Hundert alltägliche Vergnügungen

Vergnügungen

Es ist Zeit, umzudenken: Dan Kieran und Tom Hodgkinson, britische Autoren und Müßiggänger, laden uns in ihrem Buch der hundert Vergnügungen ein, scheinbar Alltägliches zu feiern und zu genießen:

„Krank sein“ muss dann „mitnichten nur lästig sein, sondern kann uns ganz eigene bittersüße Freuden verschaffen.“ Auch so profane Tätigkeiten wie „Auf dem Klo sitzen“ oder „Gähnen“ bekommen Aufmerksamkeit in den Vergnügungen und „Durch die Stadt flanieren“, „Der Morgenmantel“ und „Vergessen“ erscheinen in neuem Licht. Herbstspecial: „Blätter fangen“. „Wenn im Herbst die ersten Blätter um mein Haus flattern, ist das das Startzeichen für ein traditionelles Ritual in unserer Familie. Denn als Glücksbringer für die nächsten zwölf Monate ist es unerlässlich, dass wir (…) zwölf fallende Blätter fangen, oder es zumindest versuchen.“, weiß Chris Yates, einer der zahlreichen Co-Autoren der Hundert Vergnügungen.

In hundert kurzen Essays, die von Stephanie F. Scholz wundervoll illustriert sind, wird die Aufmerksamkeit der Leser und Leserinnen auf das Besondere im Alltäglichen gelenkt. Wenn auch manche der Vergnügungen geradezu offensichtlich scheinen, so ist es doch immer wieder eine gute Erinnerung, dass „Lächeln“, „Tanzen“ oder „Den Wind in den Haaren spüren“ etwas Vergnügliches ist.

Der Wert der (Un)Tätigkeiten

Die Autoren öffnen den Leserinnen und Lesern die Augen für (Un)Tätigkeiten, die man vielleicht schon unzählige Male achtlos gemacht hat, ohne sich deren Wert bewusst zu sein. Wieso sollte man nicht einmal „Mit dem Postboten plaudern“, „Auf Bäume klettern“, „Kartenhäuser bauen“ oder „Betrunken nach Hause gehen“ und sich daran erfreuen?
Hodgkinson und Kieran sind darin Spezialisten: Sie lernten sich bei der Arbeit für das Magazin The Idler kennen, und setzen sich in ihren Veröffentlichungen für einen müßigen und gelassenen Lebensstil ein.

„Erzwungenes Nichtstun ist eine seltene Vergnügung. Diese kurzen Momente im Leben, wenn man sich aus irgendeinem Grund gezwungen sieht, einfach innezuhalten und nachzudenken. (…) Darauf zu warten, dass der Tee zieht, ist so ein Moment. Die Zeit reicht nicht, um inzwischen irgendetwas zu ‚tun’, folglich bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als dazusitzen und zu warten, während Ihnen aus lauter Vorfreude auf das dampfende Gold der Mund wässrig wird.“ („Warten, dass der Tee zieht“)

Schade nur, dass die deutsche Ausgabe der sprachlichen Originalität und Verspieltheit der englischen Originalausgabe nicht gerecht wird.

 

Dan Kieran & Tom Hodgkinson
Das Buch der hundert Vergnügungen
Rogner & Bernhard. 2013.
220 Seiten. Circa 19,99,- Euro.
Erhältlich im Buchhandel oder als e-book. 

 

VERWANDTE ARTIKEL