Welches Insekt ist das? So bestimmst du Insekten schnell und einfach.

Verbringt man gerne Zeit in der freien Natur, stolpert man schon einmal über das eine oder andere Insekt. Was sind die besten Möglichkeiten herauszufinden, worum es sich dabei handelt?

Möglichkeiten zum Insektenbestimmen: Bestimmungsbücher, Apps und Websiten.
Wem kommt das bekannt vor: man sitzt draußen, liest gemütlich ein Buch und auf einmal sitzt da ein Insekt, dass man noch nie zuvor gesehen hat. Was tun? Bild: Irina Zelewitz.

Wenn man nicht gerade Entomologe ist, also jemand, der sich beruflich oder privat mit Insekten beschäftigt, kommt man mit seinem Wissen über Insekten wahrscheinlich so weit, dass man sie aufgrund ihrer Gliedmaßenanzahl von Spinnen und dann noch Schmetterlinge, Motten, Käfer und Ameisen unterscheiden kann. Unter Umständen erkennt man noch die eine oder anderen Schmetterlingsart, die noch nicht dem großen Schmetterlingssterben zum Opfer gefallen ist, wenn das Tierchen nicht zu schnell weiterflattert.

Um sich Klarheit zu verschaffen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann sich ganz klassisch ein Insektenbestimmungsbuch zulegen, man kann sich auch digitale Unterstützung mit einer App holen. Hier eine Liste von fünf getesteten Apps, einer Website und drei Bestimmungsbüchern, die dabei helfen können, sich in der Welt der Insekten zurechtzufinden. Vor allem bei Arten, die oft verwechselt werden, wie verschiedenen Wespen oder Marienkäfern, können diese Möglichkeiten Abhilfe schaffen.

Bei dieser App geht es darum Schmetterlingsfunde zu melden und zum Citizen-Scientist zu werden.

Die App Schmetterlinge Österreichs verfügt über viele Funktionen und ein hübsch designtes Interface. Damit muss man sich erst einmal zurechtfinden. Bild: Screenshot der App Schmetterlinge Österreichs.

Schmetterlinge Österreichs

Die App Schmetterlinge Österreichs von der Umweltschutzorganisation Global 2000 und der Initiative Blühendes Österreich wurde 2016 ins Leben gerufen. Über die App können die Schmetterlinge bestimmt und Sichtungen gemeldet werden und somit ein Beitrag zur Schmetterlingsforschung geleistet werden. Das Design der App ist verspielt, die vielen Funktionen überfordern einen auf den ersten Blick aber etwas. Laut Global 2000 wurde die Bestimmungsfunktion nach dem Vorbild der Datingapp Tinder entworfen. Lädt man ein Foto eines Schmetterlings hoch, kann man mittels Filter und Wischen das Bild m0it der richtigen Art „matchen“.

Außerdem kann die App, bei aktiviertem GPS, den Standort der Sichtung bestimmen. Die User können miteinander kommunizieren und gegenseitig ihre Kontributionen einsehen, liken und kommentieren. Man muss dafür nur ein Profil erstellen oder sich über Facebook einloggen. Sichtungen kann man zwar jederzeit melden, es gibt jedoch immer wieder Aktionen und thematische Schwerpunkte von Global 2000 und Blühendes Österreich. Man kann seine Funde theoretisch auch auf Social Media teilen. Diese Funktion hat bei der BIORAMA-Testung leider noch nicht funktioniert.

Die App kann auch offline genutzt werden.

Nature Free ist eine Bestimmungsapp für europäische Tiere und Pflanzen im Allgemeinen. Bild: Screenshot der App Nature Free – Europe

Nature Free – Europa

Mit der App Nature Free – Europa können nicht nur Insekten, sondern auch andere Tiere, Pflanzen und Tiere bestimmt werden. Die Bestimmung erfolgt über mehrere Auswahlkriterien, wie Größe, Farbe, Aussehen, oder man kann auch spezifische Suchbegriffe eingeben. Die Suche nach den Kriterien funktioniert leider nur, wenn diese genau übereinstimmen. Ist man sich nicht sicher, ob beispielsweise die primäre Farbe braun oder grau ist, kann die Suche ergebnislos bleiben. Die verschiedenen Marienkäferarten sind zwar vorhanden, aber schwer zu finden, bei den Wespen war die Suche schon einfacher. Die App bietet außerdem Tierstimmen und -spuren für Bestimmungen außerhalb der Insektenwelt.

Besonders praktisch ist, dass die App offline genutzt werden kann. Gerade beim Wandern oder im Wald hat man ja nicht immer den besten Handyempfang. Momentan enthält die App 750 verschiedene europäische Tier- und Pflanzenarten. Ende 2018 soll eine erweiterte, kostenpflichtige, Version erscheinen.

Auch bei dieser App wird Citizen-Science betrieben. Man kann an Zählaktionen teilnehmen und gefundenen Insekten melden.

Da die Fotosuche der App Nabu Insektenwelt leider sehr ungenau ist, hat man mit der Suche über die verschiedenen Kategorien wahrscheinlich mehr Erfolg. Bild: Screenshot der App Nabu-Insektenwelt.

NABU Insektenwelt

Ähnlich wie bei der App Schmetterlinge Österreichs, kann man auch bei der App NABU Insektenwelt im Rahmen der Zählaktion Insektensommer dem Deutschen Naturschutzbund und naturgucker.de Sichtungen übermitteln und zum Citizen-Scientist werden. Bei dieser Aktion geht es mehr um punktuelle Erhebungen. Deswegen kann man immer nur zu bestimmten Zeiten eine Sichtung bekanntgeben, damit Doppelmeldungen vermieden werden. Im Register, dass nach verschiedenen Gruppen gegliedert ist, befinden sich die häufigsten gemeldeten Insekten in Deutschland – insgesamt  122 Arten.

Die Insektenbestimmung erfolgt hier über eine Bilderkennungssoftware. Lädt man ein Foto des entdeckten Exemplars hoch, schlägt einem die App verschiedene Arten vor, die mit dem eigenen Schnappschuss übereinstimmen. Die User-Bewertungen der App bestätigen aber die Testung von BIORAMA; die Fotosuche ist sehr ungenau. Das Insekt muss schon ziemlich groß auf dem Foto zu sehen sein, um erkannt zu werden. Innerhalb der App kann man Listen anlegen, für bestimmte Orte oder Zeiträume beispielsweise, um die eigenen Sichtungen später noch auseinanderhalten zu können. Die Steckbriefe der verschiedenen Arten sind sehr ausführlich. Sie enthalten neben einer Beschreibung des Aussehens, Vorkommens und der Lebensweise des Insekts auch Tipps für den Garten und mögliche Doppelgänger, was die Unterscheidung verschiedener Marienkäfer oder Wespenarten erleichtert.

Nützlinge können mithilfe eines alphabetischen Registers oder anhand von Bestimmungsmerkmalen gesucht werden.

Die App enthält Nützlinge und Schädlinge. Ausführliche Steckbriefe sind jedoch nur bei den Nützlingen vorhanden. Bild: Screenshot der App Nützlinge im Garten.

Nützlinge im Garten

Speziell auf nützliche Krabbeltiere fokussiert hat sich die App des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BLZ) Nützlinge im Garten (früher: aid-App des Bundeszentrums für Ernährung). Das Interface ist sehr übersichtlich und sämtlicher Funktionen der App werden im Bereich „Info“ erklärt.

Mit der App können Nützlinge von Schädlingen unterschieden werden und auch miteinander abgeglichen, also welcher Nützling hilft gegen welchen Schädling. Identifizieren kann man die nützlichen Tiere (und auch Pilze) über ein alphabetisches Register oder anhand verschiedener Bestimmungsschlüssel. Schädlinge können nur mittels Register gesucht werden. Steckbriefe sind nur für Nützlinge vorhanden. Verschiedene Wespen und Marienkäfer sind als Nützlinge ebenfalls vorhanden.

Hat man eine Übereinstimmung gefunden, gibt es neben des für Bestimmungsapps üblichen Steckbriefes auch noch artenspezifische Tipps. Bei einem Nützling erfährt man, wie man dafür sorgt, dass er sich im Garten wohlfühlt, bei einem Schädling welche Nützlinge gegen seine Ausbreitung helfen.

Eine schnelle Suche ist mit der App eher nicht möglich.

Die Hauptfunktion der App Map of Life ist die Suche nach Arten, die in der momentanen Umgebung am ehesten vorkommen könnten. Dies bedeutet aber noch nicht, dass die entdeckte Art sich darunter befindet. Bild: Screenshot der App Map of Life.

Map of Life

Die App Map of Life basiert auf einer geographischen Karte auf der man ein Suchgebiet festlegen kann. Abhängig vom Gebiet, in dem man sich befindet, zeigt einem die App Spezies, die sich in der Nähe befinden könnten, an – und zwar nicht nur Insekten, sondern auch andere Tiere und Pflanzen. Die Arten kann man liken, damit der Social Media-Character, der bei Apps anscheinend mittlerweile ein Muss ist, nicht verloren geht, eine Sichtung melden oder den Wikipedia-Steckbrief und eine Verbreitungskarte einsehen. Für eine Meldung muss man sich registrieren. Dies ist nur mit einer E-Mail-Adresse, nicht über Social Media, möglich.

Die einzige andere Möglichkeit, Arten in der App zu suchen, ist über eine Namenssuche. Weiß man den Namen nicht, muss man sich auf die geographische Empfehlung verlassen und diese, mitunter auch länger, durchkämmen, was sehr mühsam sein kann. Eine schnelle Bestimmung ist mit der App also nicht garantiert. Sie ist besser dafür geeignet, mehr über die Verbreitungsgebiete von Tieren und Pflanzen in Europa zu lernen.

Wird man von Schädlingen geplagt, kann die Schädlingsbibliothek von Aries weiterhelfen, zum Beispiel bei der Unterscheidung verschiedenener Mottenarten. Bild: Hsu Hong Lin auf flickr.com (CC BY 2.0)

Schädlingsbibliothek

Gerade, wenn man zuhause mit Schädlingen konfrontiert ist, möchte man so schnell wie möglich wissen, um welche Tiere es handelt, und was gegen ihre Verbreitung tun kann. Die Firma Aries bietet dazu auf Ihrer Website eine Schädlingsbibliothek. Gegliedert ist diese nach den verschiedenen Bereichen, nämlich Haushalt, Lebensmittel, Kleidung und im Freien, in denen Schädlinge vorkommen können. Dies macht zum Beispiel die Unterscheidung von Kleider-, Dörrobst- und Mehlmotten leichter. Zu jedem Tier gibt es eine Kurzbeschreibung und einen ausführlichen Steckbrief mit Tipps zur Vorbeugung und Bekämpfung.

Der Kosmos Insektenführer

Unter den scheinbar endlosen vielen Insektenbestimmungsbüchern, die es gibt, weiß man oft gar nicht, zu welchem man am ehesten greifen sollte oder was sie unterscheidet. Gut, dass es für sowas Experten gibt. Alice Laciny, die Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen (AÖE), empfiehlt den Kosmos Insektenführer, den sie auch bei Wanderungen immer dabeihat, der etwa 1.000 verschiedene Insektenarten umfasst. Am Beginn des Buches „werden auch Biologie, Entwicklung und Unterscheidung der Ordnungen verständlich erklärt. Bei der Bestimmung helfen dann schöne Fotos und ein übersichtlicher Farbcode.“ Alle Insekten findet man natürlich nicht in dem Buch, aber gerade die häufigsten heimischen Arten sind abgedeckt.

Für die Bestimmung von Insekten im Alltag reichen können auch weniger ausfürliche Bestimmungsbücher ausreichen.

Alice Laciny, Präsidentin der AÖE, hat ihre Ausgabe des Kosmos Insektenführers immer bei Wanderungen dabei. Bild: Alice Laciny.

Ebenfalls vom Kosmos Verlag gibt es das Buch Welches Insekt ist das?, im normalen und im handlichen Pocket-Format. Diese beinhalten zwar viel weniger Arten (450 normal, 170 beim Pocket-Format), sind dafür aber billiger. Alle drei Bücher werden vom Deutschen Naturschutzbund (NABU) empfohlen.

Übrigens: Das Insekt auf dem Titelbild, das von BIORAMA-Chefredakteurin Irina Zelewitz entdeckt und fotografiert wurde, ist übrigens eine Raubfliege. Das schlugen die Apps in der Testung vor und wurde von der AÖE bestätigt. Welche Art Raubfliege konnten weder die digitalen Helfer noch Experten anhand des Fotos sagen. Kommt man bei der Insektenbestimmung also zu gar keinem genauen Ergebnis, lässt man das Tier am besten Tier sein, ganz nach dem Motto: leben und leben lassen.

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