WWF fördert Gründergeist für Artenschutz
Innovate4nature nennen WWF Österreich und Impact Hub Vienna ihren gemeinsamen Start-up-Wettbewerb. Erklärtes Ziel: den Unternehmergeist von Aktivisten im Sinne der Biodiversität fördern. BIORAMA hat mit dem Initiator über den ökologischen wie ökonomischen Bedarf an Artenschutz geredet.
Von Theresa Ziegler
Ob Insektenhotel oder das Monitoring gefährdeter Arten – die österreichische Flora und Fauna hat in vielerlei Hinsicht Schutzbedarf. Der WWF Österreich und der Impact Hub Vienna unterstützen mit ihrem Wettbewerb „innovate4nature“ Unternehmens-Ideen, die sowohl der Natur als Lebensraum, als auch dem Artenschutz zugute kommen. Noch bis 2. Oktober können Geschäftsideen eingereicht werden. Die besten drei werden mit Coachings und Betreuung vom Impact Hub sowie mit bis zu 15 000 Euro Preisgeld belohnt. Um die angehenden Unternehmer stärker zu vernetzen, veranstaltet „innovate4nauture“ zusätzlich Idea Labs in Wien, Graz, Linz und Sankt Pölten. (Mehr Infos dazu gibt es hier.) Thomas Kaissl, Bereichsleiter für Umwelt und Wirtschaft bei WWF, hat uns erklärt, was eine Idee haben muss, um die Jury zu überzeugen.
BIORAMA: Den besten drei Einsendungen bietet „innovate4nature“ Coachings und projektspezifische Workshops an. Wie genau kann man sich das vorstellen?
Thomas Kaissl: Unser Projekt-Partner, das Impact Hub Vienna, übernimmt hier die Leitung. Es werden erfahrene Coaches eingesetzt, die den Einreichenden dabei helfen sollen, ihre Business-Ideen in ein funktionierendes Geschäftsmodell zu transformieren. Der WWF begleitet diesen Prozess fachlich-inhaltlich, mit seiner Expertise im Naturschutz sowie seinem Wissen über gefährdete Arten und Lebensräume, damit der Sinn des Programms realisiert wird, nämlich dass die Start-ups einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität liefern.
Was muss eine Idee haben, um euren Kriterien gerecht zu werden?
Thomas Kaissl: Wir suchen Geschäftsideen, die einen positiven Effekt auf die Biodiversität haben – direkt oder auch indirekt. Die Einreichungen werden nach den Kriterien „Biodiversitäts-Impact“, „Wachstumspotenzial der Idee“ sowie „Überzeugungskraft der BewerberInnen“ bewertet.
Gibt es in Österreich viele Start-ups, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen?
Thomas Kaissl: Noch viel zu wenige, jedoch werden es immer mehr. Auch dank verschiedener Initiativen wie beispielsweise eben solcher Start-up-Wettbewerbe oder Bewusstseinskampagnen, tut sich immer mehr auf diesem Gebiet.
Hat der WWF Österreich bereits Start-up-Ideen zum Natur- und Biodiversitätsschutz unterstützt oder ist diese Initiative auch für den WWF neu
Thomas Kaissl: Bis jetzt hat der WWF in Österreich vor allem mit größeren, etablierten Unternehmen zusammengearbeitet, die einen nachhaltigeren Weg einschlagen wollten. Mit Start-ups konnten wir letztes Jahr unser erstes Projekt starten – das Climatelaunchpad, einen EU-weiten Start-up-Wettbewerb. „innovate4nature“ ist heuer unser zweites Projekt. Es ist ein immenses Potential in jungen und angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern und birgt große Chancen für den notwendigen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft. Daher unser Fokus auf diesem Gebiet.
Was sind die häufigsten Probleme, die sich einem stellen, wenn man eine Start-up-Idee zum Natur- und Artenschutz hat?
Thomas Kaissl: Grundsätzlich gibt es ähnliche Herausforderungen wie bei allen anderen Start-ups. Die Herausforderungen liegen in einer optimalen Aufbereitung der Geschäftsidee, also des Business Case, es braucht ein gutes Team, gute Kontakte und einen gewissen „Riecher”, wo man sich wie einbringt. Wir sind gespannt, wie die Einreichenden das bei „innovate4nature“ aufbereiten.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der Unternehmer-Plattform Impact Hub?
Thomas Kaissl: Das Impact Hub ist eine der zentralen Adresse für Start-ups, beziehungsweise Jungunternehmer, speziell mit dem Anliegen einen öko-sozialen Impact zu schaffen. Ausserdem hat das Hub mittlerweile jahrelange Erfahrung mit Start-up-Wettbewerben, beispielsweise mit dem Social Impact Award, das heißt, das war eine klare Entscheidung. Erfahrene Coaches und ein gutes Netzwerk sowohl zu Experten, aber auch zu jungen engagierten Menschen sind weitere Punkte die für eine Zusammenarbeit gesprochen haben.
Wo gibt es gerade in Österreich noch am meisten Bedarf zum Schutz der Biodiversität?
Thomas Kaissl: Der Bedarf liegt sowohl im „Biotopschutz”, also im Erhalt bzw. Schutz von Lebensräumen, beispielsweise Mooren oder Augebieten, sowie im Schutz bedrohter Pflanzen- oder Tierarten. „Innovate4nature“ zielt darauf ab, Ideen dazu hervorzubringen, die einen direkten, positiven Impact darauf haben – als auch einen indirekten. Zum Beispiel kommt eine gute Idee rund um Ernährung oder Abfallvermeidung dem Erhalt der Biodiversität indirekt genauso zugute.
Gibt’s Überlegungen, dass sich der WWF auch an den Start-Ups beteiligt?
Thomas Kaissl: Der WWF in der Schweiz ist dazu am aktivsten und betreut das Thema Start-up-Förderung schon seit Jahren. In Österreich haben wir derzeit noch keine Beteiligungs-Ambitionen. Aber was nicht ist, kann noch werden.
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