„Ich will Teil eines Erfolgs sein.“ – Thomas Brezina im Interview
Die meisten kennen ihn als Bestsellerautor seiner Kinderbuchreihen wie „Die Knickerbocker-Bande“ oder „Tom Turbo“. Er ist aber auch Drehbuchautor, Fernsehmoderator und Produzent und hat sich in letzter Zeit wohl auch noch den Titel Instagram-Star verdient. Auch dort zelebriert er seine Begeisterung für die Natur. Mit BIORAMA hat er über die Anziehungskraft positiver Inhalte gesprochen und darüber, wie er seinen Enthusiasmus auch bei anderen zu wecken versucht.
BIORAMA: Sind die Themen Ökologie und Umwelt über die Jahre in Ihren Büchern präsenter geworden?
Thomas Brezina: Erstens habe ich immer sehr viel über Tier und Natur geschrieben. Ich wollte ja selbst Tierarzt werden, was ich nie geworden bin. Aber den Wunsch nach einem besseren Verständnis zwischen Mensch und Tier habe ich mir in der Buchserie „Sieben Pfoten für Penny“ erfüllt. Denn es bringt gerade bei Kindern nicht viel zu sagen: Ihr sollt schützen, ihr sollt dies und jenes machen! Und dann sagen die Kinder: „Na und? Die Erwachsenen machen alles kaputt, nicht wir!“ Es geht darum, Achtung zu erzeugen, es geht darum, zu begeistern. Das war auch das Ziel all meiner Wissenssendungen, und davon gibt es ja Hunderte von mir. „Forscherexpress“ und „Knall Genial“ und „Genau so geht’s“ und so weiter und so weiter. Und wieder ging’s darum, für Natur, für Chemie, für Physik, also für alles, was uns umgibt, zu begeistern.
Für Sie war es also von Anfang an ein Auftrag, Interesse und Begeisterung für Natur zu wecken?
Das ist mein eigenes Leben! Ich wecke Interesse für das, was mich selber begeistert und interessiert. Ich sehe das nicht so sehr als Auftrag, sondern als eine Freude, das zu machen. Und diese Freude möchte ich auch bei anderen auslösen. Ich glaube, das ist heute das Wichtigste.
Haben Sie den Eindruck, dass die Notwendigkeit von Naturschutz und Verantwortung für die Natur den Kindern von heute eher bewusst ist als den vorigen Generationen?
Das Thema Verantwortung für Natur und Naturschutz steht für mich nicht an erster Stelle bei Kindern. Zuerst müssen sie einmal kennenlernen, was das eigentlich ist. Also steht für mich an erster Stelle, ihnen das alles näherzubringen. Ich glaube, dass wir heute dazu mehr Möglichkeiten haben, dass wir mit wesentlich tolleren Bildern arbeiten können beispielsweise. Das ist ein großer Vorteil. Andererseits sind die Themen rund um uns wesentlich mehr geworden. Das heißt: Es ist ein Teil davon.
Das heißt: Wir sollten auf die Neugier setzen und darauf, dass die Verantwortung von selbst kommt?
Ja, das halte ich für den erfolgreicheren Weg.
Welchen Rat würden Sie Eltern geben, die ihren Kindern das Thema näherbringen möchten? Welche Art von Literatur und Lektüre?
Ich glaube, das Allerwesentlichste ist, mit den Kindern in den Tiergarten zu gehen. Gerade im Tiergarten Schönbrunn wird enorm viel gemacht, um Interesse für Tiere zu wecken. Auch das Naturhistorische Museum tut sehr viel dafür, zu zeigen, was diese Welt alles Grandioses zu bieten hat. Es gibt Schaubauernhöfe, es gibt so viele Möglichkeiten, man kann auch einfach selber eine Safari in den Wald machen. Freude über das alles zu entwickeln und auch das gemeinsame Staunen über Dinge – dabei sind auch die Eltern sehr gefragt.
Eine Aufgabe ist es auch, es nicht für selbstverständlich zu nehmen, dass etwas blüht, dass selbst im Winter schon Knospen an den Bäumen hängen und alles schon vorbereitet ist für den Frühling. Das halte ich für so wichtig.
Da sind also die Grenzen der Literatur erreicht?
Ja natürlich: Lesen und Filme sind eine zweite Stufe. Das direkte Erlebnis, das ist doch das Tolle! Was Literatur und auch Filme darüber hinaus bieten, ist großartig.
Was ist mit jenen Großstadtkindern, die ihre Vorstellung der Natur in erster Linie aus den Medien beziehen? Das sind Studien zufolge ja viele.
Wenn dem so ist, kann man als nächste Frage nur stellen: Was soll jetzt geschehen, was kann alles getan werden? Ich bin ein sehr pragmatischer Mensch. Diese Studien können ja nur dazu da sein, einen Anstoß zu geben, damit etwas unternommen wird. Und das, was ich vorschlage, sind ja keine sehr schwierigen Schritte, sondern sogar welche, die auch den Erwachsenen Freude bereiten sollen.
Am 2. April ist in der Wiener Stadthalle die spektakuläre BBC-Dokumentation „Planet Erde II“ zu sehen. Sie moderieren die Vorführung. Was ist das Besondere an diesem Film?
„Planet Erde“ liefert Bilder, die man normalerweise so nicht vor Augen bekommt. Aber es ist nichts anderes, als die Natur, die uns umgibt. Und das ist das Grandiose daran – durch starke Bilder wird eine Faszination ausgelöst für Dinge, die sonst vielleicht an einem vorübergehen würden.
Was darf man sich von diesem Abend erwarten?
Wien ist eine Station einer großen Tour. Es werden einerseits Ausschnitte aus dem Film gezeigt, dazu spielt ein Live-Orchester die grandiose Musik von Hans Zimmer, und dazwischen habe ich die Aufgabe, Verschiedenes zu erzählen zur Entstehungsgeschichte des Films und auch dazu, was im Film gerade zu sehen ist.
Können Sie für jemanden, der Ihnen noch nicht auf Facebook und Instagram folgt, erklären: Was machen Sie da eigentlich? Sie sind ja sehr erfolgreich damit.
In beiden Medien erzähle ich aus meinem Leben. Aber auch Krimis, die ich sonst für Kinder mache, gestalte ich jetzt dort in anderer Art auch für Erwachsene. Ich versuche, Dinge, die ich im Leben gelernt habe und die anderen vielleicht nützlich sein könnten, zu zeigen und Spaß zu verbreiten. Und ich habe ein Motto: „Es gibt auf der Welt wesentlich mehr Schönes, Großartiges, Faszinierendes zu sehen – wir müssen nur hinschauen!“ In einer Zeit, in der auf Social Media so viel Negatives verbreitet wird, habe ich gesagt: Ich will ein Gegengewicht setzen! Und das mache ich.
Sie richten sich auf Social Media also nicht an ein bestimmtes Publikum – Kinder oder Erwachsene beispielsweise –, sondern veröffentlichen einfach, was Sie selbst spannend finden, und das Erfolgsgeheimnis lautet: positive Inhalte bringen?
Ja, und es hat natürlich auch mit meiner Art des Geschichtenerzählens zu tun. Damit, dass ich aus allem eine Geschichte mache. Ich erreiche dort Erwachsene, also beginnend bei etwa 17, 18 Jahren, es geht dann aufwärts bis über 40. Ich analysiere auch nicht genau, warum es so gut funktioniert, und war auch selber überrascht. Ich habe aus Spaß damit begonnen, und jetzt ist es ein Teil meines kreativen Lebens geworden.
Was ich schon vielfach höre, ist, dass die Leute erzählen, sie schauen sich meine Instagram-Storys gerne an, wenn sie am Abend müde aus der Arbeit kommen und vielleicht etwas frustriert sind, und das baut sie auf. Na, das freut mich riesig! Aber ich erzähl ja auch: Auch bei mir läuft nicht immer alles großartig, auch bei mir ist nicht immer alles sensationell. Aber die Frage lautet immer: Was will ich daraus machen?
Wir haben uns ausgiebig darüber unterhalten, wie man Kinder für Naturschutz begeistert. Wie würden Sie denn empfehlen, Erwachsenen mit neuen Medien sperrige Inhalte zu vermitteln?
Wie auch jeder andere Mensch will ich nicht belehrt werden, ich will mir nicht erklären lassen, dass ich alles falsch mache. Ich will Teil eines Erfolgs sein, und nicht Betroffener eines Schreckens. Ja, vieles ist schrecklich. Aber es geht wieder darum: Was kann getan werden? Das ist doch das Interessante. Wir wollen doch alle Teil eines Erfolges sein und nicht Auslöser einer Katastrophe.
In Wien moderiert Thomas Brezina die Fortsetzung der BBC-Serie „Planet Erde“, in Deutschland moderiert Umweltaktivist Dirk Steffens.
Termine:
6. 3. 2018 Berlin, Mercedes-Benz Arena // 7. 3. 2018 Hamburg, Barclaycard Arena // 9. 3. 2018 Hannover, TUI Arena // 13. 3. 2018 Köln, LANXESS Arena // 16. 3. 2018 Oberhausen, König-Pilsener-Arena // 21. 3. 2018 Zürich, Hallenstadion // 22. 3. 2018 Nürnberg, Arena Nürnberger Vers. // 24. 3. 2018 Stuttgart, Schleyer-Halle // 26. 3. 2018 Mannheim, SAP Arena // 30. 3. 2018 Frankfurt, Festhalle // 31. 3. 2018 Freiburg, SICK-Arena // 1. 4. 2018 München, Olympiahalle // 2. 4. 2018 Wien, Stadthalle