Die Freiheit der Berge, die Unfreiheit der Kunst: Jessie Pitt im Gespräch
16 Jahre hat Jessie Pitt durchgehend im Winter verbracht. Das hat die künstlerischen Arbeiten des ehemaligen Ski Guides geprägt. Ein Gespräch über Freiheit, die Berge und das Denken außerhalb von Rahmen.
»Verschtescht mi?« fragt Jessie Pit in ihrem australisch gefärbten Tirolerisch. Ein Gespräch mit der Landschaftskünstlerin, Ski Guide und Wahltirolerin über die Inspiration der Berge, die Unfreiheit der Kunst, Bio vom Berg und den größten Feind der Menschheit.
16 Jahre Leben im fortwährenden Winter, je nach Saison abwechselnd in Tirol und Australien – diese Zeit hat das Leben von Jessie Pitt und ihre Kunst geprägt. Lange Jahre als professioneller Ski Guide unterwegs konzentriert sich die 44-Jährige mittlerweile ganz auf Landschaftskunst. Ihre Motive: schneebedeckte Berge im Spiel von Licht und Schatten. Das Dasein als Winternomadin hat nicht zuletzt in der Wahl ihres Materials bleibende Spuren hinterlassen. Denn dem Winter hinterher zu reisen verlangte transportable Malutensilien; durch die Platzeinschränkung im Reisegepäck entstand so Pitts typische Mixed-Media-Technik, eine Kombination aus Zeichnung und Malerei auf ungespannter Leinwand, die sie vorab zerknittert, um den plastischen Effekt ihrer Werke zu erzielen, die erst rahmenlos und freihängend voll zur Geltung kommen. Ihr Ziel: Umgebungen zu kreieren, in denen das Gefühl der Berge erlebbar wird. Ein nächster Schritt dahin ist ihre für das 25. Bergfilmfest St. Anton im August geplante große Installation. BIORAMA traf Jessie Pitt in Tirol zum Gespräch.
BIORAMA: Die meisten Menschen denken bei Bergen nicht an Kunst und bei Kunst nicht an Berge. Wie kam es bei dir zu dieser Kombination?
Jessie Pitt: Stimmt das? Kann sein, ich weiß es nicht, ich meine aktuell sind generell figurative Bilder, Portraits und abstrakte Bilder sehr häufig. Landschaftsbilder sind da, aber nicht so stark.
Für mich hängt es mit der Geschichte meines Lebens zusammen. Ich stand schon mit 3 Jahren in Australien auf den Ski. Unser Haupturlaub war immer Winterurlaub, unüblich für Australier, die sind ja viel am Strand, aber wir waren in den Bergen wandern, auch mehrtägig, in Australien sagen wir »Bushwalking«. Mein Vater war Engländer, wir waren etwa jedes dritte Jahr in England. Weil meine ganze Familie einfach Skifahren muss, waren wir dann jeweils ein, zwei Wochen irgendwo in Europa zum Skifahren.
Der Zugang zur Kunst war auch immer da. Mein Vater war Grafiker, meine Oma hat uns mit Wasserfarben gemalte Karten aus England geschickt, wir sind regelmäßig in Ateliers, Galerien und Museen gegangen. Also für mich war es immer Skifahren und Kunst.
Warum malst du dann spezifisch Berge?
Jessie Pitt: Berge sind das, was mich inspiriert, was mich anspricht, weil sie eine endlose Inspirationsquelle sind, auch direkt hier vor der Haustür.
Hat es dich nie gereizt andere Natur wie zum Beispiel Seen oder Wälder zu malen?
Jessie Pitt: Doch, ich hab auch schon Wälder gemalt. Ich bin von vielem inspiriert, aber besonders von Licht und Schatten und das ist in den Bergen häufig zu sehen. Es hat auch damit zu tun, dass ich »hundert Billionen« Ski-Saisonen durchgemacht habe und die Berge habe ich immer gesehen, das ganze Jahr über. Ich bin 16 Jahre lang – bevor ich hier in Tirol geblieben bin – dem Winter hinterhergereist: Australien, Österreich, Australien, Österreich … für mich war immer Winter.
Wie kam es zu 16 Jahren Leben im Dauerwinter?
Jessie Pitt: Nach der High School in Australien habe ich zwei Jahre Kunst studiert. Dann hatte ich überlegt, ob ich weiter Kunst studieren soll, aber ich hatte die Möglichkeit in Obergurgl als Zimmermädchen zu arbeiten, und dann viel Skifahren zu gehen. Also bin ich mit 20 in einer Pension in Obergurgl gelandet, habe von 8 bis 12 Uhr gearbeitet und war den Rest des Tages skifahren, fast jeden Tag. Das war eigentlich nicht schlecht: Putzen ist zwar nicht meins, aber das Skifahren … Im nächsten Winter habe ich Skifahren bereits zum Job gemacht, mein erster Winter in der Skischule Falls Creek.
Das mit dem Skilift nimmt dir die Wahrheit, wo du bist und wo du stehst.«
– Jessie Pitt
Leute, denen ich von deinem Leben im »Dauerwinter« erzähle, meinen, das müsse deprimierend und bedrückend sein.
Jessie Pitt: Im Tal ist es sicher bedrückender als wenn du oben am Berg bist. Du weißt es ja selber, bist ja auch viel am Berg. Am Berg ist es überhaupt nicht bedrückend. Aber es gibt auch hier im Tal viele Leute, die hier geboren und aufgewachsen sind und es bedrückend finden.
Ich finde es schräg, wenn Leute aus Großstädten kommen und sagen sie fühlen sich bedrückt in den Bergen. Ich meine: In der Stadt gehen sie zwischen den Häusern in »schmalen Gängen«. Hier kannst du im Tal viel mehr sehen als die Leute in der Stadt. Aber vielleicht ist es die ungewohnte Präsenz von Bergen und der Natur.
Auf deiner Website findet man auch hauptsächlich Wintermotive.
Jessie Pitt: Ich mag Winterberge, ich mag Schnee, ich mag wie sie ausschauen: inspirierender als im Sommer. Ich war eben auch mehr im Winter. Seitdem ich einen Sommer habe, habe ich auch ein paar Sommerberge gemalt, aber ich bin ein Winterkind. Schnee und Berge sind so schön.
Hast du auch schon vor deiner »Winterzeit« Berge gemalt?
JessiePitt: Als ich studiert habe, habe ich keine Berge gemalt. Ich habe Geschichte gemalt, alte Gebäude und Ruinen. Geschichte interessiert mich, zum Beispiel das Mittelalter, auch die Zeit davor. Es ist egal, was wir machen, die Zeit geht immer weiter. Geschichte kann sehr mächtig sein, alles vergeht. Das ist auch ein Thema, das in meinen Gedichten sehr präsent ist und kommt jetzt auch wieder mehr in meinen aktuellen Bildern.
Abgesehen von den Motiven, wie hat die »Winterzeit« deine Technik beeinflusst?
Jessie Pitt: Das, was ich beim Reisen in der Tasche mitnehmen kann, hat meine Technik bestimmt. Ich wollte immer malen können wo ich war, ganz egal wo oder wie wenig Platz war.
Es wäre ohne dem Reisen sicher anders geworden. Das Leben beeinflusst uns vermutlich in jedem Sinne und als Künstler ganz sicher. Als ich studiert habe war mein Schwerpunkt Druck. Also wer weiß, vielleicht wäre ich mehr in Richtung Druck gegangen als dass ich diese Mixed-Media-Technik aus Zeichnen und Malen entwickelt hätte. Bleistifte, Kohle und Tinte habe ich immer mitgenommen, es ist klein, passt in die Tasche.
Du sprichst häufig vom »Soulfood«, das dir die Berge geben – kannst du das beschreiben?
Jessie Pitt: Das ist wie Essen, ich finde das Wort beschreibt das genau. Die Kraft der Natur ist etwas, das uns bewegt und wir als Menschen kommen immer mehr weg von der Natur, außer jene die bewusst in die Natur gehen. Du kannst heute ganz gut Leben ohne dass du überhaupt in die Natur gehst. Ich sage immer wir sind von der Erde, wir haben eine Verbindung mit der Erde. Es ist schwer zu beschreiben. Aber wenn du offen für die Natur bist, dann fühlst du es auch.
Ist das deine »Message«, die du mit deiner Kunst ausdrücken möchtest?
Jessie Pitt: Message würde ich nicht sagen. Es ist mehr ein Gefühl, das ich ausdrücken möchte. Ich male nicht ein Bergportrait. Das habe ich früher gemacht, als ich angefangen habe Berge zu malen. Da habe ich mich genau dafür interessiert: welcher Berg, wie hoch ist er. Das mache ich nicht mehr. Heute möchte ich das Gefühl ausdrücken, das ich selbst am Berg erlebe und vielleicht damit beim Betrachter eine Verbindung zum Berg schaffen.
Die Titel deiner Werke haben sich auch verändert, die Namen der Berge kommen nicht mehr vor.
Jessie Pitt: Ja genau, ich finde den Namen des Berges einfach nicht wichtig, um das Gefühl auszudrücken.
Wenn das Gefühl so wichtig ist, fällt es dir wegen der emotionalen Verbindung schwer Werke zu verkaufen?
Jessie Pitt: Njein, es gibt manche Bilder, die will ich gar nicht loswerden. Aber wenn Leute meine Bilder kaufen, dann siehst du auch wie die eine Verbindung damit haben. Ich bin immer noch in der Phase, in der Leute, die meine Bilder kaufen, eine persönliche Verbindung dazu haben. Ich bin jetzt nicht so berühmt, dass das einfach ein finanzieller Kunde wäre.
Deine Bilder sind nie gerahmt, warum?
Jessie Pitt: Weil ich Rahmen nicht mag (lacht). Ich mag einfach diese Freiheit, dass sich das Bild bewegen kann, nicht fest ist. Ich habe immer Probleme gehabt mit Rahmen und dem Glas, das nur wie eine Wand zwischen dem Bild und dem Betrachter ist. Im Glas sehen wir ja nur uns selbst und nicht das Kunstwerk dahinter.
Wie reagieren Leute in den Ausstellungen darauf?
Jessie Pitt: Generell gut, weil es anders ist. Ich bin da sicher nicht die einzige, aber es sind wenige. Ich habe immer ein Problem mit Regeln, es gibt Regeln überall. Alle denken Kunst wäre frei, aber ich finde sie ist nicht immer frei. Viele wollen Rahmen haben. Es gibt Leute, die bei Kunstmessen meine Bilder nicht gekauft haben, weil sie nicht gerahmt sind, da bin ich mir sicher …
… aber sie könnten sie ja selber Rahmen lassen …
Jessie Pitt: … logisch, aber ich glaube das hat mit der Gesellschaft zu tun, alles muss sofort und schnell und jetzt oder am besten gestern passiert sein. Du bist frei wenn du ganz arm bist, wenn du dein Geld irgendwie anders verdienst oder wenn du reich bist. Es klingt komisch, aber ich sehe das bei Ausstellungen, ich meine das nicht böse oder gegen andere Leute, aber vieles ist gleichformatig, der Großteil gerahmt, es ist irgendwie ein System. In den großen modernen Galerien ist das komplett anders, aber es gibt diesen mittleren Bereich, wo sehr sehr viele Leute malen und zeichnen, da ist man nicht so frei.
Fühlst du dich noch frei oder »stuck in the middle«?
Jessie Pitt: Ich war immer ein Freiheitsmensch, ich wollte mich nie in der Strömung anderer Leute bewegen. Das bedrückt mich immer nur. Es ist genau wie du sagst, du kannst dein Bild ja selber rahmen. Meine Bilder werden dann auch zu 90 Prozent nach dem Kauf von den Leuten gerahmt. Es sind nur wenige Leute, die sich trauen ein Bild so aufzuhängen, wie ich es mache. Das ist auch okay, aber es ist so.
Für mich ist es weniger nur die Rahmengeschichte, für mich als Aussteller ist es erst ein fertiges Kunstwerk, wenn ein Bild hängt. Ich hatte zuletzt ausgestellt, ich sage nicht wo, und sie hatten mein Bild so „festgebunden“, es war überall befestigt. Für mich ist es dann irgendwie gefangen, ich fühle mich dann selbst gefangen wie das Bild. Viele sagen ich mache das falsch, das sind aber immer nur Erwartungen vom Betrachter, egal von wo sie diese her haben.
Die meisten deiner Werke sind monochrom gehalten. Ist Farbe auch so ein Thema der Erwartungen?
Jessie Pitt: Ich glaube, das hat mehr damit zu tun, welchen Zugang ein Mensch hat. In Sydney bei der Kunstmesse hat genau gegenüber eine nette Frau ausgestellt, die Blumen malt. Es waren riesige Blumen, richtig cool, sehr bunt. Und meine Bilder waren in diesem Maßstab sehr monoton. Es war witzig anzuschauen, wie die Leute zu dem gehen, was sie anspricht. Es gab Leute, die sind wups zu ihr und andere sofort zu mir. Im Moment gibt es halt viel bunt. Es gibt da auch in der Kunst eine Art Mode.
Vom 28. bis 31. August findet das 25. Bergfilmfest in St. Anton statt. Du hast dort schon in der Vergangenheit ausgestellt, aber für dieses Mal planst du Großes.
Jessie Pitt: St. Anton ist cool, weil ich die Möglichkeit habe, eine riesige Räumlichkeit zu bespielen. Die Eingangshalle ist riesig, da stand letztes Jahr ein Pistengerät in der Mitte, das durch die Größe der Halle winzig wirkte. Bisher habe ich da in einer Ecke ein paar Bilder gezeigt, aber dieses Mal wird das richtig groß. Das hat nichts mit Geld zu tun, sondern mehr mit dem, was ich machen möchte.
Was möchtest du denn machen?
Jessie Pitt: Ich wollte immer groß malen, es wirkt ganz anders mit meinen Motiven. Wenn ich eine Ausstellung mache, dann soll es nicht einfach nur eine Ausstellung von Bildern sein. Ich möchte in der Zukunft mehr Installationen machen. Sie sollen das Gefühl einer anderen Welt vermitteln. Ich möchte die Leute in die Berge bringen. Ich hatte jemand bei einer Ausstellung in London, der war noch nie in den Bergen. Er sagte, es ist für ihn unfassbar, dass so etwas überhaupt existiert.
St. Anton ist total viel Arbeit, und das ist immer so wenn du selbst viele Erwartungen an dich hast. Als Künstler habe ich natürlich auch das Thema meiner eigenen Zufriedenheit. Es gibt Tage, an denen ich meine Kunst nicht mag und andere, wo es gut ist. Ich möchte aber auch die Verbindung von Vergangenheit und heutiger Zeit vermitteln und die Verbindung vom Menschen mit der Erde und der Natur.
Du bist auf Social Media sehr aktiv in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Was ist dir wichtig?
Jessie Pitt: Es hängt alles mit allem zusammen, wir brauchen die Natur. Wir nutzen aber die Natur so als wäre alles nur dazu da, Geld für uns zu machen. Ich finde es arrogant vom Menschen, dass wir denken wir sind der »top dog« von allem Lebenden, das macht mich fertig. Speziell jetzt, wo wir über alles, was in der Welt los ist gut Bescheid wissen.
Was mich stört ist, dass die Wertschätzung vom Menschen für die Natur weg ist. Ich finde wir sind sehr eigennützig. Das heißt nicht, dass wir nicht nett sind. In Australien sind wir generell ganz nett, aber wenn es Dinge gibt, die wir nicht anschauen wollen, sind wir sehr gut im Wegschauen: Aborigines, Ölfirmen, Waldrodungen …
Was bedeutet das für dein eigenes Leben?
Jessie Pitt: Ach, ich esse Bio, ich habe kein Auto, ich esse kein Fleisch. Für mich ist das alles ganz normal, das war immer so. Je mehr du in der Natur bist, desto mehr Verbindung hast du zu ihr und es bewegt dich mehr dazu, die Augen offen zu haben. Nur in Australien brauche ich ein Auto, da kommst du sonst nirgends hin ohne Auto. Ich bin sicher nicht perfekt.
Wie nimmst du das in deiner Umgebung hier in Tirol wahr?
Jessie Pitt: Hier in Tirol gibt es schon viele Leute, die von der Natur leben. Das ist aber auch geschichtlich bedingt, du kannst die Berge hier nicht ignorieren, sie sind einfach da. Du kannst keine Großstadt auf den Berg bauen. Logisch ist auch hier der Urwald weg, aber wie sie hier mit dem Wald umgehen, macht schon mehr Sinn, sie nehmen nur einzelne Bäume heraus und roden nicht gleich den ganzen Wald
Wie erlebst du den Tourismus?
Jessie Pitt: Der Tourismus macht mich fertig. Aber er macht viele hier fertig. Der Tourismus hatte das Leben der Einheimischen im Tal komplett verändert und dabei aber auch die Lebensqualität erhöht. Tourismus hat Vor- und Nachteil, viele Leute hier Leben vom Tourismus. Ein Nachteil ist die Menge an Leuten und der Druck auf die Natur. Der Vorteil ist, die Leute kommen und sehen die Berge. Aber leider haben die Leute dann oft trotzdem keinen Bezug. Du fährst mit dem Lift direkt auf den Gletscher. Wenn du Skitouren gehst und im Hinterötztal auf den Gletscher willst, das ist ein langer Weg, das dauert ein bissl. Das mit dem Skilift nimmt dir die Wahrheit, wo du bist und wo du stehst.
Das ist dann schwierig, wenn die Leute in die Berge kommen, aber trotzdem keinen Bezug zur Natur entwickeln.
Jessie Pitt: Ich finde die Leute schlafen irgendwie, es gibt keine Empathie mehr und Menschen ohne Empathie, das ist ganz schlecht. Schlecht für andere Menschen, aber auch schlecht für die Natur.
Du zeigst deine Empathie mit der Natur auch indem du Bio und kein Fleisch isst?
Jessie Pitt: Wir haben einfach zu viel. Es gibt Leute, die drei Mal am Tag Fleisch essen. Wie viele Leute in der Geschichte der Menschheit hatten die Möglichkeit, drei Mal am Tag Fleisch essen zu können, außer vielleicht Könige? Deswegen haben wir diese Massentierhaltung. Es wäre nett wenn jeder ein bissl weniger Fleisch ist. Ich esse zwar gar kein Fleisch, aber ich werde niemanden sagen »du musst Vegetarier werden« – ich bin auch nicht eine, bei der sich jemand rechtfertigen muss was er oder sie tut oder nicht. Aber es hat wieder mit dem Denken zu tun, dass du dir bewusst bist, was passiert.
(Jessie blickt auf die Teetasse vor ihr.) Wenn ich einen Tee trinke, was passiert dann? Wenn ich Palmöl in einem Produkt habe, was passiert dann? Es nervt mich, wenn Leuten nicht mehr bewusst ist, was passiert, wenn sie etwas tun.
Wenn ich Fleisch mag, dann kann ich ja schauen, dass ich Biofleisch esse, dass es den Tieren gut geht, vielleicht ein bisschen weniger davon essen, es sind die Kleinigkeiten.
Bio ist aber auch nicht gleich ökologisch.
Jessie Pitt: Es gibt eine super super Gesellschaft von Bauern in Tirol, die heißt „Bio vom Berg“, was die tun ist genial! Das ist nicht Massenproduktion, das sind die Einheimischen und Kleinbauern. Aber sie haben auch viel Plastikverpackung. Du bewegst dich schon in die richtige Richtung, aber warum nicht dann auch deine Verpackung?
Ich versuche selbst weniger Plastik zu verbrauchen. Es sind eben die kleinen Dinge, die wir selbst ändern können, die letztendlich eine große Wirkung haben. Langsam sehen wir das auch beim Fleischkonsum und Plastikverbrauch.
Ich glaube aber nicht, dass die Menschen bösartig sind, wenn sie sagen es muss jetzt alles schön verpackt sein. Das ist irgendwie passiert, sie denken, das ist eine gute Sache. Alles muss schön genormt und verpackt sein, es ist wie mit den Bildern, die gerahmt sein müssen.
Bedeutet das für dich, dass der Mensch gar nicht weiß was gut für ihn ist?
Jessie Pitt: Sind wir Menschen nicht auch unserer größter Feind?
Der größte Feind der Menschheit ist Apathie, wenn du nicht bewegt bist von einer Sache, kein Interesse hast, keinen Enthusiasmus, keine Bedenken. Ich finde, das ist schlimmer als Ignoranz. Ignoranz können wir ändern. Aber wenn du als Erwachsener nicht selbst auf die Suche nach Wissen gehst. Wenn du einfach alles aus dem Internet als Wahrheit annimmst, ohne ein bissl nachzuschauen, dann hast du ein Problem.
Apathie und fehlende Empathie, das ist das Problem.
Neben den Originalen gibt es ausgewählte Werke Jessie Pitts auch als limitierte Drucke. Ihre Arbeiten finden sich unter:
Jessie Pitt
Saatchi Art
Singulart