I say Potatoe, you say Potatoe

Süßkartoffelschalen sind uneingeschränkt, Kartoffelschalen nur eingeschränkt zum Verzehr geeignet.

Eine illustrierte Kartoffelpflanze.
Kartoffeln und Süßkartoffeln sind trotz ihrer Namensverwandtschaft nicht dieselbe Pflanzenart. Bild: Istock.com/Ekaterina Lanbina.

Grundsätzlich gilt: die meisten Obst- und Gemüsearten können bedenkenlos mit Schale verzehrt werden, vorausgesetzt, sie enthalten keine fauligen oder schimmligen Stellen. In vielen Fällen beinhalten Schalen sogar besonders viele Nährstoffe. Dazu zählen etwa Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, welche unter anderem für Farbe, Geruch und Geschmack verantwortlich sind. Viele von ihnen bringen gesundheitliche Benefits mit sich. Laut der Ernährungswissenschaftlerin Gabriele Kaufmann vom deutschen Bundeszentrum für Ernährung kann die Farbgebung der Schale ein Indiz dafür sein, dass sich dort besonders viele sekundäre Pflanzenstoffe befinden, darunter etwa die Anthocyane, welche unter anderem roten Apfelschalen ihre Farbe verleihen. Ob mit Schale gegessen oder nicht: zu bevorzugen ist in jedem Fall Obst und Gemüse aus Bioanbau, das ohne chemisch-synthetische Pestizide und Keimhemmer auskommt. 

Was ist dran an der Giftigkeit?

Prinzipiell können auch die Schalen von Kartoffeln gegessen werden, das deutsche Bundeszentrum für Ernährung etwa empfiehlt dies allerdings explizit nicht – und rät, wenn überhaupt, dann nur frische und unverletzte Biokartoffelschalen zu essen und weist drauf hin, dass Kinder ganz darauf verzichten sollten. Vorsichtig sollte man auch sein, wenn sich auf der Schale grüne Stellen gebildet haben oder die Kartoffel bereits keimt; solche Stellen sollten großzügig entfernt werden. Kartoffelschalen generell und insbesondere solche Stellen enthalten das Pflanzengift Solanin. »Leichte Vergiftungen äußern sich durch Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall, mitunter begleitet von Fieber«, erklärt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gegenüber BIORAMA. Das BfR stuft Vergiftungen durch Solanin in Kartoffeln als eher selten ein, allerdings könne die Zahl unerkannter Vergiftungen aufgrund der Unspezifizität der Symptome höher sein. Das Gift wird beim Kochen nicht zerstört. Außerdem ist Solanin wasserlöslich und geht somit auch in das Kochwasser über – dieses sollte man also nicht weiterverwenden.

Bioanbau

Die Süßkartoffel ist besonders kälteempfindlich. Angebaut wird sie hauptsächlich in tropischen und subtropischen Gebieten, in Europa war sie lange ein Importprodukt. Inzwischen bauen auch manche LandwirtInnen in Deutschland und Österreich die Bataten an, auch in Bioqualität.

Ipomoea batatas

Die Schale der Süßkartoffel, die sich zwar mit Kartoffeln einen Namen teilt, aber eine andere Pflanzenart ist, kann gegessen werden. Die Süßkartoffel – im lateinischen Namen Ipomoea batatas – gehört zu den Windengewächsen, ein ihr nahe verwandtes Gemüse ist etwa der in der asiatischen Küche häufig genutzte Wasserspinat. Da Süßkartoffeln keine Nachtschattengewächse sind, enthalten sie kein Solanin. Grundsätzlich können sie auch roh verzehrt werden. Achtgeben sollte man allerdings auf die im Fleisch mancher Sorten vermehrt enthaltene Oxalsäure. Oxalsäure verschlechtert bei gemeinsamer Aufnahme die Bioverfügbarkeit mancher Mineralstoffe – laut Bfr beispielsweise die von Kalzium – der Körper kann also bestimmte Nährstoffe dann nicht mehr so gut aufnehmen. Darüber hinaus kann Oxalsäure die Nieren belasten. Das Bundeszentrum für Ernährung empfiehlt auf seiner Website, Menschen, die an Nierenproblemen leiden, auf Süßkartoffeln und andere stark oxalsäurehaltige Lebensmittel zu verzichten. Aber: Der Oxalsäuregehalt von Süßkartoffeln lässt sich durch Kochen deutlich reduzieren.
Ernährungsphysiologisch sind Kartoffel und Süßkartoffel, wenn auch nicht verwandt, doch in vielen Aspekten ähnlich. Kartoffeln und Süßkartoffeln etwa besitzen einen ähnlichen Protein- und Kohlenhydratgehalt. Süßkartoffeln enthalten mehr Ballaststoffe, die Kartoffel dafür deutlich weniger Zucker. Übrigens: Nach dem Kochen oder Frittieren ist dann ein Großteil der Oxalsäure aus den Süßkartoffelpommes neutralisiert.

BIORAMA #91

Dieser Artikel ist im BIORAMA #91 erschienen

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