Eine Runde Sache: Wohnen im Kraftwerk

Portrait of Rolf Disch the architect of Solarsiedlung (solar quarter) on the roof of Sonnerschiff (solar ship) on march 2, 2009. Suspended over the roofs are filigree solar roofs, consisting of solar cells, that convert the sunlight into solar electricity. The southern facades of the houses are glazed in order to let in as much light and heat as possible. The northern facades just have small windows preventing the loss of heat.

Mit der Architektur den Sternen näherkommen – zumindest der Sonne. Das hat ein wahrer Pionier des ökologischen Bauens bereits geschafft.

Rolf Disch aus Freiburg hat mit seinem Heliotrop neue Maßstäbe gesetzt, was ökologisches Bauen angeht. Den Bau eines Hauses, das ausschließlich mit der Kraft der Sonne geheizt wird, keinerlei Emissionen hat, ja sogar noch mehr Energie über die Sonne herstellt als es verbrauchen kann, hatte sich bis ins Jahr 1994 keiner zugetraut. Zu große Schwierigkeiten bei der Isolation. Nicht genügend Glasfläche am Haus. Wärmespeicher für den Winter unmöglich. Mit all diesen Problemen wurde der mittlerweile 72-jährige Rolf Disch während seines Architekturstudiums vertraut gemacht. Und doch wagte er, ein Haus zu entwerfen, das all diese Probleme auf einmal löste – das Heliotrop.

Das Heliotrop – einzigartig?

Das Heliotrop ist mit seiner Form und seinem Konzept, nämlich mehr Strom zu erzeugen, als es verbrauchen kann, ein Prototyp des ökologischen Bauens. Das zylinderförmige Gebäude ist hochisoliert und kann sich langsam mit der Sonne mitdrehen. So ist es wie ein Gewächshaus für Pflanzen, das sich mithilfe der direkten Sonneneinstrahlung selbst erwärmt. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt Strom, das Wasser wird über einen Regenwassertank gesammelt und später in einer Schilfkläranlage gesäubert und wiederverwendet. Dass diese Art zu leben funktioniert, zeigt der Architekt selbst, denn er wohnt seit seiner Errichtung darin. Obwohl es das Heliotrop schon seit über 20 Jahren gibt, ist es ein recht einmaliges Projekt. Ein zweites Heliotrop wurde in Offenburg als Ausstellungsobjekt gebaut, ein drittes in Hilpoltstein als Labor.

Heliotrop Freiburg

Das Heliotrop in Freiburg

Solarsiedlung in Freiburg

Dennoch gibt es weitere, verwandte Projekte. Zum Beispiel die Solarsiedlung am Schlierberg in Freiburg. Hier stehen gut 60 kleine, bunte Häuschen und ein sogenanntes Sonnenschiff, in dem Geschäfte und Büros untergebracht sind. Die freien Flächen der Häuser wurden mit Solarkollektoren ausgestattet; die Bewohner nehmen so mehrere Tausend Euro pro Jahr mit selbst hergestelltem Strom ein. Plusenergiehaus nennt man so etwas. Kosten für Heizung und Warmwasser übersteigen oft keine 150 Euro für 130 Quadratmeter Wohnfläche im Jahr. Doch die Lebensqualität muss laut Disch auch stimmen. Es darf nicht sein, dass unter einer ökologischen Bauweise die Ästhetik und die Gemütlichkeit eines Hauses leiden. Bei einem solch modernen solaren Wohngebiet soll natürlich auch darüber hinaus nachhaltig und ökologisch weitergedacht werden. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, eine Holzheizung oder Car-Sharing-Anschlussstellen sollen vorhanden sein und die ökologische Denkweise so weiterführen.

Solarsiedlung (2)

Passivhaus als Alternative

Heutzutage gibt es zahlreiche Varianten, wie man ein Plusenergiehaus bauen kann – von Fertigbauten über normales Bauen bis hin zur Renovierung alter Häuser. Allerdings muss hier geprüft werden, ob es sich lohnt in eine Renovierung hin zum Plusenergiehaus zu investieren, denn das Grundstück und die dortigen Sonnenverhältnisse sind nicht ganz unwichtig. Eine gute Alternative zu Plusenergiehäusern sind sogenannte Passivhäuser. Bei einem Passivhaus wird gedämmt und gedämmt, sodass die Wärme eines Hauses nicht verloren geht. Mit dieser starken Isolierung kann sogar die ausgehende Wärme eines Bewohners oder elektrischer Geräte genutzt werden. Die Obergrenze für Heizwärme soll so 15kWh pro Jahr nicht überschreiten, damit das Gebäude noch zum Passivhausbau zählt.

Aus Visionen wurde Wirklichkeit

Damit eine solche Effizienz im Hausbau möglich gemacht werden konnte, mussten früh neue Normen gesetzt werden. Der „Sunnyboy unter den deutschen Architekten“, wie Greenpeace Rolf Disch einmal nannte, hat dies getan und beweist heute, dass ökologisches Leben und Wohnen nicht den Komfort ausschließen und die Anschaffungskosten nicht das Budget sprengen. Denn ein nachhaltig gebauter und energiesparender Neubau kostet maximal zehn Prozent mehr. So wurde aus einer Utopie ein neues Geschäftsmodell mit langanhaltendem Nutzen.


Schon an anderen Stellen haben wir uns bei BIORAMA mit ökologischem Bauen beschäftigt.

Nachhaltiges Bauen made in Austria

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