Mein Auto ist dein Auto
In der Stadt ist es oft von Vorteil die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, anstatt sich mit dem Auto in den Stau zu stellen und von allen Seiten anhupen zu lassen. Manchmal kann man allerdings nicht anders als mit dem Auto zu fahren, hat aber kein eigenes. Carsharing 24/7 schafft Abhilfe für beiderlei Probleme.
Privates Charsharing nennt sich die Idee. Nicht genutzte Autos werden einfach über die Webseite zum Verleih angeboten und lassen sich nach den individuellen Anforderungen suchen. Ruth Juric von Carsharing 24/7 erklärt im Interview wie das Ganze funktioniert.
BIORAMA: Die Idee von Carsharing 24/7 ist aus einem privaten Bedürfnis heraus entsprungen. Wie wurde aus der Idee ein Geschäftsmodell?
Ruth Juric: Unternehmer und Gründer Robert Reithofer war selbst Autobesitzer, bis die Parkplatzsituation in Wien und die laufenden Kosten ihn dazu bewegten, sich nach Alternativen umzusehen. Das eigene Auto zu verkaufen war nicht leicht, aber durch Zufall ergab sich eine erste private Carsharing-Gemeinschaft und das war die ideale Lösung für drei Menschen, die sich seit mehr als zwei Jahren ein Fahrzeug teilen. Es brachte enorme Vorteile für alle drei und zog auch so viele weitere Interessierte an, dass sich die Software Manufaktur e.U. im Frühjahr 2011 entschied, das erprobte Modell professionell umzusetzen und damit diese Form der Mobilität mehr Menschen zugänglich zu machen.
Ich brauche für morgen ein Auto. Was muss ich dafür tun?
Man muß sich zunächst auf carsharing247.com als Mieter registrieren. Das geht schnell und ist kostenlos. Man hat die Möglichkeit ein bisschen über sich zu erzählen und ein Bild von sich in seinem Profil zu speichern. Anschließend nutzt man die Fahrzeugsuche, um ein passendes Auto – sei es ein Stadtflitzer, Family-Van oder Transporter – in seiner Nähe zu finden. Dann nimmt man Kontakt mit dem Vermieter auf und klärt alle weiteren Fragen, wie Verfügbarkeit, Mietpreis und Übergabe.
Ab wann lohnt es sich als Vermieter gelistet zu werden und wann als Mieter?
Als Vermieter lohnt es sich, sobald ich ein Auto besitze, dieses aber nicht ständig nutze und ich durch die Überlassung meines Fahrzeuges an andere meine Fixkosten reduzieren möchte. Als Mieter profitiert jeder, der nur hin und wieder ein Auto braucht, z.B. für Ausflüge, größere Einkäufe etc. Natürlich kann ich auch als Vermieter ein Auto in einer anderen Stadt mieten.
Welche Vorteile kann privates Carsharing gegenüber gewerblichen Angeboten aufweisen?
Erstens: Es werden bestehende Ressourcen genutzt, d.h. es werden keine neuen Fahrzeuge angeschafft. Das allein bereits schont die Umwelt, wenn man bedenkt, dass die Produktion eines Neuwagens rund 15 Tonnen Co²-Abgase mit sich bringt. Zweitens: Die Parkplatzsituation, vor allem in Großstädten, wird verbessert, denn ein gut ausgelastetes Carsharing-Fahrzeug kann bis zu acht Autos ersetzten. Im Unterschied dazu parken die gewerblichen Anbieter in „parkplatznotgeplagten“ Großstädten wie Wien zusätzlich 1.000 Autos und beanspruchen zudem öffentliche Stellplätze für gewerbliche Zwecke. Drittens: Mieter und Vermieter profitieren beide in finanzieller Hinsicht. Der Mieter indem er ein Fahrzeug zur Verfügung hat, das viel günstiger ist als ein eigener Pkw oder Auto von einem gewerblichen Anbieter. Der Vermieter gewinnt dabei auch, weil er die Fixkosten für sein Auto mit anderen teilt und damit deutlich senkt.
Das Prinzip ist also sehr simpel. Im Detail müssen aber viele rechtliche Dinge geklärt werden. Wie sichert man sich bei Carsharing 24/7 ab?
Bis dato waren alle rechtlichen und versicherungstechnischen Fragen in einem Überlassungvertrag geregelt. Im Schadensfall hat der Mieter gehaftet. Erstmalig besteht aber nun Möglichkeit eine umfassende Zusatzversicherung abzuschließen. In Kooperation mit der Niederösterreichischen Versicherung bieten wir ein erstklassiges Komplettpaket mit Haftpflicht, Vollkasko, Rechtschutz und zu Beginn auch kostenlosem Pannendienst und Ersatzfahrzeug. Mieter und Vermieter sind damit in jedem Fall abgesichert.
Ein anderer wichtiger Punkt sind die Einnahmen aus den Vermietungen aus steuerrechtlicher Sicht. Grundsätzlich darf die Plattform zunächst nicht für gewerbliche Nutzung verwendet werden. Es geht schließlich nicht darum, mit seinem Auto viel Geld zu verdienen, sondern einfach die eigenen Fixkosten zu reduzieren. Aber auch im privaten Bereich können schnell gute Einnahmen erzielt werden, gerade wenn die Nachfrage groß ist. Jedenfalls gilt hier zu berücksichtigen, dass ein Gewinn – also alle Einnahmen nach Abzug aller Kosten – nicht die Gewinnzuverdienstgrenze überschreiten darf. Mit der Absicht die Fixkosten zu reduzieren, bleibt man also auch unter dieser Grenze.
Welche Pläne habt ihr für die Zukunft?
Unser großes Ziel ist die Variante der Carsharing 24/7-Teams bekannt und beliebt zu machen. In diesem Fall bilden mehrere Personen rund um ein Auto ein Team und teilen dieses Fahrzeug längerfristig miteinander. Dafür stellen wir viele praktische Tools zur Verfügung, wie den Online-Reservierungskalender, ein Fahrtenbuch, die „autoBill“, ein tagesaktuelles Abrechnungssystem, und natürlich die praktischen Apps für iPhone und Android. Grundsätzlich wollen wir privates Carsharing nicht nur in den Städten etablieren sondern auch wirklich flächendeckend aufs Land bringen. Darüberhinaus haben wir auch noch andere Ziele, aber die verraten wir erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Habt ihr auch schon Vermieter am Land oder konzentiert ihr euch auf Städte?
Einige weniger Vermieter haben wir bereits im ländlichen Raum. Wir konzentrieren uns nicht nur auf den urbanen Raum, weil gerade auch am Land, etwa in kleineren Gemeinden, der Bedarf an Carsharing vorhanden ist, da es dort keine gewerblichen Anbieter gibt. Es sind schon einige Kooperationen mit Gemeinden in Planung.
Wie verdient ihr euer Geld? Die Anmeldung und Nutzung ist immerhin kostenlos.
Zurzeit verdienen wir kein Geld mit Carsharing 24/7, derzeit ist das Projekt zu 100 Prozent eigenfinanziert. Wir nehmen eine Art Vorreiterrolle in Österreich ein und gehen leider noch bei Förderungen und Sponsoren leer aus. Unser Ziel ist es ein wirklich attraktives Projekt auf die Beine stellen, einen großen Pool an Autos und Fahrzeugtypen und auch die entsprechende Überzeugung für diese Mobilitätsalternative zu schaffen. Wenn sich unser System etabliert hat und gerne angenommen wird, wird es auch eine entsprechende Vergebührung geben müssen, um den weiteren Betrieb und Personal finanzieren zu können. An Gewinne ist aber vermutlich in den nächsten Jahren noch nicht zu denken.
Wie wäre es mit Bikesharing 24/7?
Eine Vespa und zwei Motorräder sind bereits bei uns registriert. Fahrräder haben wir noch keine in unserer Community, klingt aber nach einer guten Idee!