe und Tür oder Fenster fast immer mit der Wohnung verbunden. Catios werden mittlerweile standardmäßig für Balkon, Hinterhof und Garten angeboten. Die Fantasie mancher Bastler hat aber wahre Wunderwerke hervorgebracht, eigene Catio Hacks werden in Blogs präsentiert, auch DIY-Anleitungen zum Selberbauen von Catios gibt es.
Weitergedacht könnten sich über ein gemeinsames, Wohnungen oder Grundstücke verbindendes Catio durchaus Balkon- oder Gartennachbarn eine Katze als Haustier teilen. Denn was bei Freigängerkatzen üblich ist – dass eine Katze sich in der Nachbarschaft bei mehreren Häusern zu fressen holt – ließe sich auch bewusst herbeiführen. Was für Cat Sharing spricht: Jede Katze braucht täglich 60 Gramm Fleisch. Zu hoher Fleischkonsum stellt, auch bei Tierfutter, ein ökologisches Problem dar. Durch Katzenteilen lässt sich gewissermaßen der ökologische Pfotenabdruck verkleinern.

Ja, es wirkt ungewohnt und exzentrisch. Aber draußen sollte Leinenpflicht herrschen. (Foto: McKinley The Cat)

5. Nimm die Katze an die Leine
Noch mutet es exzentrisch an wenn Katzenbesitzer ihren Stubentiger an der Leine wie einen Chihuaha oder im Geschirr wie einen Husky ausführen. Doch Auslauf unter Aufsicht ist besser als gar nicht draußen zu sein. Der Trend dürfte – durchaus sinnvoll – auch nach Europa kommen. Accessoires (Harness, Leash) werden bereits längst angeboten. Eigene Blogs, die von Ausflügen und gemeinsamen Wanderungen oder Paddeltouren mit der angeschirrten Katze berichten („Adventure Cats“) gibt es bislang aber nur in Nordamerika. Adventure Cat Vlad, die alle 59 National Parks besucht hat, wird sogar in Celebrity Magazinen gefeiert. Dort veranstalten mittlerweile sogar manche Nationalparks gemeinsame „Adventure Walks“. Mutmaßlicher Hintergedanke: Je mehr Bilder von angeleint ausgeführten Katzen kursieren, desto mehr spricht sich herum, welchen ökologischen Schaden die nicht angeleinten Katzen an Vögeln, Nagern und Insekten anrichten.

Darf die Katze allein raus, muss zumindest der Garten ausbruchssicher sein. Eigene Katzenzäune bieten spezialisierte Anbieter – auch zum Aufrüsten bereits bestehender Zäune. (Foto: Easy Pet Fence)

6. Errichte einen Katzenzaun
Einen perfekten Räuber, der auch noch über die Sprungkraft und die Kletterkünsten einer Katze verfügt im eigenen Garten zu halten, das ist kein leichtes Unterfangen. Aber wo ein Wille (und Budget), da findet sich auch ein Weg. Das versprechen auch immer mehr Anbieter von Katzenzäunen („cat fences“). Das niederländische Unternehmen „Cat Proof Gardens“ etwa importiert das gemeinsam mit der Animal Welfare League Australia entwickelte Oscillot System nach Europa. Dabei hindern verhältnismäßig dezente Metallrollen Katzen daran, über den Zaun zu klettern.
Für die Tier- und Vogelwelt im eigenen Garten bedeutet die permanente Anwesenheit einer Katze zwar nichts Gutes, aber wenigstens hält sich der Schaden so in Grenzen. Umso wichtiger ist es, eventuell vorhandene Vogelfutterhäuschen, Nistkästen oder Vogeltränken absolut katzensicher zu platzieren und gestalten. Der Vorteil: Durch einen Katzenzaun lassen sich Katzen nicht nur ein-, sondern unerwünschte Katzen auch aussperren. Der Nachteil: Auch wenn Igel wirklich gute Kletterer sind – ein Katzenzaun macht einen Garten auch für Igel einbruchssicher. (Und im Kampf gegen Nacktschnecken wären Igel im Gemüsegarten dankbare Verbündete.) Der Vorteil: Auch Waschbär und Fuchs hältst du damit aus deinem Garten fern.

7. Verwende Bio-Futter
Lass dir nichts einreden! Es ist keinesfalls dekadent, wenn du deine Katze (oder natürlich auch deinen Hund) mit Bio-Futter versorgst. Katzen brauchen Fleisch. Während der Allesfresser Mensch aus ökologischen, aber auch Gesundheits-Gründen möglichst wenig Fleisch und dann immer solches aus Bio-Haltung essen sollte, bleibt der ökologische Pfotenabdruck deines auf Fleisch spezialisierten Stubentigers kleiner, wenn du zum Bio-Futter greifst. Denn Bio-Fleisch bietet wie jedes andere Bio-Produkt „multiple Mehrwerte“ (Reinhard Gessl, FIbL): Es schont die Umwelt. Antibiotika kommen nicht vorbeugend, sondern nur im Krankheitsfall zum Einsatz. Und Bio-Landwirtschaft fördert die Artenvielfalt – das ist gut für Insekten, Feldhasen und die Vogelwelt. Mittlerweile bieten deshalb auch immer mehr Bioläden eine kleine Auswahl an Bio-Futter.

 

Weiterlesen zum Thema Katze? In einem umfangreichen Schwerpunkt hat sich BIORAMA der #Massentigerhaltung gewidmet. Alle Interviews – etwa jenes mit Abigail Tucker – finden sich hier. Irene Maria Gruber hat außerdem eine Auswahl an empfehlenswerten Kinderbüchern für kleine Katzenfreunde zusammengestellt.

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