Wie grün ist eigentlich das Donauinselfest?
Kurz vor der 32. Ausgabe des Donauinselfests haben wir uns mit Thomas Waldner unterhalten. Als Projektleiter ist er bei der Wiener SPÖ verantwortlich für die Organisation des wohl größten öffentlichen Parteifestes der Welt.
Er hat uns erzählt, was das Donauinselfest dafür tut, Wiens Naherholungsinsel möglichst wenig in Mitleidenschaft zu ziehen, was er von Andreas Gablier hält, und was das besondere an einem Donauinselfest im Wahljahr ist.
Biorama: Das Donauinselfest galt einst als Vorreiter beim Becherpfand. Wo ist das Donauinselfest heute Vorreiter?
Waldner: Im Umweltbereich sind wir noch immer weit vorne, weil wir ein striktes Drucksortenverteilverbot haben und die Anreise nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgt. Zudem besteht unser Organisationsfuhrpark nur aus Golf-Wagerl, Elektro-Rollern und Segways. Vorreiter sind wir außerdem im Sicherheitsbereich. 24 Videokameras haben die neuralgischen Punkte im Blick. Die Vidiwalls auf den großen Bühnen und bei den Meeting-Points werden zentral angespielt, so kann rasch und individuell mit den BesucherInnen im Bedarfsfall kommuniziert werden.
Wenn man mit dem Schiff von Bratislava in Richtung Wien fährt, dann erkennt man das auch an der zunehmenden Zahl gelber Bierdosen im Wasser. Hat der Fluss während des Donauinselfests ein besonders Müllproblem, und gibt es ggfs. Maßnahmen dagegen?
Aus unserer Sicht nicht überdurchschnittlich, da die Treppelwege hauptsächlich von Einsatzfahrzeugen genutzt werden und dort auch kein Programm stattfindet. Der Großteil der Besucherinnen und Besucher bewegt sich entlang des Hauptwegs, da gibt es überall die Möglichkeit seinen Müll zu entsorgen. Weiters ist unmittelbar nach Programm-Ende bzw. wenn die Mehrzahl der Besucherinnen und Besucher die Insel verlassen hat, bereits die MA48 unterwegs und reinigt alle Wege und die gesamten Publikumsflächen. Während der Festivaltage sind seitens MA48 ca. 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. Die MA48 übernimmt auch die Trennung des Mülls. Überdies ist es verboten, Dosen oder Glas auf das Festivalgelände mitzubringen. Auch die Gastronomen dürfen keine Dosen oder Glasbehältnisse verkaufen.
Wieso ist das Donauinselfest eigentlich kein Green Event?
Wir versuchen jedes Jahr als große Open-Air Veranstaltung neue Herausforderungen im Sinne der ökologischen und sozialen Verantwortung zu erfüllen. Heuer zum Beispiel mit der Umstellung des Fuhrparks auf Golf-Wagerl. Aber auch altbewährte Maßnahmen zur Müllvermeidung werden eingehalten: Wir verwenden Pfandbecher und haben ein striktes Drucksortenverteilverbot. Trotzdem konnten wir bis jetzt nicht guten Gewissens sagen, wir sind total „green“, versuchen aber, uns in diese Richtung stetig weiterzuentwickeln. Das ist aber mein persönliches Ziel.
Das Donauinselfest ist eine politische Veranstaltung. Vor zwei Jahren hat Andreas Gabalier seine Teilnahme verweigert, weil er nicht die Hauptbühne bekam. Würde er heute überhaupt noch eingeladen?
Ich sehen Andreas Gabalier trotz all dem Volks Rock’n’Roller Image immer noch als Schlager-Act und als solcher würde er bei uns für die Schlagerbühne in Frage kommen. Da er sich selbst nicht ausschließlich diesem Genre zuordnet, stellt sich die Frage für mich gar nicht, ob er am Inselfest spielt, oder nicht.
Politisch halte ich die Freiheit der Kunst für ein hohes Gut, da gibt es keine Zensur. Obwohl das Donauinselfest natürlich keine Rechts-Rock Bands buchen wird. Wenn Sie mich persönlich fragen, kann ich mit den politischen Äußerungen Gabaliers nichts anfangen und finde diese mehr als entbehrlich.
Flüchten eigentlich die tierischen Bewohner der Donauinsel während des Fests in den Bereich südlich der Reichsbrücke?
Gute Frage. Aber der Großteil des Festgeländes (Floridsdorfer Brücke bis Reichsbrücke) ist in den warmen Monaten auch abseits des Inselfests gut besucht von Wienerinnen und Wienern, die Sport treiben, in der Sonne liegen oder baden. Daher denke ich, dass sich die Tiere grundsätzlich eher oberhalb der Nordbrücke und abwärts der Reichsbrücke aufhalten, aber das ist nur meine persönliche Meinung. Fest steht: Bisher hab ich im Zuge der Aufbauarbeiten erst ein Mal einen Hasen gesehen.
Es gab in diesem Jahr auch schon Rock In Vienna auf der Insel. Wie viel Massenspektakel verträgt eine Grünoase wie die Donauinsel?
Es gibt seitens der MA45 eine Regelung, dass es nur an 10 Tagen im Jahr Großveranstaltungen auf der Donauinsel geben darf. Ich finde diese Regelung wichtig und auch noch verträglich für die Insel als Natur- und Erholungsgebiet von Wien.
Ist ein Donauinselfest in einem Wahljahr etwas anderes als in einem Jahr ohne Wien-Wahl?
Eigentlich nicht. Mein Team und ich haben immer den Anspruch, das Bestmögliche auf die Beine zu stellen. Da die SPÖ Wien Veranstalterin des Donauinselfestes ist, wird in Wahljahren natürlich noch genauer hingeschaut, was sich am Inselfest abspielt, aber das bin ich schon gewöhnt und bereitet mir kein Kopfzerbrechen…
32. Donauinselfest 2015
26. bis 28. Juni 2015
2015.donauinselfest.at