Heumilch: Schweizer Bauern importieren Marketing-Ansatz
Seit 1907 vermarkten die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) gemeinsam Milch und Käse. Pirmin Furrer, Geschäftsführer der ZMP, möchte nun das erfolgreiche Vermarktungs-Konzept „Heumilch“ in die Schweiz importieren und intensiv mit allen alpinen Milchproduzenten kooperieren. Denn: „Nur noch 3 Prozent der europäischen Milch ist Heumilch“.
BIORAMA: Seit 10 Jahren wird in Österreich „Heumilch“ vermarktet. Mittlerweile produzieren die Kühe 8.000 österreichischer Bauern 15 Prozent der Gesamtmilchmenge des Landes. Seit Oktober nun gibt es in der Schweiz eine Projektgruppe, die Heumilch auch in den Kantonen etablieren möchte. Auch in Süddeutschland und in Südtirol denkt man schon länger über das Label „Heumilch“ nach. Warum?
Pirmin Furrer: In der Schweiz haben wir festgestellt, dass der Begriff Heumilch bei den Konsumentinnen und Konsumenten viel besser ankommt, als der technische Begriff silofreie Milch. Zudem soll in der ganzen Schweiz die Möglichkeit bestehen, Heumilchprodukte herzustellen und zu vermarkten.
Aus Konsumentensicht: Was unterscheidet herkömmliche Milch von silofreier Heumilch?
Silofreie Milch oder besser gesagt Heumilch entsteht, wenn den Kühen keine Silage verfüttert wird. Das heisst die Kühe fressen nur Gras und Heu. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die Heumilch mehr Omega-3-Fettsäuren enthält, die für die menschliche Ernährung positive Eigenschaften mit sich bringt.
In Österreich wird auch Bio-Milch teilweise als Heumilch vermarktet. Zentralschweizer Milchproduzenten möchten das Vermarktungsprinzip nun übernehmen. © Ja! Natürlich
Was macht Heumilch für die Schweizer Bauern so interessant?
Der Schweizer Bauer will Milchprodukte mit guter Wertschöpfung herstellen, welche der Markt nachfragt.
Die Marke Heumilch wurde in Österreich auch mit EU-Geldern bekannt gemacht. Ist die Schweiz da als Nicht-EU-Land benachteiligt?
Die Schweizer Milchproduzenten und Käser sind daran abzuklären, wie der Marktauftritt im In- und Ausland sein wird. Seit 8 Jahren ist der Schweizer Käsesektor liberalisiert (offene Grenzen). Daher macht es keinen Unterschied, ob die Schweiz in der EU ist oder nicht.
Die ARGE Heumilch Schweiz soll laut BauernZeitung unter dem Dach der österreichischen Organisation stehen. Worin konkret wird da der Austausch liegen?
Österreich, Süddeutschland, Südtirol und die Schweiz sind Alpenländer. Daher sollten wir in der Vermarktung von Heumilchprodukten gemeinsam auftreten, und die damit verbundenen Marketinggelder werden die Heumilch noch bekannter machen. Zudem wollen wir in der Schweiz das Rad nicht neu erfinden. In Gesamteuropa wird nur noch 3 % Heumilch produziert. Wir sollten diese Nische gemeinsam bearbeiten.
In Österreich gibt es nicht nur Heumilch-Käse und Heumilch, sondern auch Milchdrinks und Heumilchjoghurts. Sie sind auch Eigentümer von Emmi. Werden Emmi-Joghurts künftig aus Heumilch hergestellt werden?
Das wird der Markt entscheiden. Wenn die Konsumentinnen und Konsumenten Heumilch-Jogurts wünschen, dann werden wir diese gerne herstellen.
In Österreich gibt es mit der Bio-Wiesenmilch bereits eine vermarkterische Weiterentwicklung der Heumilch. Wäre das Bio-Wiesenmilch-Konzept auch kopierenswert?
Wiesenmilch und Heumilch kann nicht verglichen werden. Heumilch zeigt auch, wie die Winterfütterung der Kühe erfolgt. Wiesenfütterung macht eine Aussage zur Sommerfütterung. Daher sollte das nicht kombiniert werden.
Wird sich rein auf die Kriterien des Zulässigen Schweizer Heumilch von österreichischer Heumilch unterscheiden, weil die Schweiz kein EU-Land ist?
Wir werden in der Schweiz die Anforderungen des Labels Heumilch von Österreich übernehmen und auch erfüllen. Schliesslich sollen die Heumilchprodukte einen einheitlichen Auftritt haben, und damit müssen auch die Anforderungen an das Produkt identisch sein.
Haben Sie schon darüber nachgedacht, gleich auch dasselbe Heumilch-Logo wie die Österreicher zu verwenden?
Die Abklärungen zur Bildmarke laufen. Hier werden wir uns mit der ARGE Heumilch Österreich abstimmen.
Pirmin Furrer, Geschäftsführer der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), möchte intensiv mit allen alpinen Milchproduzenten zusammenarbeiten. © ZMP